Römischer Karneval[Meynier, Johann Heinrich:] Europa's Länder und Völker. Ein lehrreiches Unterhaltungsbuch für die gebildete Jugend. Von Felix Selchow [Pseud.]. - Berlin : Druck und Verlag von C. F. Amelang, 1822-1823. 3 Bände.
Die Kinder- und Jugendbücher des 18. und frühen 19. Jahrhunderts sollten weniger der Unterhaltung als vielmehr der Bildung und sittlichen Erziehung der Kinder dienen. Einige Schriftsteller wie der berühmte Pädagoge Christian Gotthelf Salzmann verstanden es, die erzieherische Botschaft in gut lesbare, kindgerechte Geschichten zu verpacken, andere können aber mit ihrem moralinsauren Unterton, dünnen Handlungsideen und trockenen Informationen die jungen Leser kaum beeindruckt haben. Zu denen, die ihr Handwerk tatsächlich verstanden, zählt Johann Heinrich Meynier (1764-1825). Nachdem er seine ursprüngliche Karriere als Jurist aufgegeben hatte, lehrte er Französisch an der Universität und am Gymnasium in Erlangen, wo er auch als Zeichenlehrer tätig war. Neben Lehr- und Wörterbüchern verfaßte er Kinderbücher und hatte mit ihnen auch finanziellen Erfolg. Er verstand es, durch seinen lebhaften Erzählstil die Themen Geschichte und Geographie unterhaltsam aufzubereiten. Wenn er im dritten Band von "Europa's Länder und Völker" die lustigen oder bösartigen Streiche der Maskierten beim römischen Karneval beschreibt, kann keine Langeweile aufkommen: "Ein kleiner Krieg, der zwischen den Masken und Vorübergehenden entsteht, macht die Scene noch lebendiger. Er wird mit Zuckerkörnern oder Gipszeltlein geführt, die zum Verkauf herumgetragen werden und womit sich Bekannte und Unbekannte einander werfen [sic!][...] Kein Fußgänger ist vor ihnen sicher; besonders wenn sich ein Abbate im schwarzen Rocke sehen läßt, werfen Alle von allen Seiten auf ihn, und da Gips und Kreide, wohin sie treffen, abfärben, so sieht ein solcher Passagier bald weiß und grau punktirt aus." |
© Österreichische Nationalbibliothek, 2005 last update: 19.01.2005 
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