Brunner, Virginia (geb. Hochegger)
1857? - ?
- Biographie:
- Frau Virginia Brunner zu ihrem 60. Geburtstage.
In diesen Tagen beging Frau Virginia Brunner ihren 60. Geburtstag; sie ist die Tochter des Universitäts-Professors Dr. Franz Hochegger, der einer Innsbrucker Familie entstammte. Die Berufstätigkeit des Vaters führte sie in eine Anzahl österreichischer Städte, so auch nach Wien, wo sie eine höhere Töchterschule und Handelsschule besuchte. In Innsbruck, wohin die Familie 1875 übersiedelte, legte das junge, glücklich beanlagte Mädchen die Lehrbefähigungsprüfung ab und bekleidete bis zu ihrer Verheiratung die Stelle einer städtischen Lehrerin. 1886 folgte sie ihrem Gatten, Professor Dr. Karl Brunner nach Prag.
Der Ehe entstammen zwei hoffnungsvolle Söhne, deren Erziehung sie gewissenhaft leitete. In Innsbruck war es ihr beschieden, ihre bewunderungswürdige Willenskraft und reiche Geistesgaben der sozialen Arbeit zu widmen. Das wurde ihr anfangs nicht leicht gemacht. Für ihre Pläne fehlte noch das Verständnis.
Ihr gebührt das Verdienst, den Tiroler Hausfrauenverein ins Leben gerufen zu haben (1905), dessen wichtigste Schöpfung die Koch- und Haushaltungsschule ebenfalls ihr Werk ist. Ihren reastlosen Bemühungen verdankt die genannte Anstalt das hübsche Haus mit den freundlichen Räumen, welche gegenwärtig von den Besuchern der Kriegsküche eifrig aufgesucht werden. Im Jahre 1911 gründete Frau Virginia Brunner in Innsbruck eine Zweigstelle der Vereinigung der arbeitenden Frauen und 1915 eine Ortsgruppe der Rohö. Als der große Krieg begann und die Frauen sich plötzlich vor neuen, schwierigen Aufgaben gestellt sahen, da war es wieder Frau Professor Brunner, die in schneller Erfassung der Verhältnisse zur Führerin wurde. Allwöchentlich versammelt sie eine große Anzahl Zuhörerinnen, teilt diesen die wichtigsten Tagesfragen mit und gibt den Hausfrauen Ratschläge, wie die noch vorhandenen Lebensmittel ausgenützt werden sollen. Sie ist eine vorzügliche Rednerin und besitzt den Mut der Wahrhaftigkeit. Zu wiederholten Malen folgte sie der Einladung von auswärtigen Frauenvereinen und hat auch in Wien Beifall geerntet. Wir wünschen Frau Professor Brunner (...)
L. St.
(aus: Der Bund, XII. Jg., H. 4, April 1917, S. 14 - 15)
Letztes Update: 31. Juli 2002