|
|
Neuerwerbungen
Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken
|
Das Leben und Treiben des Italieners
in und außer seinem Hause : dargestellt durch eine Reihe humoristischer Schilderungen, lustiger Scenen und karakteristischer Anekdoten, als ein Beitrag
zur Kenntnis der heutigen Bewohner Hesperiens / von Alexander [i. e. Albin Johann Baptist von Meddlhammer]. - Berlin: Leopold Wilhelm Krause, 1828. - [1] Bl., IX, 230 S.,
[2] gef. Bl., 1 Ill.
|
|
Objektbeschreibung:
Szene in einem Gasthof in Ventimiglia: Der Erzähler bittet einen anderen Gast, ihm Wasser zu bringen; dieser fällt dabei im Dunkeln in den Abort und verletzt sich,
dadurch kommt es zu einer
Prügelei unter den Gästen - "Ou est donc ce mâtin qui m'a envoyé chercher de l'eau?" Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 305.636-B.Alt-
|
Detailinformation
Inspiriert durch Winckelmanns und Goethes enthusiastische Schilderungen, zog Italien seit dem späten 18. Jahrhundert Scharen von Künstlern und Gelehrten aus ganz
Europa magisch an, besonders aber Reisende aus Deutschland und England, die sich nach dem sonnigen Arkadien sehnten. Daß die Wirklichkeit mit dem Idealbild oft nicht
übereinstimmte, nicht übereinstimmen konnte, nahmen klug Reisende wie Goethe mit
Gelassenheit zur Kenntnis: Wer "für sein Geld auf der Reise zu genießen" trachte und dann immer nur enttäuscht die Unannehmlichkeiten registriere ("Hier ist was zerstört,
hier was angekleckt, hier stinckts, hier rauchts, hier ist Schmutz"), müsse eben alles, was seinen Genuß störe, "bey Seite bringen", ausklammern, und so zum "reinen bleibenden
Genuß" finden.
Aber nicht alle Reisenden dachten wie Goethe, und so erschienen auch so unfreundliche Darstellungen wie Gustav Nicolais "Italien, wie es wirklich ist" (1834). Vor seinen
Augen kann gerade noch der Petersdom bestehen, sonst aber schon kaum etwas, nicht das Essen ("...denn es gab hier die gewöhnliche Reisekost Italiens: frisch geschlachtete,
völlig zähe Hühner und ganz ungenießbare Semmeln"), nicht die Natur ("Das Land ist furchtbar in Erzeugung von Unkraut und Schmarotzerpflanzen"), nicht die Menschen. Von
italienischen Flöhen gepeinigt, findet er selbst in der Nacht keine Ruhe.
"Schreiben eines deutschen Floh's" lautete denn auch der Titel einer beißenden Satire auf Nicolais Buch, die 1836 erschien und ihrem Autor, der sich "Adamson" nannte,
acht Wochen Gefängnis einbrachte.
Dieser Autor war Albin von Meddlhammer, ein steirischer Schauspieler und Theaterschriftsteller, der mehrere Jahre in Italien gelebt hatte. Er hatte einige Jahre vor Nicolai das "Leben
und Treiben des Italieners" (unter dem Pseudonym "Alexander") veröffentlicht. Auch er kritisiert (allzu) vieles an diesem Land und seiner Bevölkerung, deren "Erlustigungen [...]
anderswo für Landplagen gelten dürften", doch ist dieser "Xenophobe's Guide" zu skurril-witzig, um jemanden - außer vielleicht
die besonders gnadenlos karikierte katholische Geistlichkeit - ernsthaft beleidigen zu können.
|