Blutige Geschichten
Ein kulturhistorischer Streifzug durch die Welt der Verbrechen
Geschichte wird über weite Strecken mit Blut geschrieben. Kriege, Völkermorde oder auch Attentate bestimmen seit jeher ihren wechselvollen Lauf. Die Ausstellung „Blutige Geschichten“ liefert eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Phänomen Gewaltverbrechen – von Heiligenmartyrien über Meuchel- und Ritualmorde, Kannibalismus, Lynchjustiz bis hin zum Völkermord. Schon seit dem biblischen Brudermord Kains an Abel lassen sich blutige Konflikte in allen Kulturen und gesellschaftlichen Kreisen nachweisen. Die Gründe für Mord und Totschlag sind in den großen Menschheitsmythen vorgezeichnet: Hass, Rache, Neid, Eifersucht, Missgunst, Ausgrenzung, politisches Kalkül.
Neben diesen Themen dokumentiert die von Dr. Hannes Etzlstorfer kuratierte Ausstellung auch die Entwicklung der Kriminalistik und Gesetzgebung anhand von Handschriften, Druckwerken und Fotomaterial. Dabei zeigt sich einmal mehr das ambivalente Verhältnis des Menschen zur Gewalt: „Der Extremfall Mord und Totschlag läßt das Beste und die Bestie im Menschen frei.“ (Anne Chaplet). Was in der Kriminalistik Realität ist, sorgt im Krimi als Fiktion für spannende Unterhaltung. Die Schau beleuchtet auch die Entwicklung der Kriminalliteratur, denn kaum eine literarische Gattung hat Lesehungrige seit rund 200 Jahren so gefangen genommen wie der Kriminalroman, dessen Anfänge bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Als literarische Basis für Theaterstücke, Opern und Filme hat der Krimi das Morden – mit der Schreibfeder – salonfähig gemacht. Neugierde, Sensationslust, kaltes Schaudern oder geheime Bewunderung für besonders raffiniert eingefädelte Gewalttaten bzw. „geniale Schlechtigkeit“ sind jene Ingredienzien, die den Kriminalroman zum Erfolg führten. Für Agatha Christie galt jedenfalls „Das wichtigste Rezept für den Krimi: Der Detektiv darf niemals mehr wissen als der Leser.“ Anregungen für Kriminalgeschichten liefert dabei heute das immer dichter werdende globale Nachrichtennetz, das täglich mit Berichten über unfassbare Gräueltaten das Gefühl vermittelt, dass die Verrohung ständig zunimmt. Hat nun William Faulkner recht, wenn er behauptet „Die Menschen sind heutzutage nicht schlechter, als sie früher waren. Nur die Berichterstattung über ihre Taten ist gründlicher geworden.“?
Ort
Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek
Josefsplatz 1, 1010 Wien
Dauer
8. Mai bis 2. November 2008
Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr
Donnerstag 10 – 21 Uhr
Eintritt
€ 7,– / ermäßigt € 4,50
Führungen
Zum Preis von € 3,– jeden Donnerstag um 18 Uhr sowie
nach Vereinbarung unter
Tel.: (+43 1) 534 10-464, -261
Treffpunkt an der Prunksaalkasse
Begleitbuch zur Ausstellung
Zum Preis von € 19,90 erhältlich an der Prunksaalkasse und im Buchhandel