Conrad Gessners Thierbuch

Das Einhorn bei Gessner

Gessner, Conrad:
Thierbuch, das ist ein kurtze bschreybung aller vierfüssigen Thieren, so auff der erde[n] und in wassern wonend, sampt jrer waren conterfactur (etc.). - Zürich : Froschauer, 1563.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 70.B.7.Alt-Prunk

Zwischen 1551 und 1558 publizierte der Schweizer Arzt, Naturforscher und Universalgelehrte Conrad Gessner (auch Konrad Gessner bzw. Gesner, geb. Zürich 1516, gest. ebenda 1565)  die lateinische Gesamtausgabe seiner berühmten zoologischen Enzyklopädie Historia animalium bei Froschauer. Dieser folgten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts drei Publikationen in deutscher Sprache. Es handelte sich hierbei um Ausschnitte bzw. Zusammenfassungen der lateinischen Ausgabe, darunter auch das vorliegende.

Das Thierbuch von 1563 beschreibt beginnend mit dem Affen, endend mit dem Wolf,  durchwegs Säugetiere bzw. auch Fabeltiere, die den Säugetieren zugeordnet werden (wie das Einhorn). Im letzten Teil finden sich auch Amphibien und Reptilien wie Eidechsen, Schildkröten oder Kröten und Frösche.

Die lateinische Ausgabe enthält alle um das Jahr 1550 bekannten Tierarten auf mehr als 4500 Seiten. Vorbilder waren Aristoteles‘ Werk Historia animalium, von dem sich Gessner auch den Namen lieh, sowie Albertus Magnus‘ umfangreiche Schrift De animalibus (Über die Tiere), in der Albertus Magnus ausführlich Bezug auf  Aristoteles‘ Historia animalium nimmt. Gessner jedoch verließ sich nicht mehr auf die tradierten Erkenntnisse der Antike und des Mittelalters, sondern wertete seine eigenen Naturbeobachtungen als besser. Neben den Erkenntnissen aus eigenen Beobachtungen und Experimenten bezog Gessner viele Informationen auch aus seinem umfangreichen Briefwechsel mit den führenden Gelehrten seiner Zeit. Wenn er Angaben aus anderen Quellen übernahm, vermerkte er den Autor und fügte auch kritische Kommentare hinzu. Die Qualität der Darstellungen in seinen Veröffentlichungen unterschied ihn von denen seiner Fachkollegen, da er wegen seines Zeichentalents nicht unbedingt darauf angewiesen war, professionelle Künstler für seine Buchillustrationen heranzuziehen. Die Folianten sind mit zahlreichen Holzschnitten bebildert. Neben eigenen Illustrationen, verwendete Gessner Bilder von Zeitgenossen, aus Reiseberichten, Naturbeschreibungen u.ä. So finden sich unter den Darstellungen auch das weltberühmte „Rhinocerus“ von Albrecht Dürer sowie die Giraffe aus Bernhard von Breydenbachs Peregrinatio in terram sanctam.

In der Historia animalium sind einige Tiere aufgeführt, die heute als Fabeltiere gelten, etwa das Einhorn – welches auch ins Thierbuch 1563 übernommen wurde.

Zum Katalogisat des Thierbuchs im ONB-OPAC

 


last update 03.02.2016