Grundeintrag 1997
[1/ S. 206:] Im Archiv der Geologischen Bundesanstalt
lagern ca. 500 Nachlässe und Teilnachlässe (zum Teil
mit Kryptonachlässen) von österreichischen
Geologen. Diese Sammlung von Geologennachlässen gilt als
die bedeutendste in Österreich.
Wie auch in zahlreichen anderen Archiven ist es an der
Geologischen Bundesanstalt nur über Projekte
möglich, die große Sammlung langsam
aufzuarbeiten. Auch konnten wir im Lauf der bisher geschehenen
Arbeiten feststellen, daß ein naturwissenschaftlicher
Nachlaß sinnvollerweise zum Teil andere Regeln der
Bearbeitung verlangt als ein literarischer Nachlaß. Bisher
konnten folgende Arbeiten durchgeführt werden: In den
Jahren 1995/96 wurde ein Teilnachlaß des Ingenieurgeologen
Josef Stiny inventarisiert. Dokumentation und Inhaltsanalyse der
Schriftstücke wurden in Angriff genommen. Ebenso begann
man mit der Inventarisierung des Nachlasses von Franz
Kahler. Wegen fehlender Geldmittel mußten die Arbeiten an
beiden Nachlässen allerdings vorläufig eingestellt
werden.
Weiters wurde 1996/97 ein Findbuch zu dem sehr umfangreichen, im
Jahr 1995 von der Geologischen Bundesanstalt erworbenen
Nachlaß des bedeutenden Ingenieurgeologen Alois Kieslinger
erstellt. Der Kieslinger-Nachlaß birgt eine Fülle
von unveröffentlichten Informationen von
unschätzbarem Wert für bestimmte Zweige der
Geologie. Seit Januar 1998 läuft das vom FWF finanzierte
Projekt »Aufarbeitung und wissenschaftliche
Erschließung der Geologennachlässe an der
Geologischen Bundesanstalt aus den Jahren 1849 bis
1903«. Im Rahmen dieses Projekts sollen die zahlreichen
Feldtagebücher von zehn Geologen und der umfangreiche
Briefwechsel von Franz von Hauer, dem zweiten Direktor der
Geologischen Reichsanstalt, mit anderen Wissenschaftlern seiner
Zeit bearbeitet werden. In einem ersten Arbeitsschritt wird das
Archivmaterial von Kurrent in Lateinschrift
übertragen. Nach Abschluß dieser Arbeiten, die das
erste Jahr des Projekts in Anspruch nehmen werden, sollen
wichtige geologische, historische und politische Informationen
aus dem Quellenmaterial herausgefiltert werden und - miteinander
verwoben - einen Beitrag zur bisher stark vernachlässigten
österreichischen Geowissenschaftsgeschichte liefern.
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