Typoskripte

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Bevor Handke mit seinen drei Versuchen ab Anfang 1989 dazu überging, seine Texte ausschließlich mit dem Bleistift zu verfassen, arbeitete er von den sechziger Jahren an mit unterschiedlichsten eigenen und fremden Schreibmaschinen und deren verschiedenen Schrifttypen. Seine ersten Typoskriptfassungen tippte Handke in der Regel einzeilig und mit sehr geringem Seitenrand, wodurch er den Raum für umfassende Sofortkorrekturen absichtlich beschränkte. Sie wurden vom Autor an den Rändern mit handschriftlichen Datierungen versehen, sodass das tägliche Arbeitspensum ersichtlich ist und dadurch auch mit allfälligen Datumsangaben auf sogenannten Bei- und Abfallblättern sowie auch in den Notizbüchern verglichen werden kann. Zu diesen ersten Typoskriptfassungen gestaltete Handke Titelblätter mit ausgewählten Motiven (so etwa Ausschnitte aus Landkarten, Zeichnungen).

In einem weiteren Arbeitsvorgang überarbeitete Handke diese einzeiligen Textfassungen und tippte sie zu eineinhalb- oder zweizeiligen zweiten Fassungen ab, die in den meisten Fällen bereits als Satzvorlage an den Verlag gingen. Bei der Abschrift der ersten zur zweiten Textfassung sind stets wesentliche Veränderungen an den Texten zu bemerken. Beispielsweise ändert Handke Erzählperspektiven, Schauplätze oder Figuren. Auffällig ist, dass es so gut wie keine Typoskripte mit Entwürfen, Zwischen- oder Teilfassungen bzw. Nebentexten in den Vorlassbeständen gibt. Zu den Typoskripten zählen im Weiteren die vor dem Wegwerfen geretteten, sogenannten »Abfallblätter«, die verworfene Textfassungen oder Varianten von Textabschnitten enthalten. Auch nach der Übermittlung der jeweils letzten Typoskriptfassungen an den Verlag hat Handke stets bis in die Druckfahnen korrigiert und weitergearbeitet, so bei Die Angst des Tormanns beim Elfmeter bis in den Aushänger (ein noch nicht gebundener Andruck) oder bei Die Hornissen bzw. Langsame Heimkehr bis hin zu den gedruckten Korrekturexemplaren. Zu späteren Werken ab den 1990er-Jahren, die Handke schon als Bleistiftmanuskripte an den Verlag übergab, wurden Typoskripte als Abschriften fremder Hand hergestellt. (ck)

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