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Neuerwerbungen
Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken
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Brave kleine Mädchen
Spiele und Vergnügungen der kindlich-frohen Mädchen im ersten Alter.
Ein unterhaltendes Bilderbuch mit kurzen Erzählungen und 18 schön
colorirten Kupfern. Jeux Et Amusemens Des Filles En Bas-Âge. - Wien,
bey H. F. Müller [1819]. - [1] Bl., 72 S., [18] Bl. 18 Ill. (Kupferst.)
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Objektbeschreibung:
Kolorierte Kupferstiche
Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 306.815-A.Alt-Rara |
Detailinformation
Bücher, die die kleinen Mädchen auf ihre Pflichten als Hausfrau und Mutter
vorbereiten sollten, erfreuten sich lange Zeit hindurch großer Beliebtheit
- zumindest bei den Erziehern. 1789 schrieb Joachim Heinrich Campe,
der berühmte Jugendbuchautor: "Ihr [die Frauen] seid wahrlich nicht
dazu bestimmt, nur große Kinder, tändelnde Puppen, Närrinnen oder
gar Furien zu sein; ihr seid vielmehr geschaffen - o vernimm deinen
ehrwürdigen Beruf mit dankbarer Freude über die große Würde desselben!
- um beglückende Gattinnen, bildende Mütter und weise Vorsteherinnen
des innern Hauswesens zu werden." ("Väterlicher Rat für meine Tochter".)
Dementsprechend trugen Kinder- und Jugendbücher, besonders aber
Mädchenbücher, oft Titel wie "Neues Fleiß- und Sittenbüchlein" oder
Zusätze zum Titel wie "Zur Bildung ihrer Sitten","Zur Belehrung
und Unterhaltung", "Ein moralisches Unterhaltungsbuch", "Eine moralische
Geschichte zur Bildung des Herzens".
Der Unterhaltungswert dieser Bücher war unterschiedlich. Im Fall
der "Spiele und Vergnügungen" dürfte er (abgesehen von den gefälligen
Illustrationen) nicht besonders hoch gewesen sein: Die kurzen Geschichten
haben nicht wirklich eine Handlung, jede einzelne schildert ein
braves kleines Mädchen bei der Ausübung seiner Lieblingsbeschäftigung.
Dazu zählen hier weibliche Arbeiten wie Nähen und Bügeln, Kochen
und Kaffeemahlen ("Flora mit dem Butterfäßchen"), die Beschäftigung
mit Haustieren ("Das liebe Täubchen", "Die Schmeichelkatze") und
künstlerische Betätigungen ("Ida singt", "Die Guitarre- Spielerinn").
Zwar beginnt das Buch mit einer Darstellung der in ihre Lektüre
versunkenen "Lesefreundinn",
doch auch hier ist Unterhaltung als Selbstzweck nicht vorstellbar:
"Die schönen Bilderchen machen ihr ungemein viel Vergnügen, und
sie lieset mit Aufmerksamkeit die Erklärung derselben, damit sie
auch ihrem Brüderchen und ihren Gespielinnen sagen kann, was die
Bilder vorstellen." Immerhin dürften die jungen Leserinnen vom zweiten
pädagogischen Zweck des Büchleins profitiert haben, denn sämtliche
Kapitel gibt es in zwei Versionen: Deutsch und Französisch.
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