Der Himmel über Berlin (Drehbuchfassung)

Computerausdruck 1-zeilig, Kopie mit hs. Korrekturen, 70 Blatt, 30.09.1986 bis 01.10.1986

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Bei dieser gelochten und gebundenen Kopie einer mit Nadeldrucker ausgedruckten Textdatei handelt es sich um ein frühes Drehbuchexemplar von Wim Wenders Film Der Himmel über Berlin, für den Peter Handke einige Textpassagen geschrieben hat. Die gebundene Kopie umfasst insgesamt 70 Blätter, die ab der fünften Seite mit einer durchgehenden Computerpaginierung von 5-69 versehen sind. Die ersten vier Blätter – ein Titelblatt (Bl. I), ein Mottoblatt (Bl. II), eine Art Inhaltsverzeichnis (Bl. III) und die Szenenreihenfolge (Bl. IV) sind unpaginiert. Wenders dürfte Handke dieses Drehbuchexemplar im Oktober 1986 nach Salzburg gebracht oder geschickt haben; es enthält nur drei kleine handschriftliche Bleistiftkorrekturen von Peter Handke auf Blatt 40, auf Blatt 58 und auf Blatt 69.

Das Titelblatt enthält neben der Titelei auch die Film- und Copyrightangaben sowie die Datierung der Drehbuchfassung: »DER HIMMEL ÜBER BERLIN [//] Ein Film von Wim Wenders [/] in Breitwand, in schwarz/weiß, in Farbe [/] und in Berlin. [/] Copyright Road Movies GmbH, Berlin 1986 [/] Fassung vom 1. 10. 86«. Zwischen diesen Angaben wurde das Exemplar von Wim Wenders am 19. November 2008 signiert, als er vermutlich zusammen mit Peter Handke bei Hans Widrich in Salzburg zu Besuch war. (Handke signierte das Exemplar zwar nicht, setzte aber mit schwarzer Tinte vor »Ein Film von Wim Wenders«: »Im Anfang war…« (Bl. I). Auf das Titelblatt folgt ein Blatt mit zwei Motti. Das erste Zitat stammt von »Rilke. Aus der Achten [/] der Duineser Elegien« und lautet: »Und wir: Zuschauer, immer überall, [/] dem allen zugewandt und nie hinaus!«. Das zweite Motto zitiert einen Vers aus der »Totenliturgie der Mandäer«: »Ich gehe, mein Ebenbild zu treffen, [/] und mein Ebenbild kommt mir entgegen: [/] Es liebkost mich und umarmt mich, so als [/] ob ich aus der Gefangenschaft zurückkehrte.« (Bl. II)

Das dritte Blatt enthält die Gliederung des Films in zwei von einander stilistisch unterschiedene Teile und den Inhalt ihrer jeweils drei Akte. Der erste Teil des Films sollte demnach »schwarz/weiß« gedreht werden. »Fast ausschließlich "weiche" Szenenübergänge, d. h.: viele Überblendungen, Ab- und Aufblenden, aus denen sich ein Gefühl von Fließen ergeben soll, ein anderes Zeitkontinuum, als man das "im Film" gewöhnt ist: nicht ein durch Montage strukturierter Blick, sondern ein einziges, unablässiges, ununterbrochenes Schauen. Es vergehen 24 Stunden.« (Bl. III) Die drei Akte des ersten Teils zeigen 1) »[d]ie erste Beschreibung der Welt der Engel«, geben danach 2) eine »Einführung aller Hauptpersonen und Hauptdrehorte« und handeln 3) »[v]on der ersten Idee der "Menschwerdung" bis zum Entschluß dazu« (Bl. III). Der zweite Teil soll »in Farbe« sein. »Harte Schnitte. Eine "Kino"-Zeit vergeht: mehrere Wochen wie im Flug.« Die drei Akte erzählen 1) »[d]as "Auftauchen" der Engel in der realen Welt«, die »[e]rste Konfusion und erste[n] Konflikte«, 2) die »Konsolidierung und Klärung der Verhältnisse« und 3) die »[d]ramatische Entwicklung bis hin zum (guten!) ENDE« (Bl. III). Der Film ist mit »[z]wei Stunden« projektiert, »jede Hälfte ca. 60 Minuten« (Bl. III). Das vierte Blatt führt die die genaue »REIHENFOLGE« der einzelnen Szenen mit Minutenangaben an. Die folgenden 64 Blätter enthalten nach einer »VORBEMERKUNG ZUR EINLEITUNGSSEQUENZ« (Bl. 5) die genauen Angaben zu den einzelnen Szeneneinstellungen, mit den Regieanweisungen und Bemerkungen von Wim Wenders, sowie die Dialogtexte. Teilweise sind die Anweisungen für die Kameraeinstellungen in einem poetischen-epischen Duktus geschrieben und lesen sich wie eine Erzählung.

Zwischen Blatt 63 und 64 ist die Kopie einer mit Schreibmaschine getippten Erklärung von Wim Wenders eingeschoben, in der er den zweiten Teil des Drehbuchs als »"Work in progress"« (Bl. V) bezeichnet: »Die zweite Hälfte, die neuen Lebenserfahrungen Damiels, die Lebensgeschichte, die sich zwischen ihm und Marion ergeben wird, die Lebens- und Leidensgeschichte Cassiels etc. ist in Arbeit.« Weiters heißt es darin: »Ich wollte nur noch nichts öffentlich machem [sic!], von dem ich nicht überzeugt war. [/] Es gibt zuviel Ideen für diesen Teil, [/] Und das heißt manchmal auch: nicht genug. [//] Beigefügt sind 4 Texte von Peter Handke, die sich (hoffentlich) in diesen zweiten Teil einfügen werden.« (Bl. V) Diese Erklärung wurde von Wenders unterzeichnet und auf »30.9.86« datiert. Die im Drehbuch folgenden, von Handke geschriebenen Passagen heißen »VOR DEM PAARWERDEN« (Bl. 64), »NACH DER NACHT« (Bl. 66) und »"PREDIGT" DES WAHNSINNIG GEWORDENEN CASSIEL KREUZ UND QUER DURCH DIE STADT« (Bl. 67). (kp)

Siglenverzeichnis  Editorische Zeichen

 

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorlage): 

DER HIMMEL ÜBER BERLIN [Bl. I]

Beteiligte Personen:  Wim Wenders
Entstehungsdatum (laut Vorlage):  30.9.86 [Bl. V]; 1.10.86 [Bl. I]
Datum normiert:  30.09.1986 bis 01.10.1986
Entstehungsorte (laut Vorlage): 

Berlin [Bl. I]

Materialart und Besitz

Besitz:  Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Art, Umfang, Anzahl: 

Computerausdruck 1-zeilig, Kopie, gelocht und gebunden, 70 Blatt, I-IV, pag. 5-63, V, 64-69; mit einzelnen hs. Bleistiftkorrekturen auf den Kopien von Peter Handke

Format:  A4
Schreibstoff:  Bleistift, Tinte (blau, schwarz)