Trauer um Maria Theresia, Hoffnung auf Joseph II.
Bonajuto Isac Levi: Nell' Occasione Di Manifestare L'Università Degli Ebrei Di Mantova Il Loro Cordoglio Per La Seguita Morte Di S. M. I. R. A. Maria Teresa ec. ec. ec. Già Nostra Augustissima Sovrana. - Mantua : Stanze Di Bonajuto Isac Levi Ebreo, 1781. Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 309.303-C.Alt-Mag DetailinformationDie jüdische Gemeinde („L'Università Degli Ebrei“ ) von Mantua, die seit dem 12. Jahrhundert bestand, war durch die Jahrhunderte weniger grausamen Verfolgungen ausgesetzt gewesen als manche andere. Dennoch: Obwohl vor allem die Herzöge aus der Familie Gonzaga oft jüdische Ärzte, Künstler, Musiker und Schauspieler beschäftigt hatten und sowohl die Gelehrtenkultur als auch der Buchdruck in der Gemeinde blühten, hatte sie oft unter der Willkür ihrer Herrscher und Übergriffen der christlichen Bevölkerung zu leiden gehabt. In den frühen Jahren der habsburgischen Herrschaft, unter Kaiser Karl VI., erschwerte der große Einfluß der Römischen Inquisition das Leben der Juden in Mantua. Unter Maria Theresia, vor allem aber unter der Mitregentschaft ihres Sohnes Joseph II. besserte sich ihre rechtliche Lage, wenn die Steuerbelastung auch weiterhin hoch blieb. So sehr der Autor dieses zweisprachigen Drucks - die linke Seite ist jeweils den hebräischen Versen vorbehalten, die rechte der italienischen Version - auch den Tod der Kaiserin beklagt und betont, sie habe stets das Wohl Israels im Auge gehabt („... al bene intesa, Al bene d'Isdrael volse le ciglia ...“), wird sich die Bestürzung der jüdischen Gemeinde doch in Grenzen gehalten haben. Maria Theresia, die Juden in Audienz nur hinter einem Paravent empfing, war ja nicht eben als philosemitisch bekannt. Ihr Nachfolger Joseph galt hingegen als Hoffnungsträger, und so schließt der poetische Nachruf auf seine Mutter auch mit einem Ausblick auf seine künftige Herrschaft, die Wunder für seine Völker und alle übrigen Menschen wirken werde (Bild). Tatsächlich wirkte Josephs Toleranzpatent für die niederösterreichischen Juden, das im folgenden Jahr (1782) erlassen wurde, zwar keine Wunder, stellte aber immerhin einen ersten Schritt zur Emanzipation der jüdischen Bevölkerung dar. |