Joseph Anton Fuetscher: Die Geschichte Jesu ...
... in Erzählungen. Ein Buch für Kinder von Joseph Anton Fuetscher - Bregenz : gedruckt und verlegt von Joseph Brentano, 1793. Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 307.688-A.Alt-Mag Seit der Reformation gab es viele Aufbereitungen biblischer Texte für die Jugend durch evangelische Autoren. Otto Braunfels' ursprünglich lateinisches Heldenbüchlein mit Geschichten aus dem Alten Testament oder Luthers Passional, das das Alte und Neue Testament in leicht lesbarer Form "umb der kinder und einfeltigen willen, welche durch bildnis und gleichnis besser bewegt werden, die Göttlichen geschicht zu behalten" vorstellte, fanden viele Nachahmer, wobei Erzählungen mit alttestamentlichen Stoffen vorherrschten. Erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann man auch von katholischer Seite biblische Geschichten als Jugendlektüre anzubieten und dem für Kinder doch recht trockenen Katechismus zur Seite zu stellen. Hier stand die Nacherzählung des Neuen Testaments im Mittelpunkt, und auch die evangelischen philanthropischen Erzieher dieser Zeit hielten das Leben Jesu als Beispiel für ihre Schüler für geeigneter als die Taten der alttestamentlichen Helden. Diese biblischen Geschichten sind manchmal in Form eines Gesprächs zwischen Erwachsenen und Kindern gehalten, machmal spricht ein gütiger Erzähler oder Lehrer die jungen Leser direkt an, wie Joseph Anton Fuetscher in der Geschichte Jesu. Den Zusammenhang zwischen seiner Nacherzählung und den Evangelien stellt der Autor, selbst Priester, in einer Übersichtstabelle her. Fuetschers Sprache und Erzählweise sind dem kindlichen Verständnis zwar prinzipiell angepaßt, scheinen aber nach heutigen Maßstäben (und wohl auch nach denen mancher seiner Zeitgenossen) recht tendenziös. Nicht nur die Bosheit der Pharisäer und die Verstocktheit der Juden im allgemeinen werden ständig bemüht, auch wenn er sich um psychologische Einsicht in die Charaktere der Handlung bemüht, bricht ständig ein latenter Antisemitismus durch. So schildert er einerseits die naive Anhänglichkeit der Jünger an Jesu, unterstellt ihnen aber andererseits quasi materialistische Interessen im Hinblick auf eine Bevorzugung im Diesseits und Jenseits als dem Messias am nächsten Stehende. Wo sich viele seiner Zeitgenossen wohl um eine ausgleichendere Interpretation dieser in den Evangelien anklingenden Motive bemüht hätten, führt Fuetscher den Mangel der Apostel an Einsicht ganz klar auf eines zurück: "Doch m[eine] l[ieben] K[inder] die Apostel waren noch immer gar schwache Leute - Juden; wer weist (sic), was uns die Geschichte noch lehret."
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