Carl M. Böhm: Einhundert ganz kleine Geschichten ...

... als erstes Lesebuch für Kinder, in alphabetischer Reihenfolge erzähltvon Carl. M. Böhm, Verfasser des deutschen ABC-Buches nach dem natürlichen System. - Wien : Verlag und Druck von Anton Mausberger. Leipzig, bei Paul Baumgärtner, [s.a. 1840]. 

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 307.668-B.Alt-Mag

Die kurzen Texte dieses Lesebuchs (nur ein einziger ist länger als eine Buchseite) enthalten Beispiele aus dem Leben von Kindern und Erwachsenen. Sie sind teils moralischen Inhalts: Kinder nähen oder kaufen von ihrem Taschengeld Geschenke für ärmere Freunde, beweisen anderen ihre Dankbarkeit. Andere, auch erwachsene Personen handeln entgegen guten Ratschlägen und nehmen dadurch Schaden. Andere Abschnitte beschreiben wertfrei kleine Szenen aus dem Kinderalltag, den Buben, der seinen Hund dressiert, das Mädchen, das Nüsse klaubt. Die Protagonisten dieser Geschichten tragen Namen, deren Anfangsbuchstaben mit den schön ausgeführten Kupferstichinitialen der jeweiligen Überschrift korrespondieren. Die kleine Berta hat eine Vorliebe für Blumen, Konrad bastelt einen bemalten Kasten und der durstige Quirin findet eine Quelle. Zu jedem Buchstaben gibt es bis zu vier Beispiele mit verschieden gestalteten Initialen. Ausnahmen stellen nur das X und Y dar, denen jeweils nur ein kurzer Abschnitt zur Erklärung des Buchstabens gewidmet ist.

Als einigermaßen tendenziös fällt eines der Beispiele zum Buchstaben J auf:

Der Jude.
Judas war ein Jude. Sein Lehrer Jesus, der der Sohn Gottes war, hatte ihn sehr lieb, und sagte ihm viele schöne Sachen, wie er in den Himmel kommen könnte. Aber Judas war recht böse und liebte Jesum gar nicht. Er verrieth den Juden, wo Jesus wäre, und sie gingen hin mit einer großen Schaar von Wächtern, fingen ihn, banden ihn, und schlugen ihn dann an das Kreuz. O der böse Judas!

 

 


last update 03.02.2016