Frauenliteratur der österreichischen Moderne

Maria Lazar (Pseudonym Esther Grenen 1895 – 1948)

Dramatikerin, Schriftstellerin, Journalistin, Übersetzerin

Biographie


M.L. wird am 22.11.1895 als letzte von acht Geschwistern einer jüdischen Familie geboren. Schwester Auguste Lazar wird ebenfalls Schriftstellerin. Sie besuchte die fortschrittliche Schwarzwaldschule in Wien, in der schon früh ihr literarisches Talent (Gedichte schreiben) gefördert wurde. Als Lehrerin an einer der Schwarzwald-Schulen, dem Harthof, einem Landerziehungsheim in den Semmeringbergen, schrieb M. L. ihren ersten Roman "Vergiftung" (1920) - eine zeitkritische Auseinandersetzung mit der Väter-/ Mütter-Generation. (Auch ihr ein Jahr später an der Neuen Wiener Bühne uraufgeführter Einakter, 23.2.1921 "Der Henker"hat den Generationenkonflikt, ausgetragen zwischen einem zum Tode verurteilten jungen Mörder und seinem Henker, zum Thema.) Dem Roman "Die Vergiftung" wurde die Anerkennung versagt, weil ihm ein "penetranter Weibsgeruch" anhafte - so Thomas Mann. Auch "Der Henker" kam bei Publikum und Kritik nicht an. Der ersehnte Erfolg kam erst mit den unter dem dänischen Pseudonym "Esther Grenen" veröffentlichten Romanen "Der Fall Rist" (1930) und "Veritas verhext die Stadt" (1931). M. Lazars eminent politisches Schauspiel "Nebel von Dybern", am 10.2.1933 in Stettin uraufgeführt, wurde wenig später von den Nazis abgesetzt. Ein Stück über die Ungeheuerlichkeit eines Gaskrieges im "Dritten Reich" war nicht erwünscht. Einige Monate später ging M. L. u.a. mit der Familie Weigel/Brecht nach Dänemark ins Exil. Auf der Insel Thurö stellte ihnen die dänische Schriftstellerin Karin Michaelis, die sie aus dem Kreis um Eugenie Schwarzwald kannte und die sich in der Folgezeit engagiert für deutsche EmigrantInnen einsetzte, ein Haus zur Verfügung. Mit ihren in Dänemark entstandenen Romanen und Dramen hatte Maria Lazar nur wenig Erfolg. Ihr Exil-Roman "Leben verboten" erschien unter dem Titel "No right to live!" 1934 in London. Den Roman "Die Eingeborenen von Maria Blut", der den Weg Österreichs in den Faschismus behandelt, konnte sie 1937 in der Zeitschrift "Das Wort" veröffentlichen. Daneben schrieb sie Essays, Erzählungen und Artikel für verschiedene Zeitschriften. 1939, noch vor der Besetzung Dänemarks durch deutsche Truppen, zog sie mit ihrer Tochter nach Schweden. Durch die Heirat mit Friedrich Strindberg (noch in Wien) - die Ehe dauerte von 1923 bis 1927 - war M. L. automatisch schwedische Staatsbürgerin geworden. Kurz vor ihrem Tod knüpfte sie an ihre Jugend an und begann wieder Gedichte zu schreiben. Als bei ihr eine unheilbare Knochenkrankheit auftritt, nimmt sie sich am 30.3.1948 in Stockholm das Leben. Ein Teil ihrer im Exil entstandenen Werke ist bisher nicht ins Deutsche übersetzt worden.

Werke online

Die Vergiftung. - Leipzig, Wien : Tal, 1920


M. L. beschreibt in ihrem Erstlingswerk "Die Vergiftung" die Zerstörung der Subjektivität der Protagonistin im Selbstschöpfungsprozess ihres Geliebten. Dabei setzt Lazar das methodische Verfahren der Freudschen Traumdeutung in ein ästhetisches um. "Die Vergiftung" ist eine zeitkritische Auseinandersetzung mit der Eltern-Generation. Der autobiographisch gezeichneten Protagonistin des Stückes, dem Mädchen Ruth, gelingt es, sich von der tyrannischen Mutter zu befreien. "Im Gegensatz zu den Vatermordstücken der Expressionisten endet bei Maria Lazar der Konflikt zwischen Mutter und Tochter unblutig".

Weitere Werke

  • Der Henker. Ein Akt. - München: Drei Masken Verl. 1921>

  • Signatur: 542190-B
  • Der Fall Rist (R., in Fortsetzungen im Vorwärts), 1930
  • Veritas verhext die Stadt (in Fortsetzungen im Berliner Tageblatt), 1931
  • Der Nebel von Dybern (Dr.), Urauff. in Stettin 1933
  • Leben verboten (R.), unter dem Titel No right to live, London 1934
  • Die Eingeborenen von Maria Blut (in Fortsetzungen in "Das Wort"), 1937
  • Die Weiber von Lynö (unveröffentl. Lustsp.)
  • Der blinde Passagier (Dr.) 1938
  • unveröffentl.: "Det tyska ansiktet" (satirische Zitatensammlung., geplanter dt. Titel "Der deutsche Janus"), Stockholm 1943
  • Det kom af sig selv (R.), Kopenhagen 1946.

Weiterführende Literatur

  • Dähnhardt, Will / Birgit S. Nielsen: Katalog zur Ausstellung der Königlichen Bibliothek Kopenhagen u.d.T. Geflüchtet unter das dänische Strohdach. Schriftsteller und Künstler im dänischen Exil, Maria Lazar, 1988, S. 41-51
  • Habersack, Ingrid: Perspektivenwechsel : die österreichische Moderne der Frauen.
    Webadresse: Habersack
  • Herdan-Zuckmayer, Alice: Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen, 1980

  • Signatur: 1633732-B
  • Nielsen, Birgit S.:"Maria Lazar. Eine Exilschriftstellerin aus Wien".- In: Text & Kontext n, 1983, S. 138-194

  • Signatur: 1460819-B Neu
  • Spreitzer, Brigitte: Invasion - Differenz - Exzeß : Xenotopien des Weiblichen in Texten österreichischer Autorinnen der zwanziger Jahre.1999. - In: Zerfall und Rekonstruktion . Wien - (1999), S.137 - 168

  • Signatur: 1477776-B.Neu-Per.5
  • Stürzer, Anne: Dramatikerinnen und Zeitstücke. Ein vergessenes Kapitel der Theatergeschichte von der Weimarer Republik bis zur Nachkriegszeit, Stuttgart 1993.
    Signatur: 1242125-B.The.30