Abb. 1. Die Rilke-Gesellschaft im Hof des Hofmannsthal-Schlößls in Rodaun. [2/ S. 523] Abbildung in eigenem Fenster öffnen [104,7KB]
[2/ S. 253:] Auf Einladung des ÖLA und der Österreichischen Gesellschaft für Literatur fand die Jahrestagung der internationalen Rilke-Gesellschaft
1998 in Wien statt. Vom 23. bis 26. September widmeten sich Vorträge und Arbeitskreise den beiden wichtigsten Wien-Aufenthalten
Rilkes: im November 1907 - das Programm seiner damaligen Lesung in der Buchhandlung Heller wurde am anläßlich der Tagungs-Eröffnung
im Prunksaal der ÖNB von Manoel Maurer vorgetragen - und von Januar bis Juli 1916, als er im Kriegsarchiv in der literarischen
Gruppe als Landsturmpflichtiger Dienst tat.
Eingehend wurden in Vorträgen von Alena Bláhová (Prag), Rüdiger Görner (London), Franziska Kolp (Bern), Walter Methlagl (Innsbruck),
Joachim Storck (Freiburg / Breisgau, Mannheim) und Ferenc Szász (Budapest) das wechselseitige Verhältnis zwischen Rilke und
dem Jungen Wien, Arthur Holitscher, Karl Kraus und Alexander Lernet-Holenia sowie seine Auseinandersetzung mit moderner Musik
und bildender Kunst, vor allem dem Werk Oskar Kokoschkas, behandelt. Einen Überblick über den aktuellen Stand der Neuerscheinungen
zu Rilke vermittelte August Stahl (Saarbrücken).
Den Abschluß der Tagung bildete nach der Enthüllung einer Rilke-Gedenktafel am Hotel Imperial ein Ausflug mit einer historischen
Straßenbahn, einer »Elektrischen« aus der Zeit Rilkes, nach Rodaun mit einem Besuch des Hofmannsthal-Hauses.
In enger Kooperation zwischen dem ÖLA und dem Österreichischen Staatsarchiv entstand anläßlich der Tagung die Ausstellung
über Rilke im k. u. k. Kriegsarchiv (Ausstellungskonzept und -gestaltung: Rainer Egger und Wilhelm Hemecker). Sie wurde am
24. September vom Generaldirektor des Staatsarchivs Lorenz Mikoletzky eröffnet und war bis zum 29. Oktober 1998 im Ausstellungssaal
des Staatsarchivs zu besichtigen.
Als erste Nummer der Reihe »Österreichisches Literaturarchiv - Kataloge« ist - ursprünglich als Begleitbuch zur Ausstellung
- eine Monographie mit über hundert, teils farbigen Abbildungen erschienen (Wilhelm Hemecker: Rilke in Wien. Wien: Inlibris
1998). Aufgrund zahlreicher neuer Quellen dokumentiert sie erstmals ausführlich das Jahr 1916, in dem Rilke zusammen mit Franz
Theodor Csokor, Alfred Polgar und Stefan Zweig im k. u. k. Kriegsarchiv »Dicht-Dienst« verrichten sollte. Zugleich begleitet
der Band in Text und Bild den Dichter durch den Alltag und durch Fürstenhäuser, zu Karl Kraus und zu Hugo von Hofmannsthal
in Rodaun und bietet Einblick in die Werkstatt des Dichters: das von einem Gemälde Kokoschkas inspirierte, lange verschollene
Gedicht »Haßzellen, stark im größten Liebeskreise ...« ist zu dieser Zeit entstanden und liegt als Faksimile dieser ersten
Monographie zu Rilke in Wien bei.
Wilhelm Hemecker
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