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Neuerwerbungen
Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken
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Währungsvielfalt im 19. Jahrhundert
Tables De Réductions Progressives De Francs De France, Pounds Sterling D'Angleterre Et Zwanziger D'Autriche
En Paoli De Toscane Et Viceversa. Publiées Par Van-Lint Frères, Propriètaires Du Cabinet De Beaux Arts Huguet
Et Van-Lint, Situé Lung' Arno près l'Hôtel Peverada a Pise. - Pise : Tipographie Pieraccini, 1846. - 21 S.
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Objektbeschreibung:
Titelblatt
Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 305.658-A.Alt-Mag
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Detailinformation
Bei der ungeheuren Währungsvielfalt früherer Jahrhunderte, die
vor allem den Reisenden Probleme bereitete, waren Währungs- und
Umrechnungstabellen wie die vorliegende ein unentbehrliches Hilfsmittel.
Während uns die Namen vieler alter Münzsorten durchaus noch geläufig sind, wenn wir ihren Wert oder ihre Kaufkraft
auch nicht mehr ermessen
können, so kennt wohl kaum jemand noch den Paolo. Ein italienisch-deutsches Wörterbuch des 19. Jahrhunderts
(von H. Michaelis) definiert ihn als "Münze, ungefähr 4 1/3 Silbergroschen
an Werth". Die französischen Herausgeber der "Tables" empfehlen aber gerade den Paolo
als Einheit für eine relativ einfache Umrechnung ausländischer Währungen, zum Beispiel des österreichischen
Zwanzigers (20-Kreuzer-Stückes).
Diese unter Papst Paul III. im 16. Jahrhundert erstmals geprägte Münze im Wert von 1/10 Scudo erhielt
ihren Namen wohl nicht direkt nach dem Münzherrn,
sondern nach dem Münzbild, einer Darstellung des Apostels Paulus. Die "Tables" definieren den Paolo als ein Zehntel des
"Francescone" - ursprünglich der Name eines Silber-Scudo, den Franz Stephan von Lothringen während seiner Regierungszeit
in der Toskana einführte
und der auch den folgenden Scudi seinen Namen gab.
Das Umrechnen toskanischer Währungen im Kopf erscheint uns ans
Dezimalsystem Gewöhnten als aufwendige Rechenaufgabe, denn "der
Paolo teilt sich in 8 Crazie, die Crazia [dieser Name geht auf den
"Kreuzer" zurück] in 5 Quattrini". Was aber konnte man für einen
Paolo kaufen? Um 1850 bekam man um 6 Paoli ein Mittagessen in einem
guten Lokal. Und der berühmte, gegen Ende seines Lebens verarmte
Baumeister Giovanni Salucci mußte 1845 zwei Paoli pro Tag zahlen,
um im Hospital von Santa Maria Nuova in Florenz in ein etwas besseres
Zimmer verlegt zu werden.
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