Ein Beispiel aus dem Bereich des Schrifttums zur Emigration der Salzburger Protestanten
Kurtze Historie, Der Evangelischen Emigranten, Wie Die Göttliche Providentz Dieselben Nach vielen ausgestandenen Drangsaalen Aus dem Ertz-Stifft Saltzburg In ein Land geführet, Worinnen Milch und Honig der Evangelischen Wahrheit fliesset : Mit schönen Kupffern gezieret. Memmingen : Verlegts Elias Fridauer, Buchbinder, und in Commission bey Elias Bäck, Kupfferstechern in Augspurg, 1733. [1] gef. Bl., [5] Bl., 88 S., [26] Bl. : 28 Ill. (Kupferst.)
 
Die jahrzehntelange Verfolgung der Salzburger Protestanten spitzte sich unter Erzbischof Firmian derart zu, daß 1731, nach Erlaß des Emigrationspatents, die Ausweisung sämtlicher Protestanten erfolgte. "Unangesehene sollten binnen 8 Tagen, Angesehene je nach ihrem Vermögensstand in 1 - 3 Monaten das Land verlassen," hieß es in dem Patent. Von Dezember 1731 bis Ende 1732 zog ein Flüchtlingsstrom von mehr als 20.000 Menschen vor allem über Süddeutschland nach Preußen. Nicht in allen von den Salzburger Emigranten durchwanderten Landesteilen wurde das Kupferstecherhandwerk ausgeübt. Die uns bekannten Bilddokumente stammen aus Nürnberg, Leipzig, Halle oder Augsburg, wie die hier gezeigte Buchillustration. Ein wesentlicher Teil der Emigrationsgraphik wurde von dem Augsburger Elias Bäck (1679 - 1747), der auch für diesen Kupferstich verantwortlich zeichnet, herausgegeben. Man könnte ihn "nach der großen Zahl dieser Blätter (...) als ,Bildreporter' der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bezeichnen." (Marsch, Angelika: Die Salzburger Emigration in Bildern. Weißenhorn, Bayern : Konrad, 1977. S. 46)

Das vorliegende Blatt ist der reich bebilderten "Kurtze[n] Historie der Evangelischen Emigranten ...." entnommen, deren Illustrationen aufgrund ihres Informations- und Dokumentationscharakters größtenteils mehrfach, in Form von Einblattdrucken u.ä., verwendet wurden.
Dargestellt ist die Flucht des Waisenknaben Balthasar Brandstätter. Dieser soll, nachdem er, wie das bei Kindern zumeist der Fall war, keine Ausreisegenehmigung erhalten hatte, aus dem 3. Stock des Wagrainer Rathauses gesprungen sein. Nach seiner erfolgreichen Flucht gelangte das Kind im August 1732 mit seinem Stiefvater Stephan Polsteiner und den übrigen Emigranten nach Augsburg.

¾¾¾ Objektbeschreibung ¾¾¾
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Sign. 304.306-A.Alt-
Ausschnitt (ohne begleitenden Text)