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Neuerwerbungen

Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken



Giovan Francesco Loredan und die "Accademia degli Incogniti"

Lupis, Antonio: Vita Di Gio. Francesco Loredano Senator Veneto, Descritta Da Antonio Lvpis, E Consegrata All'Illustrissimo, & Eccellentissimo Signore Il Signor Marchese Francesco Maria Santinelli. Conte della Metola, Marchese di S. Sebastiano, &c. - In Venetia : Per Francesco Valuasense, 1663. - [8] Bl., 60 S., 1 Ill.

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Objektbeschreibung:
Titelblatt
Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 307.444-B.Alt-Mag

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Giovan Francesco Loredan (1606-1661), Angehöriger einer der einflußreichsten venezianischen Patrizierfamilien und selbst Senator, hatte zweifellos eine besondere Liebe zu Büchern. Sein Schüler, Freund und Biograph Antonio Lupis erwähnt in seiner "Vita", Loredan sei als ganz kleiner Knabe einmal in Tränen ausgebrochen, als er ein Hündchen mit einem Buch spielen und es dabei beschädigen sah.

Zeit seines Lebens las Loredan leidenschaftlich gerne, und zwar angeblich am liebsten verbotene Bücher, weil diese ihm die interessantesten zu sein schienen. Er selbst war ein hochgeschätzter Dichter und protegierte ärmere Poeten. 1630 gründete er die "Accademia degli Incogniti", eine der freigeistigen Akademien, die das kulturelle Leben der Stadt bestimmten. Diese neue Akademie war auch politisch durchaus einflußreich, denn zu ihren Mitgliedern zählten viele junge Männer aus Patrizierfamilien und damit auch künftige Angehörige des Senats. Loredan und seine Incogniti standen aber auch in Verbindung mit bedeutenden Frauen der Zeit: Mit der Schriftstellerin und Nonne Angela Tarabotti etwa, die in ihren Werken soziale und gesetzliche Ungerechtigkeit gegen Frauen kritisierte und im Kloster Besuche von Mitgliedern der Akademie empfing, und mit der Sängerin und Komponistin Barbara Strozzi, deren Adoptivvater Giulio selbst Mitglied der Akademie war. Besonders wichtig war den Incogniti die Oper: Sie gründeten das "Teatro Novissimo", das zwar nur wenige Jahre bestand, in dieser Zeit aber eines der wichtigsten Opernhäuser von Venedig war. Viele Mitglieder wirkten als Librettisten, darunter auch Loredan selbst und vor allem Gian Francesco Busenello, der für Meister wie Claudio Monteverdi und Francesco Cavalli arbeitete.

Loredan und seine Akademie waren aber auch für die venezianische Druckgeschichte von großer Bedeutung. Nach der Blüte dieses Gewerbes im 16. Jahrhundert war es durch die schwache Konjunktur (bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg und Seuchen) zur Schließung einiger wichtiger Druckereien gekommen. Durch die Unterstützung von Verlegern wie Loredan, die nicht nur das nötige Kapital für eine Druckausgabe vorschießen konnten, sondern auch das entsprechende Wissen über Druck, Buch und Literatur mitbrachten, konnte diese Krise überwunden werden.

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© Österreichische Nationalbibliothek, 2005
last update: 12.11.2005

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