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Neuerwerbungen

Sammlung von Inkunabeln, alten und wertvollen Drucken



Grieninger, Augustin: Salomonischer Scepter

Das ist: Über Salomons Hof-Haltung, Lebens-Lauff vnd denckwürdigen Sprüchen ... Poeterey; ... Augsburg, Johann Jacob Schönig [1685]. [12] Bl., 203 S., 1 Ill. (Kupferst.), Notenbeisp.

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Objektbeschreibung:
Eingangsworte der Vorrede Augustin Grieningers (Detail)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 305.073-A.Alt-

Detailinformation

"Schreiben oder auch Lesen als Therapie, als Mittel zu vertiefter Selbsterkenntnis, sogar als Eigentherapie hat eine lange Tradition. Immer häufiger wird die Heilkraft der gestalteten Sprache ... genutzt. (Durch Bibliotherapie werden) spontane Selbstheilungskräfte ... angesprochen und angeregt." (Vgl. Sprenger, Heidi: Buchstaben statt Pillen. In: Schweizerische Ärztezeitung 23/2000,1264.)

"Daß Melancholia ... sehr schädlich / kann niemand in Abred stehn. Was Ubel von der Traurigkeit herrühren / zeugen die Herren Medici, ... welche ... rathen allezeit ein fröhlichs Gemüth zu haben . ...  Der schädlichen Traurigkeit vorzubiegen/ seynd vnterschiedliche Mittel vor die Hand genommen worden/ vnd werden noch vorgenommen. Einer bedienet sich der Jagtbarkeit: ... Ein anderer lustiger Bücher; Zu diesem Ziel vnd End hab ich auch Hand angelegt/ vnd diese Poeterey/ ... aufgesetzt. ... ein berühmter Bücher=Verfasser ... redet (also) von der Poeterey: 'Wir wissen aus der Erfahrnuß / daß die Menschliche Anmuthungen werden beweget aus Ablesung der Poeten vnd Versen ... Dann der Versen Lieblichkeit hat ein grossen Gwalt die Menschlichen Anmuthungen zu bewegen '" (Vorrede. In: Grieninger, Augustin: Salomonischer Scepter (etc.) Augsburg (1685). Bl. 6, v.)

Zu Augustin Grieninger (um 1635-1692) gibt es kaum biographische Hinweise. Er selbst stellt sich am Titelblatt zu seinem "Salomonischen Scepter" als "Canonico Regulari S. August. [Augustiner-Chorherr], Profess. zu Rottenbuch; p.t. Pfarrherrn zu Ober Iglingen, sonsten aus dem Etschland von Margreid bei Trient gebürtig" vor. Er soll "Als Jüngling durch harte Geschicke weit von seiner Heimath verschlagen [worden sein]", nach eigenen Angaben in Olmütz studiert haben und später in Bayern in das Chorherrnstift Rottenbuch eingetreten und wegen seiner Tüchtigkeit mehreren Klosterpfarreien, u. a. in Oberammergau, als Seelsorger vorgestanden sein. Bereits im vorgerückten Alter verfaßte er etliche teils prosaische, teils rhythmische Werke religiösen Inhalts (vgl. ADB 9,653). Ausnehmend selten und kaum nachzuweisen ist sein "Salomonischer Scepter", der im ADB als "seine bedeutendste Leistung" bezeichnet wird: als ein "Büchlein, [das] für jene Zeit in gewandten frischen Versen geschrieben" ist.

So ist dieser Druck, der allein schon seiner großen Seltenheit und seines interessanten Autors wegen bemerkenswert wäre, vor allem aus zwei Gründen hervorzuheben: nicht nur als kaum bekanntes Beispiel zur barocken Dichtung, sondern vor allem auch als Demonstration für ein bezeichnendes Phänomen. Bei vielem, das aus heutiger Sicht ganz neu anmutet, hat sich im wesentlichen nur die Benennung und die Sprache geändert. Die "Vorrede" des Augustin Grieninger mit seiner engagierten Verteidigung der "Poeterey" und ihres Nutzens ist ein besonders augenscheinliches und anschauliches Beispiel dafür.


© Nationalbibliothek, 2000
last update: 07.01.2001

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