Frauenliteratur der österreichischen Moderne
Grete von Urbanitzky (verh. Woloszcuk, verh. Passini) (1891
– 1974)
Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin
Biographie
G.v.U. wurde am 9.7.1891 in Linz geboren, besuchte dort ein
Lyzeum und später ein Gymnasium in Zürich. 1911
erschien ihre erste selbständige Publikation: "Sehnsucht". Sie
war sowohl als Romanautorin, Erzählerin, Übersetzerin
als auch als Journalistin tätig. Die Frage der Stellung der
Frau bzw. Künstlerin in der Gesellschaft und
Öffentlichkeit der damaligen Zeit steht oft im Fokus ihrer
Romane. Sie interessiert vor allem ein "neues" Frauenbild, das im
Zwiespalt zwischen "nicht mehr unterdrückt/noch nicht befreit"
steht. Als eine der wenigen Autorinnen wagte sie in ihrem Werk die
Thematisierung weiblicher Homosexualität und kritisierte die
bürgerliche Sexualmoral. Bereits in jungen Jahren erlangte sie
internationalen Ruf: In den zwanziger Jahren hat Mao Dun (1896-1981),
Künstlername von Shen Yanbin, einer der
größten Romanciers der chinesischen
Gegenwartsliteratur, dem chinesischen Publikum G.v.U. als viel
versprechende junge österreichische Schriftstellerin
vorgestellt. Zitat: "Unter den jungen österreichischen
Schriftstellerinnen ist Grete von Urbanitzky die
berühmteste..." Ab 1923 hat sie das Amt der
Generalsekretärin des Wiener PEN-Clubs inne - später
sollte sie als "nationale" Autorin 1933 dessen Spaltung initiieren. Sie
lebte ab 1933 in Berlin und solidarisierte sich mit den
"national"deutschen SchriftstellerInnen. Trotzdem werden einige ihrer
Werke bereits 1934, 1941 dann alle durch die Nationalsozialisten auf
den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Nachdem auch ihre
Mutter denunziert wird, beschliesst sie nach Paris ins Exil zu gehen.
Dort erfolgte auch ihre Distanzierung zu totalitären
Gedankengut. Trotz ihrer anfangs ambivalenten Haltung zum
Nationalsozialismus war sie mit jüdischen AutorInnen
befreundet (u.a. Felix Salten, Nelly Sachs und Gertrud Isolani) und
förderte junge Talente. Daher erhob sie nach dem Zweiten
Weltkrieg den (vergeblichen) Anspruch, ein Opfer des
Nationalsozialismus gewesen zu sein. An ihre Vorkriegs-Erfolge kann sie
in den Nachkriegsjahren leider nicht mehr anknüpfen. Zuletzt
arbeitet sie als Korrespondentin bei den Vereinten Nationen in Genf.
G.v.U. starb am 4.11.1974 in Genf.
Werke online
"Der wilde Garten" gilt als bekanntester österreichischer
Lesbenroman und wurde im Zuge der Neuen (deutschen) Frauenbewegung 1979
wieder aufgelegt. Die Autorin arbeitet mit einer Symbolsprache, sie
belegt Handlungen und Kleidung der Heldinnen mit Codewörtern,
Chiffren und erotische Stimmungen mit einer Farbsymbolik. Der "wilde
Garten" symbolisiert die Verfehlungen der Jugend und die Aufgabe der
Erwachsenen, diese durch die Wirrnisse des Heranwachsens zu
führen. Trotz gewisser Sympathien der Autorin für den
Nationalsozialismus wurde der Roman 1934 auf den Index der verbotenen
Bücher gesetzt, 1941 dann ihr Gesamtwerk.
Weitere Werke
- Das Jahr der Maria.- Wien (usw.): Wiener Literar.Anstalt,
1921
Signatur: 539921-B - Der verflogene Vogel. Gedichte.- Wien :
Wiener Literar.Anstalt, 1920
Signatur:535699-A - Des Kaisers junge Soldaten!- Wien :
Verlag Patriot.Extrablatt d.Bühnenkünstler, 1915.
Signatur: 511048-B - Die Auswanderer. Roman.- Wien, Wiener
Literarische Anstalt 1921
Signatur: 538035-B
- Maria Alborg. Roman.- Leipzig : Haessel 1923
Signatur: 641844-A
- Masken der Liebe. Novellen.- Leipzig : Haessel, 1922
Signatur: 641845-A
- Mirjams Sohn. Roman. - Stuttgart : Engelhorn, 1926
Signatur: 404656-B.Neu-Per.989.990
- Eine Frau erlebt die Welt. Roman. (Ungek. Sonderausg) -
Berlin, Wien, Leipzig : Zsolnay, 1934
Signatur: 637113-B.Neu
- "Es begann im September ...". Roman. (1. -10. Taus.) -
Freiburg/Br. : Badischer Verl., 1949
Signatur: 803111-B - Begegnung in Alassio. Roman. (10. -12.
Taus. Lizenzausg. f. Österreich.) - Wien : "Neues
Österreich", 1951
Signatur: 806918-B.Neu
Weiterführende Literatur
- Huber, Ursula: Frau und doch
kein Weib : zu Grete von Urbanitzky ; monographische Studie zur
Frauenliteratur in der österreichischen Zwischenkriegszeit und
im Nationalsozialismus. 1990. Diss.
Signatur: 1331936-C
- Widmann, Maria: Widersprüche in den
Weiblichkeitsbildern Grete von Urbanitzkys unter dem Einfluß
des Nationalsozialismus / eingereicht von Maria Widmann , 1996.
– Dipl.-Arb.
Signatur: 1486559-C
- Huber, Ursula: Grete von Urbanitzky – ungeliebte
Parteigängerin der Nationalsozialisten, 1993. In: L' homme.
Wien; Köln; Weimar – 4 (1993), 1, S. 74 –
88
Signatur: 1349756-C.4 – 5.1993 – 1994
- Lehner, Michaela: Das Wort als Tat. Grete von Urbanitzky und
Gertrud Fussenegger im Kontext völkisch-nationaler und
nationalsozialistischer Literatur. In: "Kulturhauptstadt des
Führers" / [hrsg. von Birgit Kirchmayr]. - Linz, 2008. - S. 185ff.
Signatur:1714999-C.N.S.,78 AUT-ART41-OOE-02