Die Geschichte des Dragoljub Milanović (Textfassung 1)

Typoskript 1,5-zeilig, Kopie, mit eh. Korrekturen von Peter Handke und Jochen Jung, 21 Blatt, 10.01.2011 bis 12.02.2011

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Die bislang frühste aufgefundene Textfassung der Geschichte des Dragoljub Milanović  ist die Kopie eines 1,5-zeiligen Typoskripts. Auf ein unpaginiertes, handgeschriebenes Titelblatt (Bl. I) folgen 19 maschinengetippte Blätter, die von Peter Handke handschriftlich korrigiert und nach dem unpaginierten Blatt II mit Seitenzahlen von 2-19 versehen wurden. Am linken Rand neben dem Text sind, ebenfalls von Hand, die Daten der Schreibtage vermerkt. Die Niederschrift begann am 10. Januar 2011 und wurde am »23. Januar 2011 [/] ~ 18h45« (Bl. 19) vorläufig abgeschlossen. Am 12. Februar entstand, ebenfalls auf der Schreibmaschine, allerdings mit einem anderen Farbband getippt, eine »Anfügung« (Bl. 20) mit handschriftlich notierter Seitenzahl und Datierung sowie Korrekturen, die eine Seite umfasst.

Das korrigierte Typoskript wurde kopiert, auf Blatt 20 fügte Handke daraufhin den ersten Satz des Blattes wiederum von Hand mit schwarzem Kugelschreiber hinzu. Dann gelangte die Kopie an den Jung und Jung Verlag. In die Kopie hat der Verlagsleiter und Lektor, Jochen Jung, mit Bleistift seine Anmerkungen eingetragen. Er notierte Verschiedenes, zum Beispiel zu einem Absatz über die hinsichtlich des NATO-Bombardements in Serbien umstrittene gerichtliche Zuständigkeit: »unklar« (Bl. 2) – Handke hat diesen Abschnitt allerdings nicht mehr verändert (vgl. DGD 7). Außerdem schlug Jung Handke das Streichen von zwei Absätzen vor. Der erste Strich wurde vollständig angenommen. Auf den Satz über die Ausstrahlung von Häftlingen »[...] war nicht die stärkste solcher Strahlungen gerade von den Mördern, den lebenslänglich Eingesperrten, ausgegangen?« (DGD 26) folgte in der ersten Textfassung noch der folgende Absatz:

»Und hatte nicht später dann ein wegen Massenmordes Verurteilter, der ehemalige \SS-/Kommmandant von Wilna, bei meinem Besuch in seinem Gefängnis irgendwo hinter dem deutschen Taunus, mit seinem, im Gegensatz zu den meisten draußen in der Freiheit, seltsam klaren Gesicht, den still leuchtenden Augen und der \so/ sanften Stimme auf mich den Eindruck – ganz und gar nicht eines Gespensts, vielmehr eines, wie sagte man einmal, Vergeistigten gemacht, eines, derm mit sich im Reinen, jemand durch und durch Reiner, ein Gereinigter war?« (Bl. 14)

Der zweite Strich-Vorschlag Jungs wurde nur zur Hälfte übernommen. Handke war mit dem Streichen folgender Sätze einverstanden: »Zu hören war auch, daß die Frankfurter Spezielle Zeitung, einmalig für dieses Blatt, scharf darauf sei, die Geschichte des Dragoljub Milanović zu publizieren, und \z/war, unerhört, ohne einführenden Kommentar, und, noch unerhörter, ohne ein Riesenphoto, das den Helden der Geschichte gemeinsam mit Slobodan Milošević, Pol Pot und Ben Ali zeigte – wenn ein Photo, so höchstens eines, wo \der Häftling/ mit einem FABER CASTELL Bleistift im Licht einer nackten Glühbirne an einem Gedicht schreibt, \und zwar auf deutsch./« (Bl. 18f.) Das darauf Folgende, das wegzulassen Jung ebenfalls vorschlug, blieb aber im veröffentlichten Text (vgl. DGD 33f.), bis auf die letzte Zeile mit der Angabe des Jahres, die gestrichen wurde, erhalten: »Und zu hören zuletzt noch? Daß der Europäische Gerichtshof in Den Haag, Dragoljub Milanović' Fall, oder Geschichte, oder Fallgeschichte hin oder her, beschlossen hat, den neunzehn(oder so) Staaten der"Nordeuropäischen Verteidigungsorganisation" wegen ihres völkerrechtswidrigen Angriffs auf die Bundesrepublik Jugoslawien vor ihrem\seinem/ Haupttribunal \doch noch/ den Prozeß zu machen, \noch/ zwischen Ostern und Christi Himmelfahrt dieses Jahres 2011, und zwar dalli!« (Bl. 19) (Vanessa Hannesschläger)

Siglenverzeichnis Editorische Zeichen

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorlage): 

Die Geschichte des [/] Dragoljub Milanović [Bl. I]
 

Beteiligte Personen:  Jochen Jung
Entstehungsdatum (laut Vorlage):  10. Januar 2011 [Bl. 1]; 11. Januar 2011 [Bl. 1]; 12. Januar 2011 [Bl. 3]; 13. Januar 2011 [Bl. 5]; 14. Januar 2011 [Bl. 7]; 19. Januar 2011 [Bl. 9]; 20. Januar 2011 [Bl. 11]; 21. Januar 2011 [Bl. 13]; 22. Januar 2011 [Bl. 15]; 23. Januar 2011 [Bl. 17]; – 23. Januar 2011 [/] ~ 18h45 [Bl. 19]; (Anfügung 12. Febr. 2011) [Bl. 20]
Datum normiert:  10.01.2011 bis 12.02.2011

Materialart und Besitz

Besitz:  Privatarchiv Jochen Jung
Art, Umfang, Anzahl: 

Typoskript 1,5-zeilig, Kopie, 21 Blatt, I-II, pag. 2-20, mit eh. Korrekturen in Kopie und original, sowie mit Bleistiftkorrekturen von Jochen Jung

Format:  A4
Schreibstoff:  Bleistift, Kugelschreiber (schwarz)

Ergänzende Bemerkungen

Sprache:  Deutsch, Serbisch