85 Jahre allgemeines Frauenwahlrecht in Österreich |
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Frauen im Parlament |
Gabriele Proft Gabriele Proft kam aus Böhmen. Sie wurde 1879 in Troppau geboren und stammte aus einfachen Verhältnissen. Wie viele andere ging sie als junges Mädchen nach Wien, wo sie erst als Dienstmädchen, später als Heimarbeiterin ihren Lebensunterhalt verdiente. Schon 1896, mit 17 Jahren, trat sie der Sozialdemokratischen Partei Österreichs und der Gewerkschaft bei. Sie engagierte sich zunächst als Vorstandsmitglied der Heimarbeiterinnen und wurde 1909 Sekretärin der sozialdemokratischen Frauenorganisation. In dieser Funktion begann sie ihre Anliegen nicht nur in Versammlungen sondern auch schriftlich in sozialistischen und gewerkschaftlichen Zeitschriften zu artikulieren. Im Ersten Weltkrieg setzte sie sich im Gegensatz zu vielen ihrer ParteikollegInnen vehement für den Frieden ein. 1918 wurde sie als eine von fünf Frauen Mitglied des Wiener Gemeinderats und im Jahr danach der Konstituierenden Nationalversammlung. Im Nationalrat sollte sie die Interessen ihrer Partei bis 1934, dem Beginn des Dollfuß-Regimes, vertreten. In den folgenden Jahren wurde sie immer wieder verhaftet; ihre politische Arbeit führte sie jedoch im Geheimen weiter. 1944 schließlich wurde sie von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Lanzendorf deportiert und erst nach dem Kriegsende befreit. 1945, Gabriele Proft war mittlerweile 66 Jahre alt, nahm sie wieder ihre Arbeit als Abgeordnete im Nationalrat auf. Damit ist sie eine der wenigen österreichischen PolitikerInnen, die sowohl in der Ersten als auch in der Zweiten Republik eine wichtige politische Funktion inne hatten. 1953 zog sie sich in den Ruhestand zurück. Sie starb 1971, im 93. Lebensjahr, in Bad Ischl. |