[2/ S. 251:] Im Herbst 2000 findet in Wien der Internationale Germanistenkongreß statt, zu dem weit über tausend Fachkollegen erwartet
werden. Aus diesem Anlaß ist neben zahlreichen Aktivitäten auch eine umfangreiche Ausstellung zur österreichischen Literatur
geplant (vgl. die Ankündigung von Wendelin Schmidt-Dengler im vorliegenden Band). In diesem Kontext soll das österreichische
Literaturschaffen nach 1945 in einem bleibenden Dokument festgehalten werden. Als erste publizistische Zusammenarbeit zwischen
der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur und dem ÖLA ist ein partiell kommentierter Bildband projektiert.
Der von Volker Kaukoreit und Kristina Pfoser herausgegebene Band präsentiert vorwiegend neue und unbekannte (d. h. nicht nur
aus den gängigen Fotobänden, Monographien usw. entnommene) Abbildungen - und ist sozusagen ein bebilderter Begleitband für
eine österreichische Literaturgeschichte ab 1945. Schriftsteller werden in den verschiedensten Kontexten vorgestellt: bei
Lesungen, Diskussionen, Preisverleihungen, Kollegengesprächen, in privatem Ambiente usw. Abbildungen von Buchtiteln, Handschriften
und Zeitungsmeldungen, Plakaten, Theater-Szenenfotos, literarischen Schauplätzen runden den Blick auf die Vielfalt der österreichischen
Literatur ab. Vielfalt - das meint natürlich auch Zeitschriften, das Verlagswesen, literarische Gruppen und Organisationen
ebenso wie die punktuelle Darstellung regionaler Aspekte in den Bundesländern.
Seit einigen Jahren wird in mehreren Projekten an einer österreichischen Literaturgeschichtsschreibung gearbeitet. Der geplante
und in dieser Form bisher fehlende Bildband soll einerseits wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, andererseits eine Einladung
zu einem anregenden Streifzug durch die österreichische Literatur von der Nachkriegszeit bis zur unmittelbaren Gegenwart aussprechen.
In den Bild- [2/ S. 252:] welten verdeutlichen sich die Kontraste und das Nebeneinander verschiedener literarischer Strömungen und Persönlichkeiten,
wie z. B. in der Gleichzeitigkeit des offiziellen Literaturbetriebs in den 50er Jahren (Staatspreise an Felix Braun, Rudolf
Henz, Max Mell, Franz Nabl) und den Anfängen der literarischen Nachkriegsavantgarde. Die generelle Problematik der Periodisierung
und Kanonisierung der österreichischen Literatur seit 1945 wird in einem einleitenden Essay von Wendelin Schmidt-Dengler umrissen.
In einer für das Projekt (ca. 350 Seiten mit rund 750 Abbildungen) eingerichteten Autoren- und Bild-Datenbank werden die Ergebnisse
der Bildrecherche in österreichischen und internationalen Archiven und in Privatbeständen zusammengeführt. Für bis Spätherbst
1999 eingehende Hinweise auf geeignetes Bildmaterial in Privatbesitz und in ›abgelegenen‹ Archivbeständen wären die Herausgeber
dankbar.
Volker Kaukoreit / Kristina Pfoser
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