Mozart-Erstdruck in einer Zeitschrift für Kinder

"Die kleine Spinnerin" (Ausschnitt)

Angenehme und lehrreiche Beschäftigung für Kinder in ihren Freistunden : ein Wochenblatt. - Wien : gedruckt in dem k. k. Taubstummeninstitute. - 1 (1787). - 221 S. : Notenbeisp. 2 (1788). - 220 S. : 1 Ill. (Kupferst.), Notenbeisp.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 304.100-A.Alt-Rara

Der österreichische Pädagoge und Humanist Josef May, Herausgeber dieses pädagogischen Wochenblattes, wurde auf Veranlassung Kaiser Josephs II. in Paris am Institut des Abbé de l'Epée zum Taubstummenlehrer ausgebildet und später zum Leiter des k. k. Taubstummeninstitutes (Gründung des Institutes: 1779) bestellt. Zwischen 1781 und 1803 betrieb das Taubstummeninstitut aus sozialtherapeutischen Gründen eine kleine Druckerei, in der die Zöglinge beschäftigt wurden. Neben einigen Büchlein u. a. über die Sehenswürdigkeiten Wiens, verdient vor allem eine Neuausgabe der "Kleinen Kinderbibliothek" (1789) des zeitgenössischen deutschen Pädagogen und Jugendschriftstellers Joachim Heinrich Campe Beachtung. Sie gehört zu den ersten in Österreich hergestellten Kinderbuchausgaben.

Die Zeitschrift, welche wahrscheinlich in 4 Jahrgängen erschienen ist, wendet sich direkt an den jungen Leser. Im Vorwort fasst der Herausgeber den Zweck der Wochenschrift zusammen: "Wir geben Euch ein Büchlein in die Hand, welches Eurer Unterhaltung, Eurem Vergnügen bestimmt ist ... wieviel wird es Euch öfters erklären, was Ihr sahet, und nicht verstandet! Am allermeisten ab seyd aufmerksam auf Euch selbst; es wird Euch beinahe mit jedem Tage einen Fehler zeigen ..."

Neben sachlichen Wissensstoffen, die oft über das Gespräch, bei dem auch das Kind (sowohl Mädchen als auch Buben) Fragen stellt, eine für die Aufklärung typische Vermittlungsform, näher gebracht werden, enthält die Zeitschrift auch belletristische Literatur, Fabeln und Rätsel, Kinderlieder, Gedichte, Erzählungen und Schauspiele. Die Kombination aus allgemeinbildenden Abhandlungen und kurzen unterhaltenden Erzählungen u. ä. mit größtenteils moralisierendem Inhalt entspricht den Prinzipien der aufklärerischen Pädagogik, die dem Erwerb eines elementaren, enzyklopädischen Wissens große Bedeutung zumaß. Das Wochenblatt enthält, montiert auf S. 178 des 1. Bandes, den Erstdruck von Wolfgang Amadeus Mozarts Lied für eine Singstimme mit Klavierbegleitung "Die kleine Spinnerin" ("Was spinnst du ..." KV 531). Das Werk befand sich auch in Mozarts Bibliothek. (Vgl. Allzeit ein Buch : die Bibliothek Wolfgang Amadeus Mozarts / Ulrich Konrad und Martin Staehelin. - Weinheim : VCH-Verl., 1991, Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek ; 66, Nr. 83) Die vorliegenden Exemplare werden mit Pränumerantenverzeichnissen abgeschlossen, im 2. Band findet sich der Eintrag: "Mozart, k. k. Kammermusikus". 

 


last update 03.02.2016