ΠΡΟΜΗΘΕΥΣ ΔΕΣΜωΤΗΣ / Prometheus, gefesselt (Textfassung 1)

Bleistiftmanuskript, 53 Blatt, 12.07.1985 bis 24.08.1985

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Die erste Textfassung von Peter Handkes »ΠΡΟΜΗΘΕΥΣ ΔΕΣΜωΤΗΣ [/] Prometheus, gefesselt« (Bl. I) ist ein Bleistiftmanuskript, das nach dem Titel- (Bl. I) und Personenblatt (Bl. II) sowie dem ersten Blatt des Texts (Bl. III), die ursprünglich unpaginiert waren und im Archiv mit einer Folierung versehen wurden, von Peter Handke mit einer Seitenzählung von 2-49 versehen wurde. Ebenfalls enthalten ist ein von Handke mit schwarzem Fineliner auf Vorder- und Rückseite beschriebenes Blatt (Bl. I*), das seine »Anmerkung« zur Übersetzung (verfasst im September 1985) beinhaltet sowie ein undatiertes Blatt (Bl. II*), auf dem er mit Bleistift Notizen zu griechischen Versmaßen festgehalten hat. Das Papier des Titel- und Personenblatts unterscheidet sich in seiner Helligkeit merklich vom Papier des ersten Textblatts, was vermuten lässt, dass Handke diese Vorsätze erst nach Fertigstellung der Niederschrift angefertigt hat. Das legt auch die Tatsache nahe, dass der Stücktitel direkt oberhalb des Textanfangs festgehalten ist, und zwar noch ohne deutsche Übersetzung: »ΠΡΟΜΗΘΕΥΣ ΔΕΣΜωΤΗΣ« (Bl. III), daneben hat Handke lediglich eine Notiz vermerkt: »Die Betonung ist [/] auf "gefesselt"!«

In Handkes Übersetzungsvorlage, einer Ausgabe der Prometheia aus dem Jahr 1953 (Heidelberg: F. H. Kerle), sind die Szenenanweisungen jeweils in Klammern auf Deutsch in den griechischen Text eingefügt. Handke hat sich bereits bei der Niederschrift dieser ersten Textfassung dazu entschieden, diese nicht zu übernehmen; auch im späteren Buchtext sind keine Szenenanweisungen enthalten. Die jeweiligen Sprechernamen hat Handke in diesem Manuskript anfangs in altgrichischen Buchstaben eingetragen, nach etwa 90 Versen (Bl. 6) wechselte er zur lateinischen Schrift, wobei er bei »HERMES« (z.B. Bl. 45) weiter hinten im Manuskript wiederum zur griechischen Schreibung »ΕΡΜΗΣ« (Bl. 46ff.) zurückwechselte. Auf dem Personenblatt sind die Namen lateinisch geschrieben. In beiden Schriften sind sie immer in Versalien. Am linken Rand neben dem Text hat Handke jeweils etwas Platz gelassen; dort sind die Verszahlen (wie in der Übersetzungsvorlage in Fünferschritten) eingetragen, es befinden sich dort außerdem Datierungen der einzelnen Schreibtage.

Demnach begann Handke die Niederschrift am »12.7.85« (Bl. 1) und schloss sie kaum eineinhalb Monate später ab. Am ersten Schreibtag übersetzte er lediglich sechs Verse, am zweiten schon 20. In der Folge übertrug er durchschnittlich 25 Verse am Tag, fallweise auch mehr; etwa erreichte er am 16. Juli die erste Chorstelle (Bl. 7) und beschäftigte sich am Folgetag intensiv mit ihr und übersetzte beinah 40 Verse. Handke arbeitete täglich an diesem Manuskript und unterbrach erstmals am 1. August; vermutlich, weil er an diesem Tag nach Griechenland reiste, denn unter dem Eintrag »2. Aug. 85« (Bl. 30) vermerkte er seinen neuen Aufenthaltsort: »(Rhodos)«. Er notierte in der Folge unterhalb der Daten seiner Schreibtage auch seine jeweiligen Aufenthaltsorte. Während dieser Reise durch Griechenland und die Türkei arbeitete Handke jeden Tag an der Übersetzung und unterbrach erst nach seiner Ankunft in Antalya am 12. August für vier Tage. Am 16. August nahm er das Schreiben »in Salzburg« (Bl. 41) wieder auf und beschäftigte sich von da an bis zur Fertigstellung des Manuskripts am »24. August 1985 [/] 15h [/] (Samstag)« (Bl. 49) täglich damit.

Handke hat im Zuge der Niederschrift immer wieder kleinere und größere Sofortkorrekturen vorgenommen, die zeigen, wie detailliert er den Worten seiner Vorlage folgte. Ein Beispiel: »Dahin Dort wird Zeus dich deine Seele heilen, [/] mit einer entschlossenen \unbeirrbarentenr/ Handauflegung, einer einfachenr [/] Berührung.« (Bl. 39) Fallweise hat er auch ganze Abschnitte gestrichen und in völlig anderen Worten neu übersetzt (vgl. Bl. 23f.) oder so intensiv durchgestrichen, dass das Darunterliegende kaum noch lesbar ist (z.B. Bl. 15, 21, 45, 49). (Vanessa Hannesschläger)

Siglenverzeichnis  Editorische Zeichen

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorlage): 

ΠΡΟΜΗΘΕΥΣ ΔΕΣΜωΤΗΣ / Prometheus, gefesselt [Bl. I], ΠΡΟΜΗΘΕΥΣ ΔΕΣΜωΤΗΣ [Bl. III]

Entstehungsdatum (laut Vorlage):  12.7.85 [Bl. III] - 24. August 1985, 15h (Samstag) [Bl. 49]
Datum normiert:  12.07.1985 bis 24.08.1985
Entstehungsorte (laut Vorlage): 

Rhodos [Bl. 30], Marmaris [Bl. 31], türkische Küste, die Bucht mit der Lagune [Bl. 32], nach Kaunos [Bl. 32], In der Zikadenbucht nach Kaunos [Bl. 32], in der Bucht der byzantinischen Ruinen [Bl. 34], Bucht v. Fethiye [Bl. 35], in der Bucht von Ölü Deniz [sic!] [Bl. 37], nach Letoon u. Xanthos; Kerkova [Bl. 38], (Kale, Bucht v. Kerkova) nach Abend im Dorf {Ügürük} m. d. morgenländischen Kai [Bl. 38], Bucht bei Ko{le}le [Bl. 39], (Finike, Fluß!) Taurus-Gebirge) [Bl. 40], Kemer [Bl. 40], Antalya [Bl. 41], in Salzburg [Bl. 41], nach dem Sturm an der Saalach [Bl. 42], nach Zell am See [Bl. 48]

Materialart und Besitz

Besitz 1:  Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Art, Umfang, Anzahl: 

Bleistiftmanuskript, 53 Blatt, fol. I-III, pag. 2-49, fol. I*-II*

Format:  A4
Schreibstoff:  Bleistift, Filzstift (schwarz)
Weitere Beilagen: 

 

  • 1 brauner Papierumschlag
  • nachträglich von Hans Widrich eingelegte Trennblätter