Entstehungskontext

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Unter dem Titel Das Ende des Flanierens brachte der Suhrkamp Verlag Essays, Buch- und Filmbesprechungen, Reden und Gedichte heraus, die Peter Handke im Zeitraum zwischen 1967 und 1980 verfasst hatte. Diese waren bereits in Zeitschriften und Zeitungen (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Der Spiegel, Die Zeit, Die Furche, manuskripte, Akzente), Ausstellungskatalogen oder mündlich als Reden zu Preisverleihungen veröffentlicht, zum Teil mit anderen Titeln. Als Lektor für Peter Handke war mit dieser Publikation in der Nachfolge von Elisabeth Borchers erstmals Raimund Fellinger beauftragt.

Der Sammelband steht in einer Reihe mit zuvor erschienenen Zusammenstellungen theoretischer Texte zu Literatur, Kunst und Film, bei denen die Intention und Auswahl jeweils von Peter Handke ausging: Begrüßung des Aufsichtsrats (1967), Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms (1972) und Als das Wünschen noch geholfen hat (1974). Neben den vorwiegend essayistischen Texten enthält Das Ende des Flanierens elf sogenannte »Gelegenheitsgedichte«, deren Hintergrund konkrete Anlässe gewesen sein dürften. Sein 1975 erstgedrucktes Gedicht Der Volkssportler betitelte er, einer Notiz vom 23. März 1980 zufolge, für den Sammelband neu mit Drohgedicht. Die Entstehung des Gedichts An die Henker wird mit Ende 1977 vermutet und in Zusammenhang mit dem Tod der Stammheimer Gefangenen der RAF und der Ermordung Bubacks, Pontos und Schleyers gesehen (vgl. Braun / Buselmeier 2009, S. 132-133). Texte, die erst während der Zusammenstellung des Buches im Frühjahr 1980 entstanden, nahm Handke ebenfalls auf: Im März verfasste er Österreichisches Gedicht 1979/80 und im Mai Ein Gruß an Ludwig Hohl (seine Rede zur Petrarca-Preisverleihung im Mai 1980).

Zu Das Ende des Flanierens gab und gibt es kein zusammenhängendes Manuskript oder Typoskript. Als Satzvorlagen dienten die Erstdrucke der ausgewählten Texte in Zeitungen und Zeitschriften, für deren (Wieder-)Beschaffung Handke am 22. März 1980 seinen Verleger Siegfried Unseld um Hilfe bat: »Jemand müßte mir helfen, die Essays über Christian Wagner, Nicolas Born, Patricia Highsmith, Niki Lauda, Hermann Lenz usw. aus "Zeit", "Spiegel" usw. einzutreiben.« (Handke / Unseld 2012, S. 393) Offensichtlich lagen die Originalmanuskripte und -typoskripte auch Handke zu diesem Zeitpunkt nicht (mehr) vor.

Siegfried Unseld hielt in seinem Reisebericht Salzburg, 5./6. April 1980 anlässlich eines Besuchs bei Handke fest, dass dieser eine Textsammlung »nach Art der "Innenwelt" oder "Als das Wünschen noch geholfen hat"« vorgeschlagen habe, in der seine Erzählung Die Lehre der Sainte-Victoire »als Kern« integriert sein sollte (Handke / Unseld 2012, S. 399). Handke begründete diesen ungewöhnlichen Vorschlag unter anderem mit der inhaltlichen Nähe seiner Essays zu Die Lehre der Sainte-Victoire, wie Unseld berichtet: »Im übrigen kämen in der Erzählung Christian Wagner und Ludwig Hohl vor und auch Kafka, und insofern gehöre der Text zu diesen Essays.« (Handke / Unseld 2012, S. 401) Unseld äußerte Zweifel an einer solchen Mischform und Handke befürwortete in einem Brief vom 20. April 1980 seinerseits zwei separate Buchveröffentlichungen. Den Titel für den Sammelband, Das Ende des Flanierens, bestätigte Handke in einem Brief am 12. Mai 1980 (vgl. Handke / Unseld 2012, S. 401-403). Das Buch erschien am 26. November 1980 als Sammlung von »Gelegenheitsarbeiten«, zwischen den beiden Erzählungen Die Lehre der Sainte-Victoire (September 1980) und Kindergeschichte (Februar 1981). (ck)

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