„Der Engel – ein rasender Narr“
Ernst Herbeck [Text], Susanne Nickel [Ill.]:
Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 2032994-D.Alt-Lux
Diesem Unikatbuch der deutschen Buchkünstlerin Susanne Nickel (1967-) liegt der Text „Der Engel“ des Gugginger Schriftstellers Ernst Herbeck (1920-1991) zugrunde. Ernst Herbeck litt seit seinem 20. Lebensjahr an Schizophrenie, weswegen er 1946 in die Niederösterreichische Landesnervenklinik Gugging aufgenommen wurde. In den sechziger Jahren beginnt er zu schreiben, stets auf Wunsch seines Psychiaters Leo Navratil und meist nur nach Angabe eines Titels. Innerhalb von 30 Jahren entstehen so rund 1200 Gedichte und Prosatexte, die nach seinem Willen der Österreichischen Nationalbibliothek geschenkt wurden. Leo Navratil (1921-2006), dessen Briefnachlass ebenfalls in der ÖNB verwahrt wird, beschreibt die besonderen Umstände der literarischen Produktion Ernst Herbecks im Vorwort seiner 1992 editierten Textsammlung, das er mit folgenden Worten einleitet: „Ernst Herbecks Eigenständigkeit als Dichter steht über jedem Zweifel; dennoch ist sein Gesamtwerk auch als das Ergebnis eines ,Gesprächs‘ zu verstehen, das in der Mitte der fünfziger Jahre begonnen wurde und mit dem Tode Herbecks 1991 zu Ende ging.“ Der Text „Der Engel“ ist mit 25.8.1981 datiert und liegt im Nachlass als Kopie vor. „Der Schutzengel“ ist in Herbecks Worten „ein rasender Narr“, ein Racheengel gewissermaßen, denn„ Er tötet alle die nichts haben. die, die etwas schuldig sind tötet er nicht. Sie gehören alle Ihm.“ Der knappen, gleichzeitig dichten und eindrucksvollen Sprache Ernst Herbecks hat Susanne Nickel eine ganz eigene Umsetzung gegeben. Die Grundlage des Buches sind Collagen mit kraftvollen Motiven aus Kochbüchern und Zeitschriften, die mit roter Acrylfarbe übermalt sind; kontrastierend dazu die behutsam mittels Schablone angebrachten beinahe durchsichtig wirkenden Buchstaben.
|