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Neuerwerbungen
Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken
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Krates von Theben - Zeitgenosse und Schüler des Kynikers Diogenes
Cratis Thebani Cynici philosophi Ep[isto]le aureis sentencijs referte theologie consentanee. - Jmpressum Nurmberge Per Ambrosium Hueber. Anno domini 1501. – [8] Bl. 1 Ill. (kolorierter Holzschnitt)
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Objektbeschreibung:
Titelblatt
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 305.975-B.Alt-Rara |
Detailinformation
Krates von Theben (4. Jh. v. Chr.) war ein Zeitgenosse und Schüler des
Kynikers Diogenes ("Diogenes in der Tonne"). Aus wohlhabendem Hause
stammend, soll er seine Besitztümer verschenkt haben, um ein Leben der Unabhängigkeit
und Bedürfnislosigkeit zu führen. Die schöne Hipparchia, ebenfalls
aus vermögender Familie, verliebte sich in ihn, als sie erfuhr, daß
er aus freien Stücken nur das besaß, was er am Leibe trug. Sie wurde
seine Ehefrau und Schülerin.
Die Person und Lehre des Krates, vor allem aber seine Liebe zu Hipparchia,
machten den Kyniker zu einer sprichwörtlichen und auch literarischen Figur.
So wird etwa in Grimmelshausens "Simplicissimus" der geizige Diener
Avarus ermahnt, nicht zu sehr an irdischen Gütern zu hängen, "welche
doch der Held Krates Thebanus ins Meer warf, damit sie ihn nit verderben sollten,
wiewohl er solche rechtmäßig besaß". In Chr. M. Wielands
"Krates und Hipparchia" wird uns die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten
in Form einer Briefnovelle nahegebracht.
Das Titelblatt des Nürnberger Drucks von 1501, der angebliche Sentenzen
und Brieffragmente des Krates enthält (darunter z. B. "Ratschläge
für junge Leute" oder eine Ermahnung an Hipparchia, daß ein Gewand,
das sie für ihren Mann gewebt hatte, zu schön und daher unpassend sei),
zeigt Krates mit seinem Lehrer Diogenes. Die beiden Kyniker wandeln über
das Himmelszelt, zwischen ihnen ein Hündchen als "Symbol" der Kynischen
Philosophie (griech. kyon, kynos "Hund"). Ein Gedicht auf der folgenden
Seite erzählt, wie sehr sich Krates in seinem Äußeren und Lebensstil
an Diogenes orientiert haben soll, und erklärt so gleichsam die zwillingshafte
Erscheinung der beiden Philosophen auf dem Holzschnitt.
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