aus: Wiener Bilder, Nr. 38, 1907
aus: Führende Frauen Europas. München, 1928
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- Biographie:
- AEIOU - Österreich-Lexikon
- Dr. Elise Richter, die erste Universitätsprofessorin Österreichs / von E. Prantl, 1952
- Elise und Helene Richter
- Biographische Notizen (von Christa Bittermann-Wille)
- Jewish Women: a Comprehensive Historical Encyclopedia
- V: Maximilian, Dr. med., Chef d. San. Dienstes d. Südbahn; M: Emmy, geb. Lackenbacher. - Wien, XIX., Weimarerstraße 83.
(aus: Wer ist wer)
- Richter, Elise, österr. Sprachforscherin, Schwester von Helene R., *Wien 2.3.1865, +Theresienstadt 1942 od. später. Begann 1896 ihre Studien an der Wiener Univ. u. wurde 1901 zum Doktor der Philosophie promoviert. 1907 erhielt sie als erste Frau in Österr. die Lehrberechtigung für roman. Philologie, 1922 als erste Frau in Österr. den Titel eines ao. Universitätsprof.; seit 1928 Leiterin des phonetischen Instituts der Univ. Wien. Ihre Forschungen richteten sich auf die psycholog. u. physiolog. Grundlagen u. das Wesen u. Werden der Sprache. Vor allem erforschte sie den inneren Zus.hang in der Entwicklung der roman. Sprachen. Wurde mit ihrer Schester ein Opfer der Politik dieser Zeit.
(aus: Lexikon der Frau)
- Richter, Dr. Elise, Universitätsprofessor, ist eine Wegmacherin auf dem Gebiete des Frauenstudiums in Österreich. Da zu ihrer Zeit Mädchen in die Mittelschule nicht aufgenommen wurden, eignete sie sich den Wissensstoff des Gymnasiums in privatem Studium an, legte 1897 als erste Frau die Maturitätsprüfung am Akademischen Gymnasium ab, immatrikulierte sich im selben Jahre an der philosophischen Fakultät der Universität Wien als eine der drei ersten ordentlichen Hörerinnen dieser Hochschule und wurde 1901 als eine der ersten Frauen in Österreich zum Doktor der Philosophie promoviert. Zum erstenmal trat sie mit ihrer Arbeit "Die Entwicklung der romanischen Wortstellung aus dem Lateinischen", Halle 1903, in die Öffentlichkeit und erhielt 1907, ein für die damalige Zeit geradezu revolutionäres Ereignis, die venia legendi. Sie erhielt 1921 als erste Frau in Österreich und Deutschland den Titel eines a. o. Universitätsprofessors. Dr. E. R. lehrt romanische Sprachwissenschaft, Literatur und Phonetik, und hat auf diesen Gebieten bemerkenswerte Schriften, wie "Der innere Zusammenhang in der Entwicklung der romanischen Sprachen" (Beiheft 27 zur "Zeitschrift für romanische Philologie", 1911), "Lautbildungskunde", Leipzig 1922, "Wie wir sprechen", 2. Aufl., Leipzig 1925, "Fremdwortkunde", Leipzig 1919, veröffentlicht. Sie ist (seit 1928) sprachwissenschaftliche Leiterin des Phonetischen Instituts der Universität Wien, Vorsitzende des Verbandes der akademischen Frauen Österreichs und Mitglied zahlreicher fachmännischer Vereine. - In anziehender Form hat die interessante Frau ihr Leben in einer Selbstbiographie geschildert, die in der Sammlung "Führende Frauen", herausgegeben von Dr. Elga Kern, erschienen ist. - Wohnung: XIX., Weimarerstr. 83. - Tel. A-15-9-93.
(aus: Jahrbuch Wien)
- Richter Elise, Romanistin. * wien, 2. 3. 1865; + KZ Theresienstadt (Terezin, Böhmen), 21. 6. 1943. Tochter des Chefarztes der Südbahn, Maximilian R., Schwester der Anglistin und Theaterwissenschafterin Helene R.; erhielt gem. mit dieser ausschließlich Privatunterricht, legte 1897 in Wien am Akadem. Gymn. die Externistenmatura ab und stud. 1897-1901 an der Univ. Wien Romanistik (bei Mussafia und Meyer-Lübke), allg. Sprachwiss., klass. Philol. und Germanistik. 1901 Dr. phil. (erster weiblicher Dr. der romanist. Fachgruppe an der Univ. Wien), 1907 habil. sie sich als erste Frau in Österr. an der Univ. Wien, 1921 Tit. ao. Prof., 1938 als Jüdin entlassen. R. bekundete ihr humanist. Wissenschaftsverständnis in der Spannung zwischen der Untersuchung letzter philolog. Einheiten und ihrer Einordnung in das Konzept der Gesamtheit sprachlicher Erscheinungen. Die von ihr behandelten Gebiete umfassen im Rahmen der allg. Sprachwiss. die Semantik, die Syntax und die Wortbildungslehre; im Bereich der Phonetik und der Phonol. machte sie das psycholog. Geschehen bewußt. Soweit sie sich mit vergleichender roman. Sprachwiss. und Sprachgeschichte beschäftigte, wahrte sie nicht nur im besten Sinn die Wr. romanist. Tradition, sondern erfüllte auch durch ihre Aufgeschlossenheit gegenüber Neuerungsbestrebungen in der Forschung eine Vermittlerfunktion zur modernen Weiterentwicklung der Philol. In ihren Publ. trug sie auf hohem wiss. Niveau auch den Erfordernissen der Lehre Rechnung, schuf klare Definitionen, brachte ein reiches Angebot an Dokumentation und Analysen unter ständiger Berücksichtigung des jeweils aktuellen Forschungsstandes und im Zusammenhang mit psycholog. und kulturellen Hintergründen. 1922-30 fungierte sie als Vorsitzende ds von ihr mitgegründeten Verbandes der akadem. Frauen Österr.
(aus: ÖBL)
- Richter, Elise
Romanistin
2.3.1865 (Wien) - 21.6.1943 (KZ Theresienstadt)
R. erhielt Privatunterricht, war ab 1891 Gasthörerin an der Wiener Universität und legte 1897 als Externe das Abitur ab. 1901 schloss sie ihr Studium der Klassischen Philologie und Germanistik mit der Promotion ab und habilitierte sich 1907 als erste Frau in Österreich für Romanische Philologie. Im selben Jahr erhielt sie an der Universität Wien eine unbezahlte Dozentur. 1921 wurde sie zur außerordentlichen Professorin ernannt und erhielt einen Lehrauftrag für Romanische Sprachwissenschaften, Literatur und Phonetik. 1922 gründete sie den "Verband der akademischen Frauen Österreichs", dessen Vorsitzende sie bis 1930 blieb. R. forschte hauptsächlich auf dem Gebiet der Sprachwissenschaften, wobei sie die Psychologie zum Verständnis sprachlicher Vorgänge hinzuzog, und veröffentlichte u.a. "Die Entwicklung der Phonologie" (1930). 1938 wurde ihr als Jüdin die Lehrerlaubnis entzogen, 1943 wurde sie in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.
(aus: Tausend Frauen)
- Richter, Elise - Romanistin
2. 3. 1865, Wien - 21. 6. 1943, Theresienstadt
Vater: Maximilian Richter, ?-1891?, Arzt; Mutter: Emilie Richter, ?-1889
Strenge Religiosität, ohne Anbindung an eine Konfession, und bürgerliche Mädchenbildung kennzeichnen den kindlichen Alltag der Elise Richter. Zusammen mit ihrer Schwester erhält sie Privatunterricht bei einer norddeutschen Erzieherin, einem "Richtigen preußischen Feldwebel". Den Wunsch zu studieren halten die Eltern für "unmädchenhaft", so daß Elise Richter im Anschluß an den häuslichen Unterricht zunächst "drauflosliest": Herders "Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" und Theodor Mommsens "Römische Geschicht", die ihr sprachwissenschaftliches Interesse wecken. In ihrem zwanzigsten Lebensjahr erkrankt sie an Gelenkrheumatismus und lebt von da an nie völlig schmerzfrei. Sie sucht verstärkt Zuflucht in der Musik, im Lesen und Lernen, empfindet dies jedoch weniger als Therapie denn als "Gaya scienzia", als "fröhliche Wissenschaft" im Sinne Nietzsches, was sie auch als Lebensmotto beibehält. Seit 1891 ist Elise Richter Gasthörerin an der Wiener Universität, u.a. bei Lujo Brentano und Theodor Gompertz. Ihr späteterer väterlicher Freund und Mentor Adolf Mussafia, der "erste regelrechte Vertreter der Romanischen Philologie an der Wiener Universität" (Christmann 1980, S. 9), läßt sie jedoch erst nach bestandener Matura (1897) als Externe am Akademischen Gymnasium in Wien zu seinem altfranzösischen Kolleg zu. Nach Abschluß ihres Studiums (1901) bemüht sie sich lange Zeit um eine Dozentur, die ihr jedoch erst 1907, nach vollendeter Habilitation gewährt wird. Damit ist Elise Richter die erste, wenngleich unbezahlte Privatdozentin Österreichs und Deutschlands. Schon mit der Abhandlung "Der innere Zusammenhang in der Entwicklung der romanischen Sprachen" (1911) strebt Elise Richter weg von der systematischen Auffassung der Sprachgeschichte hin zu einer "pragmatischen" Geschic hte der romanischen Sprachen, einer "Chronologie der Romanismen" (Christmann 1980, S. 17), und entdeckt die Psychologie als unverzichtbares Element zum Verständnis sprachlichen Geschehens. 1921 wird sie zum a. o. Professor ernannt, doch erst mit der Erteilung eines Lehrauftrags für Sprachwissenschaften und Phonetik an der Universität Wien angemessen für ihre Tätigkeit bezahlt. Ein Jahr später gründet sie auf den Anstoß der "International Federation of University Women" hin den "Verband der akademischen Frauen Österreichs". Als 1930 ihr grundlegender Forschungsbericht "Die Entwicklung der Phonologie" erscheint, ist das Fach durch die Initiative Elise Richters gerade seit zwei Jahren an der Universität Wien etabliert. Der Titel des Ordinarius bleibt ihr jedoch verwehrt. 1938 wird ihr aufgrund der rassistischen Gesetzgebung der Nationalsozialisten die Lehrerlaubnis entzogen. Das Angebot der "International Federation of University Women", nach England zu emigrieren, lehnt Elise Richter ab. Was für sie zwischen 1905 und 1907 gilt, als sie sich während des zermürbenden Habilitationsverfahrens schon einmal mit Auswanderungsplänen befaßt, gilt erst recht 1938: "Ich hing mit allen Fasern an Wien, an der Landschaft, der Architektur, dem Burgtheater und den philharmonischen Konzerten ... ein klein wenig auch am selbstangelegten Gärtchen. Ich war zu fest eingewurzelt." (Richter 1928, S. 89) Ihre letzten Arbeiten, darunter sprachpsychologische Betrachtungen zum "Stammausgleich der ablautenden französischen Verben", kann sie 1940 bis 1942 nur noch in den Niederlanden und Italien veröffentlichen. Zusammen mit ihrer Schwester bleibt Elise Richter bis zu ihrer Deportation nach Theresienstadt am 10. Oktober 1942 in der Wohnung ihres ehemals eigenen Hauses im Wiener Cottage. Am 21. Juni 1943 stirbt Elise Richter in Theresienstadt an den Folgen der Deportation.
(aus: Jüdische Frauen)
- Werke in der ÖNB:
- Zur Entwicklung der romanischen Wortstellung aus der lateinischen. - Halle a.S. : Niemeyer, 1903
Signatur: 425.533-B
- Ab im Romanischen. - Halle a.S. : Niemeyer, 1904
Signatur: 432.769-B
- Der innere Zusammenhang in der Entwicklung der romanischen Sprachen. - Halle a.S., 1911 (Zeitschrift für romanische Philologie. Beih. 27)
Signatur: 392.552-B.L. Beih.27
- Fremdwortkunde. - Leipzig (usw.), 1919.
Signatur: 393.546-B.Per.570
- Lautbildungskunde. Einführung in die Phonetik. - Leipzig (usw.) : Teubner 1922
Signatur: 538.190-B.L.5
- Wie wir sprechen. 2., vollst. umgearb. Aufl. - Leipzig : Teubner, 1925
Signatur: 393.546-B.Per.354
- Beiträge zur Geschichte der Romanismen. 1. -Halle: Niemeyer 1934. - (Zeitschrift f. roman. Philologie. Beih. 82)
Signatur: 392552-B.Beih.82.L
- Chronologische Phonetik des Französischen bis zum Ende des 8. Jahrhunderts. - Halle: Niemeyer 1934. - (Beiträge z. Geschichte d. Romanismen. 1.) (Zeitschrift f. roman. Philologie. Beih. 82, 1)
Signatur: 392552-B.Beih.82,1.L
- Sprachwissenschaft in der Schule. - Wien, Leipzig: Deutscher Verl. f. Jugend u. Volk [1937]. - (Schriften d. Pädag. Inst. d. Stadt Wien. 14.)
Signatur: 640579-B.14.Per
- Die italienischen c und s Laute. Untersuchung an umgekehrt laufenden Schallplatten. - (Amsterdam) 1940. – In: Archives neerlandaises de phonetique experimentale. 16
Signatur: 715194-B
- Kleinere Schriften zur allgemeinen und romanischen Sprachwissenschaft. Ausgew., eingel. u. kommentiert v. Yakov Malkiel. Mit einer Bibliographie v. B. M. Woodbridge, jr. Gesamtred.: Wolfgang Meid. - Innsbruck, (Innrain 30: Inst. f. Sprachwissenschaft d. Univ. Innsbruck) 1977. - (Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft. 21)
Signatur: 1070922-B.21.Per
- Autobiographie:
- Führende Frauen Europas. In sechzehn Selbstschilderungen [u.a. Elise Richter] hrsg. u. eingel. von Elga Kern. - München, Ernst Reinhardt 1928
Signatur: 564281-B
- Richter, Elise: Summe des Lebens / Verband der Akademikerinnen Österreichs (Hg.). - Wien : WUV-Univ.-Verl., 1997
Signatur: 1505782-B.Neu u. 1505783-B.Neu
- Quellen und Sekundärliteratur:
- Andraschko, Elisabeth: Elise Richter - eine Skizze ihres Lebens. - In: "Durch Erkenntnis zu Freiheit und Glück ..." : Frauen an der Universität Wien
(ab 1897) / Waltraud Heindl und Marina Tichy (Hrsg.). - Wien :
Universitätsverlag, 1990, S. 221 - 231
Signatur: 1242487-B.Neu-Per.5
- Christmann, Hans Helmut: Frau und "Jüdin" an der Universität : die Romanistin
Elise Richter (Wien 1865-Theresienstadt 1943). - Mainz [u.a.] : Akademie der
Wissenschaften und der Literatur [u.a.], 1980
Signatur: 806370-C.Neu-Per.1980
- Clementi, Adelheid: Zur Bedeutung des geltenden Eherechts für den autonomen Erwerb der Identität als Frau. - Wien, 1993. - Dipl.-Arb.
Signatur: 1389449-C.Neu
- Erkol, Mavise: Sprachwissenschaft und Nationalsozialismus am Beispiel der Romanistin Elise Richter. - Wien, Dipl. Arb., 2002
Signatur: 1689373-C.Neu
- Keintzel, Brigitta: Elise Richter. - In: Wir sind die ersten, die es wagen : Biographien deutschsprachiger
Wissenschafterinnen, Forscherinnen, intellektueller Frauen / hrsg. von
Ilse Korotin. - Wien : Bundesministerium für Unterricht und Kunst, 1993, S. 104 - 108
Signatur: 1406421-C.Neu
- Kirst, Susanne: Elise Richter : jüdisch-akademisches Leben in Wien 1865 - 1943. - Tübingen, Univ., Wiss. Arb., 1997
Signatur: 1515783-C.Neu
- Simon, Gertrud:
"Durch eisernen Fleiß und rastloses, aufreibendes
Studium" : die Anfänge des Frauenstudiums in Österreich ;
Pionierinnen an den Universitäten Wien und Graz. - In: Geschichte der Frauenbildung und Mädchenerziehung in
Österreich : ein Überblick / Hrsg.: Brehmer, Ilse. - Graz : Leykam, 1997, S. 205 - 219
Signatur: 1509892-B.Neu
- Seebauer, Renate: Frauen, die Schule machten. - Wien [u.a.] : LIT, 2007. - (Schul- und Hochschulgeschichte ; 1), S. 96 - 111
Signatur: 1843137-B.Neu-Per.1
- Tanzmeister, Robert: Elise Richter - Frau und Wissenschatlerin : Vortrag, gehalten am 17. Oktober 1998 anläßlich der Buchpräsentation von "Elise Richter - Summe des Lebens". - Wien : WUV-Universitäts-Verlag, 1998
Signatur: 1547381-B.Neu
- Bildernachweis (Bildarchiv der ÖNB):
- Bildnis: Pf 11.929:C(1), NB 526.366
- Nachlässe und Autographen:
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