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- Biographie:
- AEIOU - Österreich-Lexikon
- Gronemann Karoline, Pionierin der Frauenberufsbildung. * Wien, 3. 7. 1869; + Wien, 20. 8. 1911. Trat sechzehnjährig in die Dienste der Südbahndir. in Wien. Um die wirtschaftlich und sozial gedrückte Lage der verdienenden Mittelstandsfrauen zu heben, schuf sie 1901 mit Tatkraft und Umsicht aus allerbescheidensten Anfängen die "Vereinigung der arbeitenden Frauen" (Privatangestellt). Der Leitidee, Stärkung des Standesgefühles der erwerbenden Frau durch gründliche Schulung, dienten zunächst unentgeltliche Abendkurse. Im Todesjahr G.s war der Schulbetrieb auf 50 Lehrpersonen und gegen 1300 Schülerinnen angewachsen. Die Vereinigung selbst umfaßte 2379 Mitgl. sowie Zweigver. in österr. Hauptstädten. Die sogenannte Kleinarbeit der Organisationstätigkeit verschaffte der Frühverstorbenen das unwiderlegbare Tatsachenmaterial für ihre wertvolle Mitarbeit an den Frauenfragen ihrer Zeit, für die sie in der "Österr. Frauenrundschau" ein wirksames Organ schuf.
(aus: ÖBL)
- Caroline Gronemann +
Wieder ist einer unserer Bundesvereine durch den Tod verarmt. "Die Vereinigung der arbeitenden Frauen" hat ihre Führerin verloren.
Caroline Gronemann starb am 20. August. Im Sonnen-Sommer und im Sommer ihres Lebens, in der Vollkraft ihres Schaffens. Aber gottlob, es ist auch bereits Erntezeit für sie gewesen. Sie hat schon viel von ihrer Saat aufgehen, Frucht tragen sehen, und es gab ihr Mut zu immer neuem Wollen und Vollbringen. Was die von ihr begründete und geleitete organisation in kurzem Zeitraum geleistet, wie sie sich entwickelt, ausgestaltet hat, ist bewundernswürdig. Vor neun Jahren der Beginn mit einem Kapital von 50 Kr., zwei kleinen Zimmerchen, in denen einige Sprachkurse abgehalten wurden - heute weist der Rechenschaftsbericht einen Jahresumsatz von nahezu 50,000 K. aus, reichen die zwei Stockwerke eines geräumigen Hauses längst nicht mehr, die Zuströmenden zu fassen. Aller Erwartungen sind sehnlichst auf den Zeitpunkt gerichtet, da der geplante Bau eines eigenen Heimes, der verstorbenen Präsidentin letzter Lebensgedanke, vollends zur Tat reifen wird.
Aus eigenster Anschauung - sie war 26 Jahre als Südbahnbeamtin tätig - hatte Caroline Gronemann erkannt, woran es ihren Arbeitsgenossinnen gebrach und sehr früh erwachten Wunsch und Wille in ihr, den Kämpfenden zu helfen.
In klarer Einsicht des Notwendigen und Erreichbaren schlug sie den rechten Weg ein. Sein Ziel war: Die Vereinigung aller Gleichstrebenden zu einem Verbande, aus dem jedem Einzelnen Macht, Kraft und Förderung erwachsen sollte, Hebung des Standesgefühles der arbeitenden Frauen und gründliche Schulung der ins Leben tretenden Jugend, die Heranziehung berufstüchtiger, zu höheren Forderungen berechtigter Frauen.
(...) Drei Dinge bezeichnete sie als Grundfesten des Lebens. "Vertrauen macht stark, Liebe macht mild, Arbeit macht glücklich. Wie herrlich ist das leben auf diesen Pfeilern aufgebaut" - Mit diesen Worten zog sie die Summe ihres harmonischen in edelstem Sinne ausgefüllten Daseins. Die treuen Gefährten, die sie liebten, die mit ihr strebten und schafften, werden in ihrem Geiste weiter arbeiten. So bleibt uns Caroline Gronemann erhalten. Else Migerka.
(Nachruf aus: Der Bund, VI. Jg., Nr. 8, Oktober 1911, S. 5 - 6)
- Werke an der ÖNB (bis 1929):
- Sekundärliteratur:
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