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Neuerwerbungen
Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken
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Der Pinax des Kebes von Theben
Kebêtos tu Thêbaiu ... Pinax / Metaphrastheis ek tu hellêniku eis ten haplên hêmôn dialekton ... Iôannu Karatza. - En Biennê: en tê Typographia tu
Baumaysteru, 1792. - [3] Bl., [1] gef. Bl., 54 S.,1 Ill.
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Objektbeschreibung:
Titelblatt
Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 306.408-A..Alt-Mag
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Detailinformation
Vor dem Kronosheligtum einer (namenlosen) Stadt ist eine Bildtafel aufgestellt, die das Interesse einiger Fremder weckt. Ein Greis macht sich erbötig, ihnen
die Bedeutung des Gemäldes zu erläutern; war es doch sein eigener Lehrer, ein pythagoreischer Philosoph, der dieses Bild vor vielen Jahren gestiftet hat. Im folgenden
Dialog mit einem der Fremden erklärt er diese allegorische Darstellung der möglichen Lebenswege der Menschen: Durch ein Tor gehen sie ins Leben ein; dort wacht
ein Schutzgeist, der versucht, sie auf den rechten Weg zu leiten, der sie zu einem glücklichen Leben führen soll. Aber verschiedene allegorische Figuren, wie etwa die
blinde und wahnsinnige Schicksalsgöttin Fortuna, versuchen das Streben der Suchenden auf sinnlichen Genuß und den Erwerb von Besitz zu lenken. Selbst
wer erkennt, daß sich nur durch Gleichgültigkeit gegenüber Glücksgütern, aber auch gegenüber dem Unglück ein zufriedenes Leben erreichen läßt, hat noch nicht
sein Ziel erreicht. Denn nur die "wahre Bildung" kann wirklich zu Tugend und damit zu Glückseligkeit führen.
Darunter versteht der Schöpfer des Gemäldes aber nicht etwa die Musik, Mathematik oder Astrologie, die er der "falschen Bildung" zurechnet, sondern eine ethische
Bildung, die in Tugenden wie Mut, Ungebundenheit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Milde gipfelt - also solche nach stoisch-kynischem, nicht nach pythagoreischem Ideal.
Zwar wurde der Pinax allgemein dem Pythagoräer Kebes von Theben zugeschrieben, der in Platons "Gastmahl" eine wichtige Rolle spielt; es handelt sich aber wohl um
ein hellenistisches Werk aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Vor allem als Text für den Griechisch- und Ethikunterricht erfreute sich der Pinax von der
Renaissance bis ins 19. Jahrhundert großer Beliebtheit. Während die meisten dieser Drucke unbebildert sind, enthält dieser von Baumeister in Wien - eine Übertragung
ins Neugriechische von Ioannis Karatza - tatsächlich einen "Pinax", eine Bildtafel zum Text des Kebes.
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