Über das Literaturarchiv

Aufgaben

Das Literaturarchiv ist eine der wichtigsten Institutionen seiner Art im deutschsprachigen Raum. Ausgehend von seinen Kernaufgaben, der Erwerbung und Erschließung von Vor- und Nachlässen, entwickelte es sich seit seiner Einrichtung als Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek im Jahr 1996 zu einem wichtigen Ort zwischen Wissenschaft und literarischem Leben. Die materielle Sicherung und Bewahrung der Dokumente steht in enger Verbindung mit der kontinuierlichen Forschungs- und Publikationstätigkeit am Archiv. Sie wird ergänzt durch Ausstellungen, Lesungen, wissenschaftliche Tagungen und zweimal jährlich stattfindende „Archivgespräche“.
Das Sammlungsgebiet umfasst Vor- und Nachlässe österreichischer AutorInnen sowie von PublizistInnen und PhilosophInnen mit literarischen Bezugspunkten ab dem 20. Jahrhundert, im Besonderen auch Verlags- und Redaktionsarchive (s. Sammelrichtlinien; Kriterien für die Übernahme und den Ankauf von Vorlässen finden Sie hier).
Auch betreut das Literaturarchiv das im April 2015 eröffnete Literaturmuseum in der Johannesgasse.

Bestände

Vor- und Nachlässe

Den Kernbestand des Archivs bilden Bestände aus der Zeit nach 1945. Dazu zählen unter anderen die Vor- und Nachlässe von Gerhard Amanshauser, Heimrad Bäcker, Christine Busta, Elfriede Czurda, Elfriede Gerstl, Peter Handke, Ernst Jandl, Walter Kappacher, Robert Menasse, Andreas Okopenko, Robert Schindel, Margit Schreiner, Julian Schutting, Oswald Wiener oder Dorothea Zeemann. Viele Nachlässe und Sammlungen betreffen jedoch auch AutorInnen, die zu den wesentlichen VertreterInnen der Literatur- und Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit zählen wie Ödön von Horváth, Egon Friedell oder Jakob Wassermann. Einen Schwerpunkt bilden die Nachlässe von ExilautorInnen wie Albert Drach, Erich Fried, Theodor Kramer, Manès Sperber und Hilde Spiel.
Besonders hervorzuheben sind Vor- und Nachlässe von Autoren und Publizisten, die als Herausgeber von Zeitschriften die literarische Entwicklung entscheidend mitbestimmten: Stefan Grossmann als Herausgeber der in Berlin erscheinenden Kulturzeitschrift Das Tage-Buch, Ernst Schönwiese als Herausgeber der Zeitschrift das silberboot, Otto Basil als Gründer der Zeitschrift Plan, Hermann Hakel als Leiter der Zeitschrift Lynkeus, Alfred Kolleritsch und Otto Breicha als Herausgeber der manuskripte und protokolle sowie Gustav Ernst, Josef Haslinger und Peter Henisch als Redaktionskollektiv des wespennest.
Mit dem breiten Spektrum an Materialien liefert das Literaturarchiv einen differenzierten Zugang zu kulturellen, politischen und historischen Prozessen. So geben beispielsweise die Nachlässe von Günther Anders, Ernst Fischer und Friedrich Heer Einblick in die intellektuellen Positionen der Zweiten Republik. Dem gegenüber finden sich ebenso Materialien mit austrofaschistischem bzw. nationalsozialistischem Hintergrund wie jene von Hans Brecka, Maria Grengg, Richard Libiger, Hanns Sassmann oder Karl Hans Strobl.
Zu den bedeutendsten Beständen institutioneller Provenienz gehören die umfangreichen Archive der Grazer Autorenversammlung, des Literaturverlags Droschl, des Paul Zsolnay Verlags, des Milena Verlags und der edition neue texte.

Audiovisuelle Dokumente

Die zunehmende Bedeutung von audiovisuellen Medien spiegelt sich auch in den Sammlungen des Literaturarchivs. Sie dokumentieren nicht nur die mediale Rezeption von AutorInnen, sondern besitzen in vielen Fällen Werkcharakter. Derzeit befinden sich in den Beständen ca. 1250 Tonbandkassetten, 260 Tonbänder, 1200 Schallplatten, 740 Compact Discs sowie 500 Videokassetten und Super-8-Filme. Aufgrund der zunehmenden Gefährdung der Trägermedien werden die wichtigsten analogen Tondokumente sukzessive digitalisiert.

Widmungsexemplare und annotierte Exemplare

Mit der Übernahme von Vor- und Nachlässen gelangt eine beständig wachsende Zahl an Widmungsexemplaren und Büchern mit Arbeitsspuren ans Archiv. Diese werden wie Originalmaterialien behandelt und können ebenfalls im Lesesaal eingesehen werden.

Fachliteratur

Werkausgaben und wichtige Sekundärliteratur zu den Beständen sowie bio-bibliografische Nachschlagewerke sind in Freihandaufstellung im Lesesaal des Literaturarchivs zu benützen. Zum Bestand des Archivs gehören außerdem größere und kleinere Nachlassbibliotheken, die geschlossen aufgestellt werden.

Allgemeines


last update 03.09.2015