NB online - Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken - Neuerwerbungen
Asterisk   

Neuerwerbungen

Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken



Ein barockes Trauergerüst

Traut, Christoph: Binæ Avrea Et Argentea Columnæ, Pietas Et Mansuetudo Qvibvs Philippus Fridericus De Comitibus Breiner, Sac. Rom. Imperii Princeps, Et Episcopus Viennæ Austriæ in Vita sua suffulsit Domum, & in diebus suis corroboravit Templum. Inter funerales Exequias in Basilia D. Stephani Protomartyris, Primum Germanico Idiomate dictione Erectæ, deinde verò in Latinum translatæ: à R. P. Christophoro Traut Societatis Jesu Ordinario ad S. Stephanum Concionatore. Anno M.DC.LXIX. 13. Iunij. - [Wien] : Typis Susannæ Rickesin, [1669].

Zur Detailinformation
Objektbeschreibung:
Falttafel (Kupferstich)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 305.128-B.Alt-Adl.12

Detailinformation

Philipp Friedrich von Breuner, seit 1639 Bischof von Wien, war bekannt für seine persönliche Frömmigkeit und das besondere Augenmerk, das er auf die Seelsorge und Predigertätigkeit in seiner Diözese richtete. Das biographisch-bibliographische Kirchenlexikon nennt ihn den "großen Mitgestalter der barocken Frömmigkeit in Wien". Während seiner 30jährigen Regierungszeit förderte er besonders die Orden der Franziskaner und Jesuiten und die Marienverehrung und begann mit der Barockisierung des Innenraums von St. Stephan durch die Errichtung des neuen Hochaltares - alles ideeller und optischer Ausdruck der Gegenreformation in Österreich.

Breuner starb am 22. Mai 1669 in Wien. Für die Begräbnisfeierlichkeiten im Stephansdom wurde selbstverständlich ein prunkvolles Trauergerüst ("castrum doloris") errichtet, wie es schon seit der Renaissance für die Aufbahrung Adeliger, geistlicher und weltlicher Würdenträger üblich war. Der Stich von Mauritius Lang, der einer Leichenrede auf den Bischof vom kaiserlichen Hofprediger Christoph Traut beigegeben ist, vermittelt einen umfassenden Eindruck dieser typischen ephemeren Architektur mit ihren Besonderheiten, da auch die Inschriften und Embleme wiedergegeben werden.

Trauts Predigt ist eines von 15 Werken eines Sammelbandes von Leichenpredigten. Natürlich war es nur Wohlhabenden möglich, solche Predigten, bisweilen auch Hefte mit Lobgedichten auf die Verstorbenen, in einer Auflage von 100 oder mehr Stück drucken zu lassen und an Verwandte und Bekannte zu verteilen. Von den Leichenreden dieses Sammelbandes gedenken gleich mehrere - gehalten in verschiedenen Kirchen in Wien und Innsbruck - der Erzherzogin Claudia Felicitas von Tirol, der jung verstorbenen zweiten Frau Kaiser Leopold I. Einige andere Predigten und ein Trauergedicht beziehen sich auf Claudias Mutter, Anna von Medici, die im gleichen Jahr wie ihre Tochter (1676) starb. Auch Leichenreden für Leopolds erste Frau, die spanische Infantin Margaretha Theresia, für die bayrische Kurfürstin Henriette Adelheid und für Antonio Pozzi, Leibarzt des Kaisers, sind dem Sammelband beigegeben. Das letzte in diesem Band enthaltene Werk ist eine Sammlung von Predigtbeispielen "von dem Todt und Absterben deß Menschen" vom Salzburger Pfarrer Johann Hesselbach.


© Österreichische Nationalbibliothek, 2007
last update: 29.03.2007

Zum Seitenanfang Zum Seitenanfang