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Namen und Abkürzungen
Puchleitner, Seraphine
Lebensdaten
geboren 05.11.1870, Knittelfeld
gestorben 17.11.1952, Graz
Berufe und Tätigkeiten
Lehrerin, Vereinsfunktionärin
Funktionen und Mitgliedschaften in Frauenvereinen und -organisationen
Biographie
Seraphine Puchleitner war die Tochter eines Buchhändlers. Sie absolvierte die Lehrerinnenbildungsanstalt in Graz, arbeitete danach als Volksschullehrerin und bereitete sich selbst auf die Matura vor, die sie 1898 als erste Frau in Graz am damaligen Staatsgymnasium (heute: Akademisches Gymnasium) ablegte. 1897 hatte sie sich als außerordentliche Hörerin an der Universität Graz inskribiert und nach Ablegung der Matura wurde sie die erste ordentliche Hörerin. Sie studierte Geschichte und Geographie. Trotz prekärer finanzieller Verhältnisse - sie musste sich ihr Studium durch Nachhilfeunterricht selbst finanzieren - konnte sie 1902 ebenfalls als erste Frau an der Universität Graz zur Doktorin promovieren. Sie blieb unverheiratet. 1903 unterrichtete sie am Städtischen Mädchen-Lyzeum Brünn. Daran anschließend war sie bis 1918 an der Lehrerinnenbildungsanstalt in Marburg tätig und kehrte, nachdem Marburg an Jugoslawien kam, nach Graz zurück. Bis zu ihrer Pensionierung war sie Professorin an der Bundes-Lehrerinnenanstalt in Graz. 1922 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der Ortsgruppe der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Graz. Nach ihrer Pensionierung ab 1923 war sie langjährige Leiterin der Gruppe.
Literatur: Aigner: Seraphine Puchleitner. - In: Blätter für Heimatkunde 51 (1977) 4, 119-122 Schuster: "Bitte um gefällige Antwort, ob der Besuch der Universität zu Graz Frauen erlaubt ist." - In: Über den Dächern von Graz ist Liesl wahrhaftig, 85-100
von Lydia Jammernegg
Lexikon
Seraphine Puchleitner Beruf: Lehrerin am 5.11.1870 in Knittelfeld am 17.11.1952 in Graz Seraphine Puchleitner war das zweite von acht Kindern des Judenburger Buchhändlers und später in Graz tätigen Advokatursbeamten Franz Puchleitner. Ab 1886 besuchte sie die k.k. Lehrerinnenbildungsanstalt in Graz und erwarb 1890 das Zeugnis der Reife für Volksschulen. Nach vierjähriger Tätigkeit als provisorische Unterlehrerin an verschiedenen Schulen in der Steiermark wurde ihr 1894 die Lehrbefähigung erteilt. Anschließend erhielt Puchleitner eine Anstellung an der gemischten Volksschule in Puch bei Weiz. 1897 war sie auf ihr Ansuchen auf ein Jahr zum Besuch des Bürgerschullehrerkurses in Graz beurlaubt. Während dieses Graz-Aufenthaltes besuchte sie als Hospitantin auch historische und philosophische Vorlesungen und Seminarübungen an der Karl-Franzens-Universität Graz und setzte ihr in den Jahren des Schuldienstes begonnenes Selbststudium der Unterrichtsfächer eines Gymnasiums fort. 1898 maturierte Puchleitner als erste Frau - das war damals nur als Externistin möglich - am Akademischen Gymnasium (damals I. Staatsgymnasium) in Graz. 1898/1899 immatrikulierte sie als erste reguläre Studentin an der Karl-Franzens-Universität Graz. Um sich ihr Studium finanzieren zu können, war sie gezwungen, Nachhilfestunden in einem solchen Umfang zu erteilen, dass ihr eigenes Studium darunter litt. Sie absolvierte ihr durchlaufend in Graz abgelegtes Studium mit Geographie als Haupt- und Geschichte als Nebenfach, außerdem zeitweise Geologie, anfangs auch in Deutscher Sprache und Literatur, mit besten Erfolgen. Ihre Dissertation behandelte das Thema "Versuch einer kartographischen Darstellung der Territorialeinteilung Krains unter französischer Verwaltung mit einer Einleitung über die Civilorganisation der Illyrischen Provinzen". Am 1. Juli 1902 fand die Promotion zum Doktor der Philosophie statt. Dr. Seraphine Puchleitner war damit die erste weibliche Promoventin der Universität Graz geworden und sorgte für große Aufregung in der Grazer Öffentlichkeit. Schon während ihres Studiums arbeitete sie "als ständiger Hilfsarbeiter" vergleichbar mit dem heutigen Studienassistenten am "Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer" im Geographischen Institut der Universität Graz mit. Auch nach dem Abschluss ihres Studiums widmete sie sich verschiedentlich dem Atlaswerk. 1903 legte Seraphine Puchleitner erfolgreich die Lehramtsprüfung für Geographie und Geschichte als Hauptfächer ab und unterrichtete als provisorische Lyzeallehrerin am Städtischen Mädchen-Lyzeum in Brünn/Brno. Von 1904 bis 1918 war sie Hauptlehrerin an der Landes-Lehrerinnenbildungsanstalt in Marburg an der Drau/Maribor. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der Auflösung der Anstalt mit deutscher Unterrichtssprache wirkte sie als Professorin an der Bundes-Lehrerinnenanstalt in Graz und trat 1923 in den Ruhestand ein. Schon 1922 hatte Puchleitner die Ortsgruppe Graz der "Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Österreich" gegründet und fungierte nach ihrer Pensionierung 10 Jahre lang als deren Obfrau bzw. Vorsitzende. Die Weltzentrale am Sitz des Völkerbundes befand sich in Genf. Das Hauptanliegen dieses pazifistischen Frauen-Weltbundes war weltweite Abrüstung und Weltfrieden. Die Bemühungen des österreichischen Zweiges galten insbesondere auch der Abrüstung aller damaligen Wehrverbände der politischen Parteien in Österreich und damit dem inneren Frieden der jungen Republik. Die Ortsgruppe Graz der Frauenliga, der leider kein Erfolg beschieden war, wurde im Zuge der damaligen Entwicklungen 1936 behördlich aufgelöst. Trotzdem setzte sich Puchleitner weiter für Frieden und Freiheit ein, was ihr gerade während des Zweiten Weltkrieges größere Schwierigkeiten mit den Behörden einbrachte.
Personality Walk Graz
Publikationen
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Puchleitner, Seraphine: Die Territorialeinteilung der illyrischen Provinz Krain unter französischer Verwaltung : (1809 bis 1814) ; mit einer Tabelle / von Seraphine Puchleitner. - [Laibach], 1902
UBG FB f.Geschichte 6225:H673
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Puchleitner, Seraphine: Die Verwaltungseinrichtungen des Erzstiftlandes Salzburg / von Seraphine Puchleitner. - Brünn: Rohrer, 1904
ÖNB 434833-B.Neu-Per.3
Quellen und Sekundärliteratur
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Aigner, Reinhold: Seraphine Puchleitner : der erste weibliche Student und Doktor an der Universität Graz. - In: Blätter für Heimatkunde 51 (1977) 4, 119-122
ÖNB 608101-C.Neu-Per
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Ein Grazer weiblicher Doktor [Seraphine Puchleitner zum Doktor der Philosophie promoviert]. - In: Dokumente der Frauen 7 (1902) 8
ÖNB 402681-B.Neu
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Schuster, Elke: "Bitte um gefällige Antwort, ob der Besuch der Universität zu Graz Frauen erlaubt ist." : die Anfänge des Frauenstudiums in Graz. - In: Über den Dächern von Graz ist Liesl wahrhaftig : eine Stadtgeschichte der Grazer Frauen / Carmen Unterholzer ... (Hrsg.). - Wien: Wiener Frauenverl., 1996, 85-100
ÖNB 1347742-B.Neu-Per.15
ÖNB 1399149-B.Neu-Per.15
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Simon, Gertrud: "Durch eisernen Fleiß und rastloses, aufreibendes Studium" : die Anfänge des Frauenstudiums in Österreich ; Pionierinnen an den Universitäten Wien und Graz. - In: Geschichte der Frauenbildung und Mädchenerziehung in Österreich : ein Überblick / hrsg. von Ilse Brehmer und Gertrud Simon. - Graz: Leykam, 1997, 205-219
ÖNB 1509892-B.Neu
Material in Archiven und Sammlungen
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Bilder
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Promotion von Seraphine Puchleitner 1902
Aus:
Schuster: "Bitte um gefällige Antwort, ob der Besuch der Universität zu Graz Frauen erlaubt ist." - In: Über den Dächern von Graz ist Liesl wahrhaftig, 97
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