Über die Dörfer. Dramatisches Gedicht (Textfassung 4a)

Nach Peter Handkes Überarbeitungen der dritten Textfassung fertigte das Sekretariat von Hans Widrich eine zweite Abschrift von Über die Dörfer an. Das Typoskript dieser vierten Textfassung ist zweizeilig und mit breitem Korrekturrand auf der linken Blattseite getippt. Es umfasst insgesamt 93 Blatt, die nach einem unpaginierten Titelblatt (Bl. I), mit einer Seitenzählung von a-c für das Personenregister und die Motti, und von 1-88 für den Stücktext versehen wurden. Dabei erweiterte Handke die beiden Motti von Nietzsche und Creedence Clearwater Revival um ein zweites Zitat von Nietzsche: »"Eine zärtliche Langsamkeit ist das Tempo dieser Reden" Friedrich Nietzsche, Ecce Homo« (ÖLA SPH/LW/W51, Bl. c). Die letzte Seite mit dem Entstehungshinweis »Salzburg, Herbst 1980 und Winter 1980/81« (Bl. I*) blieb ohne Paginierung. Die Angabe bezieht sich auf die ersten beiden Textfassungen. Zur Datierung der vierten Fassung findet man im Typoskript keine Anhaltspunkte, sie muss aber im Anschluss an die Korrekturen der dritten Textfassungen, also ungefähr im Zeitraum zwischen Mitte Februar und Anfang/Mitte März 1981, erstellt worden sein.

In dieser vierten Textfassung sind die Korrekturen der dritten Textfassungen (3a, 3b und 3c) umgesetzt. Zusätzlich nahm Handke Veränderungen vor, die in den Korrekturen nicht vorgegeben waren. Zum Beispiel kürzte er die in der dritten Textfassung noch eine Seite umfassende Anfangsrede von Nova zu einer nur mehr aus vier (noch nicht gereimten) Sätzen bestehenden Ansprache: »Du standest seit jeher ohne einen Schatten Angehörigkeit. Nicht als einen Mangel habe ich das gespürt, sondern als Wohltat, und deine Gegenwart hat auch bei mir die Götzen "Kindheit" und "Erinnerung" entthront. Du, das Auge des Passanten, und ich, der Antwortblick. Aber jetzt weiß ich nicht mehr.« (Bl. 1) Handke hat aber auch andere Dialogteile vor allem im ersten Teil des Stücks gekürzt und verdichtet.

Ein Exemplar der vierten Textfassung wurde von Handke mit weiteren kleinen Bleistiftkorrekturen versehen und von Hans Widrich nachträglich in Leinen gebunden (Textfassung 4a). Bei den Autorkorrekturen handelt es sich um Streichungen oder kleine Textergänzungen. Aus der Rede von Hans strich Handke beispielsweise nach dem Satz »Dem Menschengehör, entspricht nur das leiseste Rauschen.« die Passage: »Leuchtet personfern. Bekennt euch zur Fremde – im Inland verliert man das Erbarmen. Geleitet den Mann aus Übersee (er dreht sich mit Anton einmal im Kreis) – euer Held hat denselben Weg wie ihr. (Er dreht sich mit dem dritten einmal im Kreis.) Dämonisiert den Raum (er zeigt) durch Wiederholung. Schaut auf den leeren Boden im Gedränge – so kommt die Geisterkraft der Leere.« (Bl. 23; vgl. ÜDa 38) Dieser Aufruf an seine Arbeiterkollegen erinnert bereits an Novas Schlussrede. Handke versetzte bei seinen Korrekturen auch einen Satz dieser gestrichenen Passage am Ende in ihre Schlussrede. Dort heißt es: »Langsam vorangehend, formt die Schleife der Unendlichkeit. \Dämonisiert den Raum, durch Wiederholung./ Ruhig vom Entschluß, wird die Welt. Nur das Volk der Schöpfer, jeder auf seinem Platz, kann werden und sich freuen wie die Kinder.« (Bl. 87; vgl. ÜDa 120)

Die Textfassung 4a befindet sich im Bestand der Handke-Sammlung von Hans Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Sie wurde von Handke mitsamt den Korrekturen kopiert und an den Suhrkamp Verlag geschickt. (kp)

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