Freimaurer und Kreuzritter

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A. Blumauers vermischte Schriften. Neue Auflage. - [S.l.] 1808.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 309.701-A.Alt-Mag

Detailinformation

Aloys Blumauer (1755-1798), Mitarbeiter der Hofbibliothek und ab 1793 k.k. Bücherzensor, war einer der bedeutendsten Autoren des Josephinismus und ungemein produktiv als Journalist (Realzeitung, Journal für Freymaurer), Herausgeber (Wiener Musenalmanach) und Schriftsteller. Das kleine Bändchen „Vermischter Schriften“ enthält daher nur einen Bruchteil seiner Werke, zeigt aber doch unterschiedliche Aspekte seines Schaffens.

Einige (frei-)„maurerische“ Schriften, einen Versuch einer Geschichte der alten Ritterschaft in Bezug auf die Freymauererei, und seine bedeutende Darstellung des josephinischen Schrifttums, Beobachtungen über Oesterreichs Aufklärung und Litteratur. Darin charakterisiert er die „Broschürenflut“, die ab 1781 auf die Erweiterung der Pressefreiheit folgte. Neben der Kritik an Erzeugnissen, „davon die meisten in die Rubrik Makulatur gehören“ und „blos des Geldes wegen“ erschienen, hebt er die Bedeutung von substantiellem aufklärerischem Schrifttum hervor, wie etwa Joseph Valentin Eybels „Was ist der Papst?“ und die Veröffentlichungen der „Predigtkritiker“.

Das letzte Drittel des kleinen Buches nimmt das Trauerspiel Erwine von Steinheim ein, uraufgeführt 1780 am Deutschen Nationaltheater (dem „alten“ Wiener Burgtheater). Die Handlung ist schnell erzählt: Erwine möchte ihrem im Kreuzzug gefallenen Ehemann Urach die Treue halten, ihr Bruder und Vater erzwingen aber ihre Verlobung mit dem Grafen von Henneberg. Da kehrt der Totgeglaubte zurück, verstößt seine Frau wegen Untreue und besteht auf einem Duell mit dem Rivalen, obwohl dieser die Verlobung lösen möchte und alle Beteiligten Erwines Unschuld bezeugen. Urach wird im Zweikampf getötet, und Erwine stirbt an gebrochenem Herzen.
Die Geschichte vom alles zerstörenden Ehr-, Treue- und Gerechtigkeitsbegriff des Kreuzritters, gegen den Liebe, Freundschaft und Verzicht nichts vermögen, machte großen Eindruck auf das Publikum der Zeit. Blumauers Jugendwerk wurde von Kritik und Zuschauern begeistert aufgenommen und stand lange auf dem Spielplan deutschsprachiger Theater. Der Erfolg dieser einzigen Tragödie aus Blumauers Feder lässt sich auch daran erkennen, dass über 20 Jahre später eine Travestie des Stücks erschien, Franz Xaver Karl Geweys Erwine von Steinheim parodirt in Knittelversen vom Verfasser der Modesitten.

 


last update 03.02.2016