|
|
Neuerwerbungen
Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken
|
Die Kunst zu fliegen
Abbildung Einer Kunst zu fliegen / Vermittels welcher / man in
24. Stunden 200. Meyl machen / denen Kriegs-Heeren in denen weit
entlegenen Ländern die Ordre / auch zu jenen / neben denen Brieffen
/ Volck, Lebens- Kriegs- und Gelt-Mittlen überschicken / nicht weniger
die belaagerte Plätze mit allen Nothwendigkeiten versehen / auch
alle Waaren und Kauffmannschafften durch die Lufft verschaffen könne.
So / wie Auß hierbeygehender Abschrifft Eines An Ihro Königliche
Portugesische Majestät Uberreichten Anbringens Zu ersehen / Von
einem Geistlichen auß Brasilien erfunden worden / Und Damit nächstkünfftigem
24. Junii 1709. / die Prob geschehen solle. - Wienn : Bey Johann
Baptist Schönwetter / Kayserl. Hof- und Universitätischen Buchhandlern
/ im rothen Ygel, 1709. - [2] Bl., 1 Ill.
|
|
Objektbeschreibung:
Kupferstich
Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 307.197-B.Alt-Rara
|
Detailinformation
Jahrhundertelang hatten die meisten Versuche, eine Flugmaschine
zu konstruieren, auf einer Nachahmung der Vogelanatomie und der
Imitation des Flügelschlags beruht. Daneben gab es aber auch immer
wieder die Idee, stattdessen Schwebekörper einzusetzen. Im 17. Jahrhundert
wurde daher mit Wasserdampf und Vakuum experimentiert. Auf den Gedanken,
Heißluft einzusetzen, kam als erster Bartolomeu Lourenço
de Gusmao, ein brasilianischer Geistlicher.
Gusmao, 1685 in Santos (Provinz Sao Paolo) geboren, studierte Philologie
und Mathematik in Portugal. 1709 ließ er vor König Johann V. in
einem Raum des königlichen Palastes in Lissabon ein 50 cm großes
Modell eines von ihm konzipierten Heißluftballons steigen. Zwar
fing dabei ein Vorhang Feuer, dennoch gewährte ihm der König das
Privileg und die Mittel zum Bau eines Luftschiffs in Originalgröße.
Mit diesem, das den Namen "La Passarola", "Sperling", erhielt, unternahm
der Erfinder tatsächlich mehrere Flüge über Strecken von über einem
Kilometer und überflog Lissabon; die "paar hundert Meylen in 24.
Stunden", von denen die vorliegende Übersetzung seines Gesuchs an
den König spricht, erreichte er dabei freilich nicht.
Von König Johann durch eine Professur an der Universität Coimbra
und die Mitgliedschaft an der Academia Real da Historia geehrt,
von der Inquisition aber wegen Zauberei verfolgt, emigrierte Gusmao
nach Spanien und starb 1724 in Toledo. |