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Neuerwerbungen

Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken



Ein Ghasel aus Wien

Gedichte bey der Feyer des fünfzigsten Jahrstages von Errichtung der K.K. Academie der Morgenländischen Sprachen. Gesungen im Nahmen der Zöglinge daselbst den 1. Januar, 1804. - Wien, Mit von Kurtzbeck'schen Schriften [1804]. - [15] Bl.

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Objektbeschreibung:
Anfang eines Ghasels in türkischer Sprache:
In der Dichtkunst ewig jungem Rosen-Haine
Pflückt' ich eine Blume, süssen Ambra düftend [...]


Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 307.009-C.Alt

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Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts gab es am Wiener Hof den Posten eines "türkischen Dolmetschers", dessen Hauptaufgabe in der Übersetzung türkischer Schriftstücke bestand. Die kaiserlichen Gesandten in Konstantinopel bedienten sich hauptsächlich "levantinischer" Dolmetscher, osmanischer Untertanen, die oft aus einem zweisprachigen Elternhaus stammten. Diese waren daher zwar ihrer Aufgabe gewachsen, wurden aber von Österreichern und Osmanen gleichermaßen (und nicht immer ganz ungerechtfertigt) der Spionage verdächtigt. Unter Leopold I. ging man dazu über, junge Männer nach Konstantinopel zu schicken und dort im eigenen "Sprachknaben-Institut" an der Internuntiatur die Sprache im Land lernen zu lassen. Zwar wurde der Unterrichtszweck so wahrscheinlich erreicht, aber man beklagte, daß die "Sprachknaben" der Heimat zu sehr entfremdet würden. Bei der Gründung der "Orientalischen Akademie" in Wien 1754 entschied man sich für ein neues Konzept: Vorbereitung junger Leute auf den diplomatischen Dienst mit Unterrichtsschwerpunkt auf den drei Sprachen Türkisch, Persisch und Arabisch.

Unter den Gedichten, die zur Feier des 50jährigen Jubiläums der Akademie verfaßt wurden, findet sich - wie könnte es anders sein? - je ein türkisches und persisches Ghasel und eine arabische Kasside, denen deutsche Übersetzungen oder Nachempfindungen beigegeben sind. Aber auch eine lateinische Ode und eine französische Kantate preisen die inzwischen bewährte Einrichtung (aus der später die Diplomatische Akademie hervorgehen sollte) und ihre Gründerin, Kaiserin Maria Theresia.


© Nationalbibliothek, 2001
last update: 10.6.2004

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