Hörspiel Nr. 2 (Textfassung 1a)

Typoskript 1,5-zeilig, mit hs. Korrekturen von Peter Handke, 40 Blatt, ??.10.1968 bis ??.02.1969

Druckversion

Dieses eineinhalbzeilig, mit rotem und schwarzem Farbband getippte Typoskript dokumentiert die erste in öffentlichen Archiven vorhandene Textfassung von Peter Handkes Hörspiel Nr. 2 (Textfassung 1a). Sie umfasst 40 Blatt, die der Autor nach einer unpaginierten Seite mit seiner Vornotiz zum Hörspiel (Bl. I) von 1-39 paginiert hat. Die von ihm dafür verwendeten verschiedenfarbigen Schreibstifte könnten durch Zäsuren im Arbeitsprozess entstanden sein und auf einzelne Schreib- oder Korrekturetappen hinweisen. Das Typoskript enthält kleinere Korrekturen (Bl. 5, 9, 10, 32, 37), Streichungen (Bl. I, 10, 15, 27) sowie Wort- und Satzeinfügungen des Autors (Bl. I, 6, 7, 11, 12, 13, 14, 15, 17, 20, 25, 26, 28, 29, 33, 36, 38), für die er ebenfalls verschiedenfärbige Kugelschreiber verwendete. Zum Beispiel strich Handke in der Vornotiz nach: »Es ist nicht die Absicht des Hörspiels, zu zeigen, wie es in einer Funkzentrale wirklich zugeht.« den Satz: »Die Absicht ist eine andre, was für eine, weiß ich selber nicht.« (Bl. I) Auf dem siebten Blatt findet man zwei Einfügungen: nach »Nein, kein Neger« schob Handke ein: »Lohnauszahlung!«, und nach »Kann niemand ihn mitnehmen? [/] (beiseite)« ergänzte er den Satz: »Er erbricht sich, als ab er sich erbrechen wollte…« (Bl. 7).

Trotz der Korrekturen dürfte es sich bei dieser Textfassung bereits um eine Reinschrift handeln. Vermutlich gab es eine noch früher entstandene Fassung des Hörspiels, die aber nicht erhalten ist. Das von Handke handschriftlich am Ende des Textes notierte Datum »(Oktober / November 68)« (Bl. 39) bezeichnet die Entstehungszeit von Hörspiel Nr. 2 bis zur vorliegenden ersten Textfassung. In einem Brief vom 19. September 1968 versprach Handke seinem Lektor Urs Widmer, für den Sammelband Peter Handke. Prosa, Gedichte, Theaterstücke, Hörspiel, Aufsätze (PGT) im Oktober ein neues Hörspiel zu schreiben und ihm das Typoskript noch »vor dem 31.10.« zu schicken (DLA, SUA, A: Suhrkamp Verlag, Verlagskorrespondenz). Ob es bei dem Termin blieb, lässt sich allerdings nicht mehr eruieren, eine Eingangsbestätigung ist in der Korrespondenz nicht erhalten. Den Durchschlag des Typoskripts (Textfassung 1b) schickte Handke aber Ende November an den WDR.

Eine am letzten Blatt eingeklebte Kopie eines einzeilig getippten Typoskriptteils (Bl. 39) macht deutlich, dass die vorliegende Textfassung 1a jedoch noch bis Februar 1969 bearbeitet wurde. Bei der Kopie handelt sich um den neuen Schlusstext, den Handke am 29. Jänner 1969 an Klaus Schöning, den Redaktionsleiter der Hörspielabteilung des Westdeutschen Rundfunks, geschickt hatte, der diesen wiederum am 11. Februar in Kopie an Claus Carlé aus der Herstellungsabteilung des Suhrkamp Verlags weitergab (Korrespondenz von Klaus Schöning im WDR-Archiv HA WDR, 11680). Der neue Schluss konnte demnach frühestens im Februar 1969, kurz vor Drucklegung, eingeklebt worden sein.

Das Typoskript diente im Suhrkamp Verlag als Satzvorlage für den Ende April 1969 erschienenen Abdruck des Hörspiels im »Handke-Reader« (PGT 215-260). Es enthält Hinweise und Satzzeichen für die Herstellung, etwa: »rot = kursiv (mit Klammern)« oder »Blocksatz, wenn nicht klar die Absicht "hier abhängen" deutlich ist« (Bl. 1). Der von Handke mit Hand geschriebene Titel »"Hörspiel Nr. 2"« (Bl. 1) am zweiten Blatt über dem Hörspieltext wurde von der Herstellung gestrichen und durch einen handschriftlich eingetragenen Titel am ersten Blatt vor dem Text der Vornotiz ersetzt (Bl. I).

Das Typoskript der Textfassung 1a ist der Entstehung nach die Vorlage für Textfassung 1b, dem beim Schreiben von Textfassung 1a erstellten Typoskriptdurchschlag. Die in der Textfassung 1a vorgenommenen, handschriftlichen Korrekturen wurden von Handke mit geringen Abweichungen in die Textfassung 1b übertragen. Dennoch zeigen der eingeklebte Schluss, weitere kleinere Korrekturen und die Satzzeichen der Herstellung, dass diese Fassung erst später fertiggestellt wurde – vermutlich zwischen Jänner und Februar 1969, parallel zur der Entstehung der im WDR für die Produktion hergestellten Abschrift (Textfassung 2). (kp)

Siglenverzeichnis Editorische Zeichen

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorlage): 

"Hörspiel Nr. 2" [Bl. I]; "Hörspiel Nr. 2" [Bl. 1]

Beteiligte Personen:  Herstellung Suhrkamp Verlag
Entstehungsdatum (laut Vorlage):  (Oktober/November 68) [Bl. 39]
Datum normiert:  ??.10.1968 bis ??.02.1969
Entstehungsorte (ermittelt):  Düsseldorf, Frankfurt am Main

Materialart und Besitz

Besitz 1:  Deutsches Literaturarchiv Marbach
Art, Umfang, Anzahl: 

Typoskript 1,5-zeilig, zweifarbig (rot/schwarz) getippt, 40 Blatt, I, pag.1-39, mit eh. Korrekturen und mit Satzanweisungen des Verlags

Format:  A4
Schreibstoff:  Bleistift, Kugelschreiber (grün, schwarz, rot, blau)