Lateinische Klassiker aus Ungarn
Quinti Horatii Flacci Opera, Interpretatione Et Notis Illustravit Ludovicus Desprez. - Tyrnaviæ : Typis Academicis Societatis Jesu, 1757. 2 Bde. M. Tvllii Ciceronis Ad Q. Fratrem Dialogi Tres De Oratore. Edidit Ac Notis Aliorvm Et Svis Instrvxit Esaias Budai. - Debrecini : Impr. Michael Szigethy, 1795. Publii Terentii Afri Comoediae Sex. Ex Recensione Societatis Bipontanæ ... Edidit Esaias Budai. - Debrecini : Impr. Michael Szigethy, 1795. 2 Bde. M. Tvllii Ciceronis Selectae Orationes Ad Exemplar Probatissimorvm Codicvm Expressae Cvm Christophori Cellarii Argvmentis … Editio Altera Auctior & Emendatior. – Debrecini : Impressit Michael Szigethy, 1796.
Detailinformation1757 kam in Tyrnau diese zweibändige Ausgabe der Werke des Horaz heraus. Durch den umfangreichen Kommentar von Louis Desprez (die „Annotationes“ nehmen fast durchgängig den größten Teil der Seiten ein) war diese erstmals 1691in Paris veröffentlichte Horaz-Edition selbst bereits zu einem Klassiker geworden, der weit bis ins 19. Jahrhundert hinein in ganz Europa Nachdrucke erfuhr. Da durfte Tyrnau natürlich nicht fehlen; galt doch die Druckerei der 1635 gegründeten Jesuitenuniversität lange Zeit hindurch als eines der wichtigsten Zentren des Buchdrucks in Ungarn – bis 1777, als sie infolge der Auflösung des Jesuitenordens nach Ofen „übersiedelte“. Das Programm der Jesuitendruckerei umfasste eine Vielzahl von Thematiken, die weit über die religiöse bzw. universitäre Literatur hinausgingen. Dazu zählten selbstverständlich auch die lateinischen Klassiker der Antike. Diese gehörten ja nicht nur allgemein zum Lesekanon der Gebildeten; vor allem den Studenten der Universität wurde die tägliche Lektüre klassischer Autoren nahegelegt, nicht zuletzt um den persönlichen Schreib- und Rhetorikstil zu perfektionieren. In erster Linie las man Cicero, ins besonders die Schriften zur Ethik, aber auch Geschichtswerke wie jene von Caesar, Sallust oder Livius und ausgewählte Lyrik – eben zum Beispiel Horaz. Debreczin (Debrecen) war seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts einer der wichtigsten Druckorte Ungarns, ganz im Gegensatz zu Tyrnau aber protestantisch geprägt. Während andere evangelische Pressen im Zuge der Gegenreformation schließen mussten, konnte sich Debreczin mit seiner (reformierten) Druckerei behaupten. Die beiden Ausgaben römischer Klassiker von 1795, Ciceros De oratore und die Komödien des Terenz, wurden von Esaias (Ézsaiás) Budai besorgt; der Theologe, Altphilologe und Pädagoge Budai war zu diesem Zeitpunkt Professor am Reformierten Kollegium der Stadt. Im folgenden Jahr kam im gleichen Verlag die Neuauflage von Ciceros Orationes selectae heraus (in der 1678 erschienenen, ebenfalls schon „klassischen“ Bearbeitung des Halleschen Professors Christoph Cellarius).
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