Grundeintrag 1999
[3/ S. 247:] Das Heinrich-Heine-Institut ist aus der Handschriftenabteilung der Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf hervorgegangen,
der vormaligen Kurfürstlichen, dann Königlichen Bibliothek. Als Stiftung des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz war die
Bibliothek seit spätestens 1770 zu einer öffentlichen Bildungseinrichtung geworden. 1970 wurde der Buchbestand dieser alten
Bibliothek der neugegründeten Universitätsbibliothek und damit dem Land Nordrhein-Westfalen übertragen. Bei der Stadt Düsseldorf
verblieben die Handschriftenabteilung und die darauf bezogenen Spezialbestände. Die Landeshauptstadt Düsseldorf gab diesen
ihr verbliebenen Sammlungen 1970 den Namen Heinrich-Heine-Institut.
1974 konnte das Institut ein eigenes Gebäude in der Bilker Straße 14 beziehen, 1988 ergab sich die Erweiterung durch das Nachbarhaus
Nr. 12. Dieses Gebäude steht ganz für Zwecke des Museums zur Verfügung und enthält eine 1999 neu gestaltete Dauerausstellung
zu Heines Leben und Werk sowie wechselnde Ausstellungen zu literarischen Themen. Das Haus Nr. 14 dagegen enthält die Bibliothek,
einen Teil des Archivs, Lesesäle und die Büros der 18 Institutsmitarbeiter sowie einen Saal, in dem allgemein kulturelle und
wissenschaftliche Veranstaltungen durchgeführt werden. Das Heine-Institut ist zugleich Sitz der Heinrich-Heine-Gesellschaft,
mit mehr als 1.200 Mitgliedern eine der größten literarischen Gesellschaften Deutschlands.
Mit dem »Heine-Jahrbuch« (seit 1962) steht dem Heine-Institut ein renommiertes wissenschaftliches Publikationsorgan zur Verfügung.
Darüber hinaus gibt das Institut verschiedene Buchreihen sowie Kataloge zu den Ausstellungen seines Museums heraus.
Das Archiv des Heine-Instituts umfaßt die Bereiche Literatur, Musik, Bildende Kunst und Wissenschaft. Inhaltlich liegen die
Sammelschwerpunkte selbstverständlich bei der Literatur, und dort bei Heine und seiner Zeit sowie, sich damit kreuzend, bei
Persönlichkeiten aus der rheinisch-bergischen Region.
Kernstück des Bereichs Literatur bildet die Heine-Sammlung mit mehr als 4.000 Werkmanuskriptseiten, davon etwa die Hälfte
eigenhändig, mit über 230 Briefen von und ca. 900 Briefen an Heine sowie mit seiner Nachlaßbibliothek (323 Nummern). Der größte
Teil davon gelangte mit dem Ankauf der Sammlung Strauß im Jahr 1956 in den Besitz der Stadt Düsseldorf. Das Heine-Archiv wurde
und wird ständig [3/ S. 248:] durch Neuerwerbungen vergrößert. Heute besitzt das Institut ca. 60 Prozent aller bekannten Heine-Handschriften.
Zweiter Schwerpunkt im Bereich Literatur ist das Rheinische Literaturarchiv im Heine-Institut. Es enthält ca. hundert Nachlässe,
Teilnachlässe und Sammlungen von Autoren aus der rheinisch-bergischen Region, beginnend mit dem Nachlaß der Familie Jacobi
im 18. Jahrhundert bis zum Nachlaß der 1988 in Düsseldorf verstorbenen Dichterin Rose Ausländer. Besonders umfangreiche Nachlässe,
meist mit zugehörigen Nachlaßbibliotheken, liegen vor allem zu Autoren des 20. Jahrhunderts vor, so z. B. zu Emil Barth, Bernt
Engelmann, Herbert Eulenberg, Hanns Heinz Ewers, Karl Röttger, Wilhelm Schäfer und Heinrich Spoerl. Die in diesen Nachlässen
und Sammlungen enthaltenen Informationen zur regionalen Literatur- und Kulturgeschichte werden zur Zeit, teilweise in Zusammenarbeit
mit der Universität Düsseldorf, in einem Datenbankprojekt mit Hilfe des Programms LARS ausgewertet.
Die Schwerpunkte der Sammlung im Bereich Musik ergeben sich ebenfalls durch die regionale Verknüpfung. Von herausragender
Bedeutung ist das Schumann-Archiv im Heine-Institut. Robert Schumann war von 1850 bis 1854 Musikdirektor in Düsseldorf, seine
Familie lebte hier noch bis in die 60er Jahre. Das Archiv enthält etwa 170 Briefe und fünfzig Musikautographen, Stichvorlagen
und Widmungsexemplare Schumanns, darunter als wichtigste Stücke die Handschriften der drei Streichquartette op. 41 und des
Klavierkonzertes a-moll op. 54. Auch von Clara Schumann sind Hunderte von Briefen und einige Kompositionen vorhanden, darüber
hinaus manche Reliquie aus ihrem persönlichen Besitz. Die Geschichte des Schumann-Archivs reicht bis in die 20er Jahre zurück;
seinen eigentlichen Zuwachs erfuhr es jedoch erst seit den 70er Jahren.
Der Bereich Bildende Kunst umfaßt Briefsammlungen zu den Mitgliedern der Düsseldorfer Malerschule des 19. Jahrhunderts, der
Bereich Wissenschaft den Nachlaß des Physikers Johann Friedrich Benzenberg aus Düsseldorf sowie des Germanisten Friedrich
Sengle.
Quer durch die genannten Bereiche geht der Bestand der Allgemeinen Autographensammlung. Sie enthält ca. 2.000 Handschriften,
die nicht zu den Nachlässen, Teilnachlässen und Sammlungen gehören und teilweise Einzelstücke sind. Eine quantitativ und qualitativ
wesentliche Ergänzung brachte der Erwerb der Autographensammlung Bernt Engelmann. Im Umkreis des Handschriftenarchivs gibt
es zudem eine Reihe von archivalischen Sammlungen, die auf diese bezogen sind.
Das Bildarchiv enthält Ölbilder, Graphiken, Büsten, Medaillen und andere Sammlungstücke mit Bezug zu den Schwerpunkten der
Arbeit [3/ S. 249:] des Instituts. In dieser Sammlung kreuzen sich dokumentarische Aspekte mit den Bedürfnissen des Museums nach angemessenen
Ausstellungsobjekten. Zum Bildarchiv gehört eine große Exlibris-Sammlung sowie eine Spezialsammlung zum Thema »Loreley«.
Das Fotoarchiv umfaßt ca. 2.000 Abzüge und Negative. Dokumentiert werden insbesondere die Heine- und Schumann-Sammlungen.
Die Bibliothek des Heine-Instituts ist eine Spezialsammlung, die das Ziel hat, möglichst alle Heine-Ausgaben in deutscher
Sprache sowie in Übersetzungen, die gesamte Literatur über Heine in Originalen oder zumindest in Kopie und die Tonträger mit
Heine-Vertonungen oder gesprochenen Heine-Texten zu versammeln. Der einzigartige Bestand enthält weiter eine auf den Heine-Umkreis
(Junges Deutschland, Vormärz, Biedermeier) und die Archivbestände des Instituts bezogene Sammlung. Zusammen sind das ca. 36.000
Medieneinheiten.
Zu Nachlässen gehören häufig auch die Buchsammlungen der Nachlasser. Sie werden im Heine-Institut nach dem Provenienzprinzip
aufbewahrt und erfaßt. Ihre interessanten Teile sind die Spezialbestände zum Autor und seinem engeren Umkreis, d. h. Widmungsexemplare,
graue Literatur usw. Das Heine-Institut verwahrt ca. 25 Nachlaßbibliotheken mit ca. 38.000 Medieneinheiten. Eine Spezialsammlung
zu nordrhein-westfälischer Literatur mit zur Zeit ca. 1.000 Büchern befindet sich im Aufbau.
Die Dokumentationsabteilung des Heine-Instituts verwahrt eine Sammlung von ca. 250.000 Presseausschnitten mit Heine-Erwähnungen
seit 1899, die fortgeführt wird.
Ausführliche Informationen über Bestände und Aktivitäten mit einer genauen Übersicht über die Findmittel und Publikationen
des Heine-Instituts finden sich im Internet.
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