Frauenliteratur der österreichischen Moderne
Schriftstellerin und Psychologin
M. K. wird am 27.4.1889 als Tochter des Bühnenautors Carl Karlweis und Schwester des Schauspielers Oskar Karlweis geboren. Sie begann nach dem Abitur ein Psychologie-Studium, das sie allerdings schon 1907 abbrach, um den Industriellen Walter Stross zu heirateten. Aus dieser Ehe gehen die Töchter Bianka (geb. 1908) und Emmy (geb. 1910) hervor. Sie lernt in Altaussee Jakob Wassermann kennen, mit dem sie bald eine Liebesbeziehung eingeht. Im August 1919 ziehen sie gemeinsam nach Altaussee - im selben Jahr erscheint ihr Roman "Die Insel der Diana". Am 21. Februar 1924 kommt ihr Sohn Carl Ulrich (Charles) zur Welt. Sie heiratet Wassermann im Jahr 1926. Nach Jakob Wassermanns Tod 1934 zog sie in die Schweiz und nahm ihr Studium der Psychologie wieder auf. Sie studierte bei C. G. Jung Analytische Psychologie. Eines ihrer letzten Bücher ist 1935 eine Biographie über ihren verstorbenen Ehemann Jakob Wassermann. Bis 1939 war sie Mitarbeiterin der "Weltwoche" in Zürich. In der "Pariser Tagesezitung" schrieb sie 1937 über Annette Kolb "Eine Frau im Sturm der Zeit". 1939 ging Sie an die McGill-Universität in Montreal. Bis zu ihrem Tod arbeitete sie in ihrer psychiatrischen Praxis in Ottawa. Am 2. November 1965 starb M. K. auf einer Reise in die Schweiz. Sie veröffentlichte unter dem Pseudonym Barbara Vogel, aber auch unter Karlweis, Stross und Wassermann.
Mit einem Begleitwort von Jakob Wassermann
Marta Karlweis thematisiert in ihrem 1929 erschienenen Roman "Ein österreichischer Don Juan" männliche Identitätskonstrukte, deren Zerfall sie mit dem Niedergang der Donaumonarchie parallelisiert. Dabei arbeitet auch sie mit den Erkenntnissen der Psychoanalyse, die sie kritisch rezipiert. Das Theorem des Kastrationskomplexes etwa hebt sie von der Ebene der Geschlechter auf eine generelle Ebene, in der es im weiteren Sinne um Macht und Machtlosigkeit, um Fremdes und Vertrautes geht: "Die männliche Angst vor der dem Weiblichen attestierten Kastration erscheint bei Karlweis als paradoxe, weil gleichzeitig affirmative Abwehr von Differenz", so Spreitzer. Die männliche Hauptfigur konzentriert ihr Begehren auf den Fetisch und kann so die Frau als Subjekt zum Verschwinden bringen, ohne von der Angst vor dem Weiblichen bedroht zu werden.