Ein seltenes Emblembuch
zu Ehren des Salzburger Erzbischofs Guidobald Thun
Gille, Paris: Gratulatio Panegyrica quam Eminentissimo, Celsissimo, ac Reverendissimo Domino Domino Guidobaldo ex Comitibus de Thun, S. R. E. Cardinali Archiepiscopo Salisburgensi, Sedis Apostolicae Legato, Episcopo Ratisbonensi, ac Tridentino, S. R. I. Principi, nec non S. C. M. ad Comitia Imperialia Plenipotentiario &c. Ad singulas Dignitates meritißimo àcceptas Ex humillimo obsequio Pro Novis Anni M.DC.LXVIII. Auspiciis, Primis itidem Calendis dixerunt Musae Salisburgenses. – [Salzburg] : Ex Typographeo Joannis Baptistae Mayr [Johann Baptist Mayr], Typographi Aulico-Academici. [1668]. [19] Bl. : 12 Ill. (Kupferst.)
 
Guidobald Thun (1616-1668) wurde 1654 als Nachfolger von Paris Lodron Erzbischof von Salzburg, 1666 Bischof von Regensburg und 1667 Kardinal. Um die Stadt Salzburg hat sich dieser Erzbischof vor allem als Bauherr verdient gemacht: Die Winterreitschule, der Residenzbrunnen und das Konventhaus wurden von ihm in Auftrag gegeben, er ließ den Marstall verschönern, die Universität ausbauen und den Dom ausschmücken.

Der Autor Paris Gille, ein Benediktiner, der seit 1655 als Lehrer der Rhetorik in Salzburg wirkte, feiert den Erzbischof in dieser Lobrede als Bauherr und Gönner der Universität. Er hebt aber auch seine politische Rolle hervor. Für den Reichstag in Regensburg (1662) war Thun von Kaiser Leopold I. zu dessen Stellvertreter-Prinzipalkommissar (Reichstagspräsidenten) ernannt worden, eine Rolle, in der sich der prunkliebende Kirchenfürst besonders gut gefiel. Der Autor nennt ihn einen Herakles, der (wie in der Argonautensage) Leopold, dem Jason, auf seiner Fahrt beisteht.
So stellt das hier gezeigte Blatt einen Herakles dar, der den Reichsapfel trägt, gestützt auf einen Stab mit zwei verschlungenen Schlangen (die einst von der eifersüchtigen Hera ausgeschickt worden waren, um den Helden schon in der Wiege zu töten). Seine Stirn schmückt das Horn eines Einhorns, Thuns Wappentier. Darstellungen von Einhorn und Adler, von Himmels- und Erdglobus mit Krone rahmen das Medaillon ein. Die Entwürfe zu den Stichen stammen von Burkhard Schramann (auch Schrammann), der als Maler und Zeichner für den Kupferstich in Salzburg 1636-1674 tätig war und hauptsächlich für das Benediktinerstift St. Peter arbeitete. Ausgeführt wurden die Stiche von Georg Andreas Wolfgang d. Ä.(1631-1716), der als Kupferstecher in Chemnitz und Augsburg wirkte.

¾¾¾ Objektbeschreibung ¾¾¾
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Sign. 304.379-D.Alt
Abbildung 6