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Neuerwerbungen
Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken
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Mit zwanzig Sprachen ausgezieret
Weitenauer, Ignaz: Hundert Berge in hundert Sinnbildern des allerhöchst und durchleuchtigsten Erzhauses Oesterreich mit zwanzig Sprachen ausgezieret. -
Freyburg im Breisgau, Bey Anton Wagner akademischen Buchhandler, 1765. - [4] Bl., 100 S. : 1 Ill.
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Objektbeschreibung:
15. Sinnbild:
Die Sanftmut Friedrichs des Schönen
Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 307.423-B.Alt-Mag
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Detailinformation
In den Tiroler Bergen trifft die Nymphe Argyrie den Gott Merkur in Gestalt eines Bergknappen. Er erzählt ihr von seinem Auftrag, der ihn zur Martinswand geführt hat:
Die kaiserliche Familie kommt nach Innsbruck, und Merkur soll hundert Embleme in die Martinswand meißeln, die sämtlich Berge darstellen. Wo er die Motive zu diesen
Sinnbildern findet?, fragt die Nymphe:
Merc. Aus der gonzn Welt. I bin a groaster Bue. Wir Stubacher fahrn in olln Ländern rum, und lerna ollerhond Sprocha.
Arg. Man sieht es aus dem deutschen: es läßt dir gar artig.
Mer. Votre serviteur tres-humle. Grazie distintissime. No quiere ver mis Empresas?
Und so entwirft der sprachkundige Gott hundert Embleme, die die Fürsten aus dem Haus Österreich und ihre Taten zum Inhalt haben und jeweils mit einem Sinnspruch
in einer von insgesamt 20 Sprachen überschrieben sind: Darunter Althochdeutsch und Aramäisch, Portugiesisch und Türkisch, Rätoromanisch und
Sardisch.
Das dazu beschriebene,
aber hier nicht graphisch ausgeführte Bild zeigt jeweils einen Berg, dessen Eigenschaften mit den Tugenden des erwähnten Herrschers korrespondieren. Dabei ist die Sprache
des Spruches nicht unbedingt die des Landes, in dem der Berg steht. In unserem Beispiel beschreibt eine Überschrift in Dänisch, deren deutsche Übersetzung "Mäßigt sein
und fremde Hitze" lautet, das an sich friedliebende Naturell Friedrichs des Schönen (hier: Friedrich III.), der sich dennoch zum Bürgerkrieg gegen Ludwig den Bayer gezwungen sieht. Dazu wird das
Bild des Monte Eolo in der Provinz Terni gewählt, denn dieser Berg leistet ebenfalls
den (Natur-)Gewalten Widerstand und nützt sie gleichzeitig, um den Einwohnern der umliegenden Dörfer den heißen Sommer erträglich zu machen.
Ignaz Weitenauer, geboren in Ingolstadt, Jesuit, war Professor für Rhetorik und orientalische Sprachen in Innsbruck. Er verfaßte zahlreiche religiöse Lieder, Singspiele und
Jesuitendramen, ein deutsches Rechtschreibbuch, vor allem aber praktische Hilfsmittel zu den Sprachen der Bibel, darunter ein Wurzelwörterbuch des Hebräischen,
Chaldäischen und Syrischen ("Hierolexicon") und ein "Lexicon biblicum".
Der Aufenthalt der kaiserlichen Familie in Innsbruck, wo die Hochzeit
des erst achtzehnjährigen Erzherzogs Leopold Peter mit der spanischen
Prinzessin Maria Ludovica stattfand, endete tragisch: Kaiser Franz
I. starb zwei Wochen nach der Hochzeit seines Sohnes an einem Schlaganfall.
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