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KOOP-LITERA Österreich Tagung 2005

11. Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive

20.-22. April 2005
(20. April Workshop, 21./22. April Konferenz)

Ort: Thomas-Bernhard-Archiv
Villa Stonborough-Wittgenstein
Johann-Orth-Allee 23
A-4810 Gmunden (Oberösterreich)

Abstracts

Hard & Soft. Das österreichische Modell der Kooperation im Bereich moderner Nachlässe und Autographen
Andreas Brandtner, Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Handschriftensammlung, Wien
 
Für Organisationen und Netzwerke von Organisationen sind das ausgeprägte Vorhandensein und optimale Zusammenspiel von Hard Skills und Soft Skills erfolgsentscheidend. Sie stellen das Potential dar, aus dem Leistungsaktivität und Zielerreichung resultieren. Im Impulsreferat wird das Netzwerk der österreichischen Nachlaß- und Autographenverwaltung auf vorhandene Hard Skills und Soft Skills hin untersucht und auf der Basis einer daraus gezogenen Potentialeinschätzung versucht, seine Erfolgschancen einzuschätzen.
 
 
Kooperation jetzt
Jürgen Thaler, Vorarlberger Landesbibliothek, Franz-Michael-Felder-Archiv, Bregenz
 
Die Kooperation der österreichischen Literaturarchive begann mit der Einrichtung des Österreichischen Literaturarchivs an der Österreichischen Nationalbibliothek und ging von diesem aus. In der Zwischenzeit haben sich manche Formen der Zusammenarbeit gebildet. Die Energie der „Gründerjahre“ ist einer professionellen Routine gewichen. Diesen Befund will das Impulsreferat nützen und nach neuen Strukturen, Inhalten und Formen der Kooperation fragen: Brauchen wir sie, wollen wir sie, wie könnten sie ausschauen?
 
 
Zukunftsperspektiven der Kooperation
Volker Kaukoreit, Österreichische Nationalbibliothek, Österreichisches Literaturarchiv, Wien
 
Im Impulsreferat werden einzelne Projekte vorgestellt, denen sich die österreichischen Literaturarchive zukünftig widmen könnten, darunter eine gemeinsame WWW-Ausstellung zum Thema "Österreichische Literatur ab dem 20. Jahrhundert". In bezug auf die interne Arbeit ist auch an eine Art Handbuch für eine gemeinsame Katalogisierungspraxis zu denken, vor allem für die Institutionen, die sich einem möglichen Aleph-Verbundkatalog anschließen möchten.
 
 
Audiovisuelle Dokumente in Literaturarchiven
Dietrich Schüller, Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien
 
Der zunehmende institutionelle wie auch private Umgang mit audiovisuellen Dokumenten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bringt Ton-, Video- und Filmdokumente in Literaturarchive, deren Langzeitbewahrung nicht unerhebliche Schwierigkeiten bereitet. Die Bestände kommen einerseits durch eigene Sammlungstätigkeit der Literaturarchive zustande und sind andererseits in literarische Nachlässe eingebettet, wo sie meist über Jahrzehnte eher unsystematisch entstanden sind und bis heute überlebt haben.
Im Vergleich zu Manuskripten und Druckschriften ist eine langfristige Sicherung solcher audiovisueller Originale allenfalls für Film-, nicht jedoch für Audio- und Videoaufnahmen möglich. Da die konventionellen Dokumente inhärent instabil sind und überdies gut gewarteter, oft hochspezialisierter Wiedergabegeräte bedürfen, die auf Dauer nicht verfügbar sein werden, ist eine langfristige Bewahrung nur auf der Basis künftiger subsequenter Migration der Inhalte möglich, die ihrerseits verlustfrei nur in der digitalen Domäne möglich ist. Daher müssen, zeitlich gesehen, innerhalb der Abspielbarkeit der Originale und der Verfügbarkeit der Wiedergabegeräte die traditionellen Bestände erst digitalisiert werden.
Der Vortrag behandelt die wesentlichsten Probleme bei der Bewahrung der Originale, die Signalextraktion von den Originalen, die Aspekte der Digitalisierung wie Formatwahl und Auflösung, einschließlich der Frage der Langzeitbewahrung der Digitalisate. Hiebei wird besonders auf die Problematik kleiner Bestände hingewiesen, die sich technisch einwandfrei und organisatorisch vernünftig zumeist nur in kooperativen Modellen lösen lässt.

 
 
Praxisbericht Österreichisches Literaturarchiv
Martin Wedl, Österreichische Nationalbibliothek, Österreichisches Literaturarchiv, Wien
 
„Der Umgang mit AV-Medien bringt die Leute um den Verstand“ (Abwandlung eines Zitats von Erasmus von Rotterdam)
Für den Umgang mit schriftlichen Materialien von SchriftstellerInnen sind die MitarbeiterInnen eines Literaturarchivs bestens ausgebildet, die Problemfelder sind hinlänglich bekannt, eventuell auftretende Fragen zur Lagerung oder Konservierung werden in der Regel bereits im Vorfeld erkannt und gelöst. Völlig anders sind hingegen die Anforderungen, die audiovisuelle Medien mit sich bringen. SchriftstellerInnen sammeln Tondokumente, betätigen sich als Hobby-FilmerInnen, zeichnen ihre medialen Auftritte auf Videokassetten auf und sammeln so eine Fülle verschiedener Trägermaterialien an. Unversehens steht das Literaturarchiv vor dem Problem, diese teils extrem instabilen Materialien sichten, erfassen, zugänglich machen, konservieren zu müssen. Das Referat soll einen kurzen Abriss der Ereignisse im Österreichischen Literaturarchiv seit „Entdeckung“ der dortigen AV-Medienbestände und des seither wachsenden Problembewußtseins bringen sowie die möglichen Zukunftsszenarien aufzeigen.

 
 
Planung und praktische Durchführung von Digitalisierungsprojekten: Best Practice und Standards
Ralf Stockmann, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Göttinger Digitalisierungszentrum GDZ
 
- Mögliche Zielsetzungen eines Digitalisierungsprojektes
- Überblick Workflow zur Umsetzung
- Metadatengenerierung
- Strukturdatengenerierung
- Digitalisierung / Scanprozess
- Imagekorrekturen
- Qualitätskontrolle
- Zielformate / Standards
- Personal / Kosten / Finanzierung
- Problemfelder

 
 
Nachlaß und Edition. Die Thomas-Bernhard-Werkausgabe
Martin Huber, Thomas-Bernhard-Archiv, Gmunden
 
Der Tagungsbeitrag wird sowohl einen Überblick über den Thomas-Bernhard-Nachlaß geben, als auch die auf 22 Bände angelegte Thomas-Bernhard-Werkausgabe vorstellen, von der die ersten sieben Bände bereits erschienen sind. Dabei wird vor allem auch dargestellt, inwiefern sich die Ausgabe auf den im Gmundner Archiv vorhandenen Nachlaßbestand stützt bzw. diesen im Kommentar darstellt. Ein Band wird dabei näher beleuchtet, nämlich der gerade in Druck befindliche Roman „Korrektur“.
 
 
Gedanken zur archivalischen Erschließung und Ordnung am Beispiel des Nachlasses Johannes Freumbichler
Bernhard Judex, Salzburg
 
Mit ca. 15.000 Blatt Werk-Nachlaß und weiteren Notiz-Konvoluten, 150 Notiz- bzw. Tagebüchern sowie rund 1.500 Korrespondenzzeugen bietet der Nachlaß Johannes Freumbichlers (1881-1949) im Thomas-Bernhard-Archiv (Gmunden) einen umfangreichen Bestand an Materialien, deren Zuordnung nicht unproblematisch ist und eine Reihe von Fragen archivalischer Erschließung aufwirft. Freumbichler konnte nur wenige Werke veröffentlichen, darunter die Romane „Philomena Ellenhub“ (1936) und „Jodok Fink“ (1942), die zu den erfolgreicheren Texten von Thomas Bernhards Großvater zählen. Der Großteil seines Schaffens besteht aber in den im Nachlaß befindlichen unveröffentlichten Texten unterschiedlichen Umfangs und nahezu aller literarischer Genres, von Romanen und Erzählungen über Lyrik und Theaterstücke bis hin zu allgemeinen Reflexionen. Freumbichler war, trotz ständiger existentieller Sorgen, unter denen die ganze Familie zu leiden hatte, ein Vielschreiber, wobei zahlreiche Texte über das Stadium des Entwurfs oder überhaupt der ersten Idee nicht hinausgelangten. Einen besonderen Stellenwert für die Erschließung des Nachlasses, die in einem zweijährigen Projekt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gefördert worden ist, kommt dabei der Arbeitsweise des Schriftstellers zu. Freumbichler hat nämlich eine Vielzahl einzelner Werke unter verschiedenen Titeln bearbeitet, wofür auch längere zeitliche Abstände zwischen den Arbeitsphasen erkennbar sind. Bereits fertiggestellte Texte wurden später oft auch überarbeitet und zu neuen Werken umgeschrieben, wobei hier das Problem der Verfrachtung einzelner Materialien zutage tritt. Das gilt übrigens auch zum Teil für das veröffentlichte Werk. Hinzu kommt der Umstand, daß er bestimmte Textteile bzw. Inhalte auf mehrere Werke gleichzeitig übertragen hat. Die Problematik eines damit äußerst inkohärenten Nachlasses (nach seinem Befund), die an einigen Beispielen dargestellt werden soll, wird nicht zuletzt durch die Geschichte des Nachlasses (Vorbearbeitung, Transport usw.) verschärft. Damit stellt sich die Frage, ob und inwieweit die Ordnung eines Nachlasses jemals als abgeschlossen oder als ein fortschreitender Prozeß im Zuge zunehmender inhaltlicher Forschungserkenntnisse gelten mag.
 
 
Die Funktion des Literaturarchivs im kulturellen Gedächtnis
Thomas Degener, München
 
Im Diskurs der Kulturwissenschaften sind Erinnerung und Archiv in den letzten Jahren zu zentralen und konstitutiven Begriffen geworden. Kultur generell wurde als Gedächtnis definiert, das Archiv mit dem kulturell Wertvollen gleichgesetzt. Neuerdings scheint sich eher die Vorstellung durchzusetzen, daß das kulturelle Gedächtnis nicht einen Speicher, sondern vielmehr einen Mechanismus darstellt, der Gegenwart qua Vergessen je neu konstruiert. Offenkundig reagiert die kulturwissenschaftliche Theoriebildung darin auf die gesellschaftliche Realität: Status und Charakter des Erinnerns unterliegen einem radikalen Wandel, der sich besonders in der Allgegenwart neuer Aufzeichnungs- und Speicherungstechnologien manifestiert. War die letzten Jahrhunderte hindurch Erinnerung bzw. Vergangenheitsbezug ein zentrales Moment der gesellschaftlichen und künstlerischen Entwicklungen, so ist mittlerweile unklar geworden, ob Erinnerung oder Vergessen bestimmend sind. Diese Situation kann auch für das Selbstverständnis des Literaturarchivs nicht ohne Folgen bleiben. Seine Realität ist mittlerweile wesentlich von der Digitalisierung geprägt, deren Folgen für den Umgang mit der kulturellen Erinnerung noch kaum verstanden scheinen.
 
 
Die Konstituierung der Literaturarchivbewegung in Österreich. Am Beispiel der Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek
Julia Danielczyk, Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Handschriftensammlung, Wien
 
Mit der Wertbestimmung von handschriftlichen Nachlässen und den gleichzeitigen Versuchen der Definition von nationaler Literatur stellte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die Frage nach der Einrichtung eigenständiger Archive für Literatur. Neben Wilhelm Diltheys programmatischem Vortrag von 1889 gab es auch in Österreich ab 1894 Überlegungen zur Gründung von Literaturarchiven, wenn auch der Begriff noch weitgehend unklar definiert war. Der Vortrag versucht Einblick in die Geschichte der österreichischen Literaturarchivbewegung mit ihren Zielen sowie deren Realisierung zu geben. Parallel zu privaten Initiativen wurde mit der Handschriftensammlung in der Wiener Stadtbibliothek ein literarisches Archiv eingerichtet, das mit seiner systematischen Erwerbs- und Aufnahmepraxis bis heute eine besondere Position in der deutschsprachigen Literaturarchivlandschaft einnimmt.
 
 
Aktuelle Aspekte des Urheberrechts
Josef Pauser, Bibliothek des Verfassungsgerichtshofs, Wien
 
Urheberrechtliche Fragen bestimmen zunehmend die Tätigkeiten von Archivarinnen und Archivaren und Bibliothekarinnen und Bibliothekaren. Der Vortrag versucht speziell vor diesem Hintergrund, einerseits die jüngsten durch die EU hervorgebrachten Entwicklungen nachzuzeichnen, andererseits an ausgewählten aktuellen Beispielen Problembewußtsein zu schaffen.
 
 
Katalogisierung von Autographen und Nachlässen im nationalen und internationalen Vergleich
Andrea Hipfinger, Österreichische Nationalbibliothek, Österreichisches Literaturarchiv, Wien
 
Die Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek und das Österreichische Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek sind Institutionen mit einem ähnlichen Sammlungsschwerpunkt. Dennoch unterscheidet sich der Vorgang der Katalogisierung in einigen Bereichen. Berichtet wird über diese Unterschiede und die Gründe, warum sie bestehen. Weiters soll ein internationales Beispiel, die British Library mit ihren Manuscript Collections, besprochen werden.