Grundeintrag 1998
[2/ S. 342:] Das Handschriften-Archiv des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt am Main verfügt über mehr als 40.000 Einheiten. Die
Sammlung besteht vor allem aus Werkhandschriften, Briefen und Dokumenten zur deutschsprachigen Literatur vom 18. bis zum 20.
Jahrhundert. Für ein Institut, das, 1859 gegründet, bereits 1863 Johann Wolfgang von Goethes Frankfurter Elternhaus erwarb,
zum »Stiftsort« wählte und der Öffentlichkeit als Memorialstätte zugänglich machte, ist es nicht verwunderlich, daß Handschriften
Goethes und seines Kreises den Ursprung und Mittelpunkt der Sammlung bilden. Gedicht-Autographen Goethes (z. B. die Urschrift
der späten »Marienbader Elegie«) zählen dabei ebenso zum Bestand wie Prosa-Manuskripte (z. B. die Rede »Zum Schäkespears Tag«),
nahezu lückenlose Briefreihen (z. B. Korrespondenzen mit Auguste Gräfin zu Stolberg und Marianne von Willemer) und Handschriften
von Autoren des Sturm und Drang (z. B. Nachlaß des Dichters und Malers Friedrich Müller, Teilnachlaß Friedrich Maximilian
Klingers).
Darüber hinaus ist das Handschriften-Archiv des Freien Deutschen Hochstifts mit Hauptteilen der Nachlässe von Achim und Bettina [2/ S. 343:] von Arnim, Clemens Brentano, Novalis sowie gewichtigen Teilsammlungen zu Joseph von Eichendorff, Karoline von Günderrode,
zu Friedrich de la Motte Fouqué, August Wilhelm und Friedrich Schlegel sowie Ludwig Tieck einer der zentralen Sammelorte für
die Literatur der deutschen Romantik. Zudem veranstaltet das Freie Deutsche Hochstift die historisch-kritische Ausgabe Sämtlicher
Werke und Briefe Clemens Brentanos.
Im Zusammenhang mit der Kritischen Ausgabe sämtlicher Werke von Hugo von Hofmannsthal, die das Freie Deutsche Hochstift ebenfalls
veranstaltet, begann Ende der 60er Jahre der Aufbau des Hofmannsthal-Archivs. Es verfügt mittlerweile über bedeutende Teile
des Werknachlasses des Dichters. Ein Großteil der Werkhandschriften Hofmannsthals, angefangen beim lyrischen und lyrisch-dramatischen
Jugendwerk, über die Operndichtungen, Lustspiele und das erzählerische Werk bis zu den Reden, Aufsätzen und Essays, sind darin
ebenso vertreten wie die Mehrzahl der in Familienbesitz gebliebenen Korrespondenzen. Dazu gehören vor allem Briefe an Hofmannsthal,
Briefe der Familienmitglieder untereinander und Verlegerkorrespondenzen. Einen bedeutenden Zuwachs erhielt das Hofmannsthal-Archiv
1996 durch die Hofmannsthal-Sammlung von Rudolf Hirsch, des Gelehrten und Initiators der Kritischen Hofmannsthal-Ausgabe.
Neben wichtigen Autographen enthielt der Nachlaß auch eine Sammlung von 200 alten Photographien mit teils unbekannten Aufnahmen
von Hofmannsthal und seinen Verwandten, Personen aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis sowie von Orten, die für das Leben
und Werk des Dichters von Bedeutung waren. Bereits seit 1972 befindet sich zudem die Bibliothek des Dichters - soweit sie
den Zweiten Weltkrieg überstanden hat - mit etwa 4.000 Bänden, darunter vielen Erst- und Widmungsausgaben des Freundeskreises
Hofmannsthals sowie Exemplaren mit handschriftlichen Notizen und Anstreichungen des Dichters, im Besitz des Freien Deutschen
Hochstifts.
Über die Bestände des Handschriften-Archivs des Freien Deutschen Hochstifts bis 1976 (inklusive des Hofmannsthal-Archivs)
informiert ein gedruckter »Katalog der Handschriften« (Tübingen: Niemeyer 1982). Den jährlichen Zuwachs an Handschriften kann
man den Jahresberichten entnehmen, die jeweils im »Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts« abgedruckt sind.
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