Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik
Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik. Essays zum österreichischen Geist.
Wien: Sonderzahl 1990.
Zitat, S. 128f.:
Das Verhältnis der österreichischen Literatur zur Wirklichkeit kann daher gar nicht anders als gestört sein, ist ihre Wirklichkeit doch eine verkehrte Welt: diese Literatur befaßt sich nicht mit Schein gegen ein Wirkliches, sondern mit Erscheinung als dem Wirklichen selbst, "über dem verschwindenden Diesseits das bleibende Jenseits", wie Hegel in der Phänomenologie des Geistes' im Abschnitt "Die verkehrte Welt" formulierte.
Daß also die Fixierung auf dieses "Jenseits" für einen großen Teil der österreichischen Literatur charakteristisch ist, soll aber nicht heißen, daß deswegen die österreichischen Literaten auch buchstäblich einen besonderen Drang zum "Jenseits" haben. Wenn allerdings ein österreichischer Schriftsteller Selbstmord begeht, dann kann die Institution Literatur in Österreich, da sie sich nun einmal in der verkehrten Welt befindet, gar nicht anders, als auch und erst recht auf einen solchen Vorfall nur aus dem "Jenseits" heraus reagieren. Die Reaktion ist: Das muß doch etwas bedeuten!
Werkdokumentation
- Sinnliche Gewißheit
- Selige Zeiten
- Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik
- Die Vertreibung aus der Hölle