aus: Wiener Bilder, Nr. 29, 1910
|
Frauengeschichte
Österreich
- das erste Mädchengymnasium (1892 gegründet; seit 1903 mit Öffentlichkeitsrecht) übersiedelt vom 1. Bezirk, Hegelgasse in den 6. Bezirk, Rahlgasse 4
- der Unterrichtsminister schränkt die Möglichkeit von Mädchen, als Privatistinnen am Unterricht in Knabenmittelschulen teilzunehmen, drastisch ein (max. 5 %); sie dürfen nur zuhören, weder Fragen stellen noch schriftlich oder mündlich geprüft werden, um die Knaben nicht zu stören
- am 10. Juni - einen Tag nach dem Tod Auguste Fickerts - wird der Antrag auf Aufhebung des § 30 (Vereinsverbot für Frauen) vom Abgeordnetenhaus angenommen (siehe dazu: Neues Frauenleben, 22. Jg., 1910, Nr. 8)
- 29. März bis 2. April tagt in Wien der Erste Katholische Frauentag, den Frauen aus allen Kronländern, Deutschland und der Schweiz besuchen (siehe: Bericht über den I. allgemeinen katholischen Frauentag in Wien)
- 13. April: die Sozialdemokratinnen veranstalten in Wien eine große Versammlung, in der die wichtigen Fragen des politischen Rechtes der Frauen erörtert werden; die Frauen ziehen gemeinsam in "geschlossenen Zügen" aus den einzelnen Bezirken ins Versammlungslokal
- 9. Juli bis 12. Juli: in Innsbruck findet die Vorstandssitzung des Frauenweltbundes statt
- erstmals Ausbildung für Pharmazeutinnen möglich
- Gründung der "Vereinigung bildender Künstlerinnen"
- Maria Eugenie delle Grazie veröffentlicht ihren historischen Roman "Vor dem Sturm" (ÖNB-Signatur: 478.663-B), in dem sie die 1848-er Revolution in Wien mit dem Thema der Bauernbefreiung verknüpft
- die erste Privatdozentin Ungarns: Dr. Irene Markbreiter
- Anfang November wird als 38. Ausstellung der Secession unter der Ägide der "Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs" (Vorsitz: Olga Brand-Krieghammer) die erste Ausstellung über das (weltweite) Kunstschaffen von Frauen, eröffnet; Titel: "Die Kunst der Frau"; ausgestellte Künstlerinnen: Sofonisba Anguissola, Tina Blau, Rosa Bonheur, Rosalba Carriera, Marguerite Gérard, Angelika Kauffmann, Käthe Kollwitz, Judith Leyster, Catharina Sanders van Hemessen, Elisabeth Sirani und Elisabeth Vigée-Lebrun (Näheres dazu: Littmann, Helene. In: Österreichische Frauen-Rundschau 1910, Nr. 80)
- am Internationalen Kongresses für öffentliche Armenpflege und private Wohltätigkeit in Kopenhagen schlägt Ilse von Arlt vor, den Beruf einer Wohlfahrtspflegerin zu schaffen und für eine umfassende Schulung zu sorgen
Andere Länder
- In Bonn, Deutschland erfolgt die erste Habilitation von Frauen: Maria Gräfin von Linden - im Fach Zoologie; sie erhält keine Lehrerlaubnis
- Juni: Gründung der "Helene-Lange-Stiftung", deren Zweck die Örderung der Frauenbildung durch die Erteilung von Stipendien an Studentinnen ist
- am 13. August stirbt die britische Krankenschwester Florence Nightingale in London
- 26./27. August: auf der zweiten internationalen sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen wird beschlossen, jedes Jahr einen Frauentag abzuhalten, um die Einführung des Frauenwahlrechts zu beschleunigen
- 18. November: in Großbritannien werden 150 Frauenstimmrechtlerinnen verhaftet
- Zulassung von Frauen zum Studium an Spaniens Unviersitäten
- in Dortmund werden erstmals Bibliothekarinnen an einer Öffentlichen Bibliothek ausgebildet
|