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Namen und Abkürzungen
Pirtsch, Maria
(Geburtsname)
Tusch, Maria
Tusch, Marie
Lebensdaten
geboren 01.12.1868, Klagenfurt
gestorben 25.07.1939, Klagenfurt
Berufe und Tätigkeiten
Tabakarbeiterin, Gewerkschafterin, Politikerin, Funktionärin der SDAPÖ
Funktionen und Mitgliedschaften in Frauenvereinen und -organisationen
Biographie
Marie Tusch ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der Kärntner ArbeiterInnenbewegung. In den Jahren radikaler politischer Auseinandersetzungen wird sie, so Vinzenz Jobst, von den jugendlichen ArbeiterInnen „wie eine Heilige verehrt“. Sie wird als Kind unverheirateter Eltern geboren. Ihre Mutter arbeitet als Magd, ihr Vater je nach Arbeitsgelegenheit entweder als Maurer oder als Knecht. Mit sieben Jahren kommt Marie in das Kloster Maria Saal, wo sie schon als Kind zur Arbeit im Wirtschaftswesen herangezogen wird, um die Schulgebühren für die Volksschule im Kloster abzuarbeiten. Später tritt sie aus der katholischen Kirche aus. Mit 12 Jahren wird sie Arbeiterin in der k .k. Klagenfurter Tabakfabrik in der damals über 500 Frauen und Mädchen arbeiteten und die das größte Unternehmen in Kärnten war. In der Tabakfabrik beginnt ihr gewerkschaftliches Engagement. Sie heiratet den Eisenbahner und Sozialdemokraten Anton Tusch. Marie Tusch wird Vertrauensperson im Fachverein der Tabakarbeiter und Tabakarbeiterinnen in Kärnten und erfährt als solche auch die Willkür der Fabriksleitung. Nach dem Ersten Weltkrieg wird sie Vorsitzende des Kärntner Landesfrauenkomitees der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAPÖ) und Mitglied des Gemeindeausschusses St. Ruprecht bei Klagenfurt. Als einzige Frau aus den Bundesländern wird sie 1919 in die Nationalversammlung entsandt. Von 1920 bis 1934 - mit dem Verbot der Sozialdemokratischen Partei durch die Regierung Dollfuß und dem Ende der demokratischen Ordnung - gehört Tusch durchgehend dem Nationalrat an. Obwohl sie eine begabte Rednerin gewesen sein soll, meldet sie sich selten zu Wort. Ihre politische Arbeit gilt den Kriegsversehrten des Ersten Weltkrieges und den Frauenrechten. Sie engagiert sich für die soziale Absicherung von Frauen und Müttern und setzt sich für die Straffreiheit von Abtreibungen ein. Aufgrund ihrer Arbeitserfahrungen fungiert sie als Expertin für wirtschaftliche Fragen des österreichischen Tabakmonopols. Ob Marie Tusch nach den Februarkämpfen, wie die meisten Abgeordneten der SDAPÖ, verhaftet wurde, ist unklar. Die Gemeinde Wien hat im Bereich der Seestadt Aspern im 22. Bezirk eine Maria-Tusch-Straße errichtet.
Jobst: Marie Tusch Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus, 348 - 350
von Elisabeth Malleier
Lexikon
Marie Tusch, 1868 - 1939: Tabakarbeiterin, Nationalratsabgeordnete. "Frauen, Ihr müßt selbstbewußt werden!" Mit diesen Worten beendete Marie Tusch fast jeden ihrer Vorträge. Die Tabakarbeiterin, die politische Karriere machte, wurde als lediges Kind einer Magd 1868 als Maria Pirtsch in Klagenfurt geboren. Die Elementarschule konnte sie im Kloster Maria Saal absolvieren. Als Zwölfjährige begann sie ihre Arbeit in der k.k. Tabakfabrik in der Bahnhofstraße. Diese beschäftigte damals 639 ArbeitnehmerInnen, davon 583 Frauen. Für die ArbeiterInnen hieß es, eine 54-Stunden-Woche zu bewältigen. Der Lohn reichte kaum zum Leben, wer sich auflehnte, wurde sofort entlassen. Marie Tusch wurde Vertrauensfrau, später Betriebsrätin. sie übernahm die Leitung des Landesfrauenkomitees der SPÖ Kärnten. Als Nationalratsabgeordnete wurde sie 1919 als eine der ersten acht Frauen angelobt und sie war in allen vier Legislaturperioden der Ersten Republik vertreten. Ihr Engagement galt besonders dem Schicksal der Kriegsversehrten. Als Sozialpolitikerin trat sie für die Rechte der Frauen, für die soziale Besserstellung von Arbeiterinnen und Müttern ein. Sie war gegen die strafrechtliche Verfolgung bei Abtreibungen. Marie Tusch galt auch als Expertin in wirtschaftlichen Fragen des österreichischen Tabakmonopols. Sie verfügte über eine eindrucksvolle Wortwahl und eine geschickte Rhetorik, die stets einzelne Schicksale hinter den geschilderten Problemen sichtbar machte. Sie erwarb sich weit über die Parteigrenzen hinaus Ansehen und Anerkennung. Bildung war der wichtigste Antrieb für Marie Tusch - ihr Wissen verdankte sie der individuellen Förderung innerhalb ihrer Organisationen. Im Jahre 1939 starb sie im Alter von 71 Jahren an einer Lungenentzündung. Die Familie ihrer Adoptivtochter (Hornbogner) ehrt das Andenken an sie am Friedhof Klagenfurt St. Ruprecht.
Frauen in Klagenfurt
Quellen und Sekundärliteratur
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Benedikt, Anna Katharina: Die sozialdemokratischen Frauenorganisationen in Kärnten von 1900 bis 1918 : am Beispiel der freien politischen Frauenorganisationen und der Klagenfurter Ortsgruppe des Verbandes der Tabakarbeiter und -Arbeiterinnen Österreichs . - Wien: Master-Arb., 2011
UBW FB Geschichtswissenschaften MH 2-M
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Blatnik, R. B.: Marie Tusch : Porträt einer Kämpferin für Frauenrechte und Emanzipation. - In: Kärntner Tageszeitung, 26.09.1975
ÖNB 744115-E.Neu-Per
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Frauen in Klagenfurt : 8 Portraits / Maria Magdalena Cervenka ; Helgard Kraigher. Hrsg. Projektgruppe Frauen. - Klagenfurt, 2001
UBK I 361035
-
Hauch, Gabriella: Vom Frauenstandpunkt aus : Frauen im Parlament 1919 - 1933 / Gabriella Hauch . - Wien: Verl. für Gesellschaftskritik, 1995
ÖNB 1433046-B.Neu-Per.7
-
Jobst, Vinzenz: Marie Tusch : Lebensbild einer Tabakarbeiterin. - Klagenfurt: Archiv der Kärntner Arbeiterbewegung, 1999
ÖNB 1593936-B.Neu-Mag
AK Wien B127234
-
Marie Tusch : der Organisatorin der Kärntner Tabakarbeiterinnen zum sechzigsten Geburtstag. - In: Arbeiterzeitung, Nr. 334, 02.12.1928
ÖNB 393854-E.Neu-Per
ÖNB MF 1875
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Die Nationalrätin Genossin Marie Tusch sechzig Jahre alt. - In: Die Unzufriedene, Nr. 50, 15.12.1928
ÖNB 600447-C.Neu-Per
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Neun Sozialdemokratinnen im Parlament! - In: Arbeiterzeitung, 17.11.1930
ÖNB 393854-E.Neu-Per
ÖNB MF 1875
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Neun Sozialdemokratinnen im Parlament! - In: Salzburger Wacht, 19.11.1930
ÖNB 414184-D.Neu-Per
-
Neun Sozialdemokratinnen im Parlament! - In: Die Unzufriedene, Nr. 48, 29.11.1930
ÖNB 600447-C.Neu-Per
-
Österreichs Gesetzgeberinnen? : die weiblichen Mitglieder des verflossenen Nationalrates. - In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 10.11.1930
ÖNB 399340-E.Neu-Per
-
Pollak, Marianne: Die Geschichte einer Zigarre. - In: Das Kleine Blatt, Nr. 194, 15.09.1927
ÖNB 608331-D.Neu-Per
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Der Sieg des Frauenwahlrechtes. - In: Arbeiterzeitung, Nr. 54, 24.02.1919
ÖNB 393854-E.Neu-Per
ÖNB MF 1875
Material in Archiven und Sammlungen
Bilder
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Marie Tusch 1919
Aus:
Bildnis (Tableau mit 25 Abgeordneten, 1919): 461.567
ÖNB/Bildarchiv Pk 3749
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Sitzung der verfassunggebenden Nationalversammlung im Parlament 1919 mit den ersten weiblichen Abgeordneten der SDAPÖ von links vorne beginnend Adelheid Popp, Therese Schlesinger, Anna Boschek, Emmy Freundlich, Maria Tusch, Amalie Seidel
Aus:
ÖNB/Bildarchiv 118.074C
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Marie Tusch 1929
Aus:
ÖNB/Bildarchiv Pf 54.407:E(1), NB 538.902, Pf 54.407:C(1)
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Marie Tusch
Aus:
Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus
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