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Sie haben Robert Blum erschossen!

Robert Blum's Leben, Wirken und Sterben zu Wien, den 9. November 1848. - Bautzen : Verlag von F. A. Reichel, 1848. - [2] Bl., 16 S.

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Objektbeschreibung:
Robert Blum.

Lithographie
Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Sign.: 306.261-B.Alt-

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Sie haben Robert Blum erschossen!

Dieser empörte Aufschrei hallte im November des Revolutionsjahres 1848 durch Deutschland. Blum, Sprecher der demokratischen Linken in der Frankfurter Nationalversammlung, war nach Wien gekommen, um den Freiheitskämpfern der Oktoberrevolution eine Solidaritätsadresse der Parlamentsopposition zu überbringen. Bei der Verteidigung der Stadt gegen die reaktionären Truppen Windischgrätz', der der "Rotzbubenherrschaft" der Aufständischen ein Ende setzen wollte, fühlte sich Robert Blum moralisch dazu verpflichtet, als Führer einer Kompanie selbst auf den Barrikaden zu kämpfen. Nach der Einnahme Wiens wurde er - ungeachtet der Immunität, die er als Abgeordneter genoß - in einem Gasthof verhaftet und am 9. November in der Brigittenau standrechtlich erschossen.

Dieser Willkürakt wurde nicht nur von Blums Partei und der Nationalversammlung in Frankfurt mit "höchster Erregung und Entrüstung" aufgenommen, sondern auch von demokratisch gesinnten Menschen in ganz Deutschland. Sofort wurde eine große Spendenaktion zur Unterstützung von Blums Witwe und Kindern initiiert, überall wurden Robert-Blum-Gedenkfeiern abgehalten, und die Ermordung des populären Politikers fand natürlich auch ihren Niederschlag in einer Vielzahl von Schriften: "Wozu soll uns Blum's Tod ermannen?", "Das Lied vom treuen Robert", "Ein Meuchelmord! Ein Volksmord! oder: Sie haben Robert Blum erschossen !!!" - die Liste der Titel ließe sich noch lange fortsetzen. In "Robert Blum lebt, er ist nicht erschossen!" klammert sich ein Autor gar an die Hoffnung, bei einem Patienten mit einer Schußwunde, der in der Nacht von einem eilig herbeigeholten Arzt versorgt worden war, könnte es sich um Blum gehandelt haben.

Daß wegen Blums Erschießung niemand bestraft wurde, schien eine klare Absage der österreichischen Regierung an die Frankfurter Nationalversammlung, aber auch an die demokratische Idee überhaupt zu sein. Blum war zu einem Märtyrer dieser Idee geworden, dessen persönliche Vorzüge in zahlreichen Nachrufen dargestellt wurden. Selbst Friedrich Engels, der Blum keineswegs kritiklos gegenüberstand und die "Unbestimmtheit" seiner politischen Meinung und das "seichte Pathos" des sehr populären Redners bemängelte, billigt ihm zu: "In solchen [entscheidenden] Augenblicken erhob er sich weit über das gewöhnliche Maß seiner Fähigkeiten", und er ergänzt: "Er starb wie ein Held".


© Nationalbibliothek, 2003
last update: 06.11.2003

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