Arabische Drucktypen aus Europa

Christmanns arabisches Alphabet

Alphabet der Typographia Medicea

Christmann, Jacobus: Alphabetum arabicum cum isagoge scribendi legendique arabice. - Neustadt an der Haardt : Matthaeus Harnisch, 1582.
Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 73.S.53*

Alphabetum Arabicum. - Rom : Typographia Medicea, 1592.
Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 73.S.93

Der Orientalist, Astronom und Mathematiker Jakob Christmann (1554-1613) wirkte ab 1584 an der Universität Heidelberg; 1608 wurde er dort Professor für orientalische Sprachen. Zwei Jahre zuvor hatte er ein Buch über die arabische Schrift veröffentlicht, Alphabetum arabicum cum isagoge scribendi legendique arabice. Da hier noch keine arabischen Drucktypen zur Verfügung standen, mussten sie für diese Publikation eigens nach Christmanns Vorgaben in Holz geschnitten werden. Obwohl gut lesbar, stehen diese Buchstaben ein wenig „gedrängt“ und wirken auf das verwöhnte Auge des modernen Lesers recht krude.

Das zeigt sich auch im Vergleich mit den nur wenig jüngeren, aber sehr eleganten und klaren Typen der römischen Typographia Medicea. Diese verfügte allerdings über ganz andere Mittel und Möglichkeiten als Christmann und sein Verleger, war sie doch im Auftrag Papst Gregors XIII. von Kardinal Ferdinando de‘ Medici gegründet worden. Ihr Ziel war nicht nur die Herausgabe orientalischer Texte zu Studienzwecken, sondern auch die Bereitstellung von christlicher Literatur in den Sprachen des Nahen Ostens zu Missionszwecken. Vor allem hoffte man, die Gläubigen der Orientkirchen auf diese Art zur römisch-katholischen Kirche zurückzuführen.

Die Bilder links zeigen jeweils die Tafel mit dem zweiten Teil des arabischen Alphabets bei Christmann (ab dem Buchstaben Šīn/Schîn) und im Alphabetum Arabicum der Typographia Medicea (ab dem Buchstaben Ḍāḍ/Dâd).


last update 07.01.2016